Diebstahl im Wunderland

[Datterich]

Die ganze Problematik ist doch die Einstellung gegenüber fremden Eigentums und gesellschaftlicher Spielregeln. Ob das jetzt ein Preiserlein ist oder irgendeine Hauswand.

Halteverbotschilder werden ignoriert (gilt ja nicht für mich!), solange dort keine Metallpfosten oder Findlinge versperren, Hauswände werden bemalt und verschandelt, und Figuren werden abgebrochen - das gibt es schon lange, zum Beispiel am Kölner Dom.

Hier die Verhältnismäßigkeit zu bemühen, hieße aber auch, das Ganze zu tolerieren. Das ist ungut und nicht akzeptabel. Diebstahl muss immer Diebstahl bleiben - in allen Köpfen unserer Gesellschaft.

Freundliche Grüße aus Darmstadt
Datterich
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... der nicht zwischen 'Kleinem Diebstahl' und 'Großem Diebstahl' unterscheiden mag

[Bernd.T]

ist ja genau das was ich geschrieben habe. Das heißt aber auch das wir alle die Augen mehr aufhaben müssen um den Anfängen zu wahren. Und die Eltern werden aufgefordert viel mehr Einfluss auf ihre Kinder zu haben.

[genius]

Das setze ich noch viel tiefer verwurzelt an:

Meiner Meinung nach ist es die extreme Betonung des Einzelindividuums und die daraus enstandene Ich - Betonung. Jeder ist sich selbst der nächste. Wo gibt's denn heute noch Visionen? Ein höheres Ganzes, das womöglich wichtiger ist als ein Einzelindividuum? "Schau was ich habe" ist wohl einer der wichtigsten Sätze des letzten Jahrzehnts. Ich habe eine Figur. Das reicht einem Klauer völlig. Den interessiert's gar nicht ob und wie's einem anderen (egal ob dem Erbauer, oder einem Besucher der keine Figur mehr sieht) damit geht. Und Institutionen sind dafür da, daß alles funktioniert. Auch die "Firma" MiWula. Die haben einfach eine neue Figur aufzustellen. Punkt.

genius
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der sich auch zuallerserst als Einzelindividuum sieht...

[Peter Müller]

Es gibt auch ein seltsames falsch verstandenes "Gerechtigkeitsbewußtsein":

Dadurch, dass bekannt geworden ist, dass immer wieder Preiserlein fehlen und neu aufgestellt werden müssen (wurde ja auch schon im Fernsehn von berichtet), fühlt sich derjenige benachteiligt, der brav gewesen ist und sich kein "Souvenier" mitgenommen hat. Hat er doch das Preiserlein des anderen quasi zur Hälfte mit seinem Eintritt mitbezahlt.

Wir hatten die gleiche Diskussion ja schon bei der "ungerechten Verteilung" der Getränke im Warteraum.

Vielleicht wäre es besser, die Peinlichkeiten eines "Erwischtwerdens" zu publizieren als die Umstände der ständigen Reparatur. Ersteres wirkt hoffentlich abschreckend, letzteres wirkt eher zur Tat auffordernd.

Ich könnte mir da auch eine gestellte/geschauspielerte Szene vorstellen.

Eine relativ einfache technische Lösung, einen Diebstahl zu erkennen, wurde z.B. in Ed.'s Posting 91608 vom 3.11.2005 im Thread Vorschlag: Knuffinger Polizei gegen Grapscher und Diebe bereits beschrieben. Wenn eine zur Massenproduktion geeignete "Figurensicherung" dabei herauskommt, kann man die eventuell auch anderen Schauanlagen zum Kauf anbieten. Das Problem dürfte ja überall das gleiche sein.

[ssilk]

das ist in der heutigen Zeit das Problem geworden, die Menschheit hat keinen Respekt mehr vor dem Eigentum von anderen . Und es geht doch gar nicht um die Figuren von einer Modellanlage sondern das zieht sich durch alle Bereiche des täglichen Lebens.
Und den Respekt kann man nur Hause vorleben. Also eine Erziehungssache.
Es ist ganz einfach zum Kavaliersdelikt geworden. Entweder wir müssen damit leben, oder aber alles Atombombensicher unterbringen.

