Diskussion über Rechtschreibung und soziale Fragen

Für alles, was nicht wirklich ein Hauptthema hat, also auch allgemein Lob & Tadel
Northlight
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Beitrag von Northlight » Montag 29. Oktober 2007, 19:32

Hi!

Ich wollte mit meinem „Frust“ ablassen auch nicht sagen, dass aus allen schrägen Jugendlichen nichts wird. Klar bekommen einige früher oder später den Bogen, um für die Gesellschaft „nützlich“ zu werden, aber viele bekommen diesen Bogen nicht hin.

Es ist auch klar, dass die Jugendlichen eine Leidfigur brauchen, die sie „führt“ und ihnen Anstand und Sitte beibringt. Aber dieses wird immer seltener. Ich arbeite zurzeit noch in einer kleinen Stadt im Norden an einer HS / RS. Diese kleine Stadt bietet den Jugendlichen leider nicht sehr viel und ist nur dadurch bekannt, dass es dort eine sehr große Fachklinik für Alkohol und Drogenerkrankte gibt. Und da liegt schon das große Problem der Stadt begründet. Viele der „ehemalig“ Erkrankten bleiben dort hängen und gründen ihre Familie. So weit so gut. Nun ist das Problem, dass die „Geheilten“ wieder in den Suff verfallen sind und ihrem alten Still nachgehen. Für viele in dieser netten Stadt, spielt sich das Leben nur in der Kneipe ab. Da es dummerweise in diesem netten Ort auch noch sehr leicht ist, an Alkohol zu gelangen ( JA AUCH FÜR JUGENDLICHE ), ist es nicht verwunderlich, dass die Jugendlichen dort richtig schön auf den Putz hauen. Ihre Vorbilder sind die Eltern und daher ist es für die Kinder nur legitim, diesen nachzueifern.

Die Stadt hat nun vieles versucht, um diesen Geschehnissen Herr zu werden. Aber leider ohne Erfolg.

Anti Alkohol Kampagne – gescheitert

Präventionsrat – gescheitert

Streetworker – gescheitert / Krankenhaus

Polizeipräsents in den Kneipen bzw. vor den Supermärkten – gescheitert – die
Jugendlichen saufen bei den Eltern

Verschiedene Jugendaktivitäten – gescheitert – keine Beteiligung der Jugendlichen – sie waren saufen

Und so weiter und sofort

Auch die schulischen Maßnahmen, wie Präventionstage und Aufklärungsunterricht sind nicht wirklich fruchtbar gewesen. Die Jugendlichen wussten zum Teil mehr über Drogen und Alkohol, als die Fachlehrer.

Auf Sozialpädagogische Maßnahmen haben die Jugendlichen „gepfiffen“, auch über Regeln und Maßnahmen sind die Jugendlichen erhaben. Sie kommen dann halt nicht mehr zur Schule. Hausbesuche sind fruchtlos (man kann reden und reden, ohne Erfolg) Bußgelder können nicht eingefordert werden, da man an das Hartz 4 nicht rankommt. Es wurde auch versucht, die Schüler via Polizei vorzuführen. Nur das Problem war, sobald die Schüler da sind, gibt es Ärger in den Klassen, bzw. sie sind nach der nächsten Pause wieder weg. Und die Polizei hat was besseres zu tun, als jeden Schüler 3 Mal am Tag wieder einzufangen.

Also stellt sich für mich die Frage: WAS KANN MAN DA NOCH TUN????????????

Für viele der Jugendlichen ist es klar, dass sie so werden wollen, wie ihre Eltern. Hartz 4 und Alkohl. Und das meinen die bitter Ernst!

Gruß Northlight

PS: Die 99 % waren ernst gemeint. Bevor jetzt alle schreien, dass ich spinne, wartet kurz ab. Diese 99 % beziehen sich auf „ Gewaltbereite Jugendliche“ und nicht auf alle. Ich habe mich längere Zeit sehr intensiv mit der Thematik: „Boot Camps – Eine Alternative für Deutschland“ beschäftigt und dementsprechend diverse Kontakte mit Sozialpädagogen und der Justiz gehabt. Dabei vielen oft die Sprüche ( welche auch durch realistische Zahlen belegt werden können ), dass von 100 gewaltbereiten Jugendlichen, 99 wieder auffällig werden, auch bei der Betreuung durch Sozialpädagogen und anderen Diensten.

Da bei diesen Jugendlichen Sozialprognosen geschrieben werden, ist die Zahl realistisch. Sozialprognosen, bzw. auf HP oder Entwicklungspläne werden ( müssen