Wir hatten die Diskussion schon mal. Der Mensch ist ein "Tier", was zum begreifen etwas im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, im Sinne von berühren, muss. Am liebsten steckt er die Dinge in den Mund. Das ist in zahlreichen Studien so nachgewiesen worden und man kann es an kleinen Kindern auch sehen.

Der Diebstahl im MiWuLa ist - ich behaupte mal - zu über 90% auf dieses rein menschliche Bedürfnis zurückzuführen. Nur ist ja auch klar, dass genau dadurch die empfindlichen Figuren dann auch entweder unabsichtlich abbrechen oder absichtlich mitgenommen werden. Daran denken Erwachsene vielleicht, Kinder nur, wenn sie gut erzogen sind.

Was ich sagen will: Man kann das nicht verhindern, man kann nicht wider der natürlichen menschlichen Natur Dinge verbieten. Das klappt nur sehr begrenzt.

Die restlichen 10% sind denke ich Absicht. Aber auch hier ist es schwierig bis unmöglich dem Einhalt zu gebieten.

Mein Vorschlag (vor nem Jahr oder so?), die Preiser mit RFID-Tags zu versehen hab ich daher auch mal überdacht: Es würde zu einer grundlosen und sinnlosen Kriminalisierung der Besucher verkommen. Und unter dem Strich muss man sowieso alle paar Wochen die Anlage durchchecken und schauen, ob was fehlt oder kaputt ist.

Ok, die Welt wäre schöner, wenn man seine Finger von der Anlage lassen könnte. Geb ich zu, aber das wird nie der Fall sein. Daher kamen wir ja auch auf die Idee mit den Plakaten (siehe Ed.'s Posting), was ich für eine ziemlich menschliche Methode halte, das Problem anzugehen und vielleicht ein bischen zu verbessern.[/url]

[ssilk]

ist ja genau das was ich geschrieben habe. Das heißt aber auch das wir alle die Augen mehr aufhaben müssen um den Anfängen zu wahren. Und die Eltern werden aufgefordert viel mehr Einfluss auf ihre Kinder zu haben.

Klar. Da könnte ich dutzende Beispiele nennen. Was mit spontan einfällt:

Mitten im Weihnachtstrubel parkt tatsächlich ne Frau mitten in der Innenstadt auf dem Gehsteig, direkt vor dem Ausgang eines großen Kaufhauses für Elektroartikel jeder Art. Ich wiederhole: Sie parkt an einem Samstag vor Weihnachten mitten auf dem Gehsteig mitten vor dem Ausgang eines großen Elektromarkts.

Die Schlangen der Fußgänger fingen schon an in weitem Bogen um die die sich stauenden Schlangen herumzulaufen. Zwei Kinderwagen kämpften sich damit ab, durch die Lücken zu kommen und machten die Situation nur noch schlimmer. Die Frau (es war wirklich ne Frau, sorry) nimmt den Stau um sich herum überhaupt nicht wahr, jedenfalls tut sie so.

Ich gehe hin und klopfe an die Scheibe. Die Scheibe wird heruntergelassen.
"Ja?"
"Entschuldigen Sie bitte, aber sind sie blöd oder merken sie nicht, dass sie auf einem Fußgüängerweg stehen und die Leute nicht an ihrem Auto vorbei kommen?"
"Ich warte hier nur auf meinen Freund, der hat einen Fernseher gekauft."
"Das ist völlig egal auf was sie warten, nur stellen Sie sich nicht auf den Gehsteig."
"Ja aber wo soll ich denn sonst hin, ich kann doch nicht..."
"Sie stehen hier im absoluten Halteverbot. Soll ich jetzt die Polizei rufen, oder stellen sie sich einfach da in die zweite Reihe, da kommen die Autos doch noch gut vorbei?"
"Hmpfr...."

Also dutzende solche Dinge könnte ich da aufzählen. Was ich an der Geschichte oben nicht verstehe: Jeder der da vorbei wollte hätte der Frau sagen können, dass das scheiße ist. Aber ich war von bestimmt 50-100 Leuten, die da vorbei mussten der einzige. Das erschreckt mich.

Denn es zeigt mir zum einen, dass es viele Menschen gibt, die sich nicht trauen oder keine Zeit haben so etwas zu sagen und zum anderen gibts wohl ebenso viele, die dachten, dass das was sie da tut ok ist und das jetzt halt mal so sein muss. Vielleicht machen sie es ja dann auch irgendwann mal so...

Wie gesagt erschreckend.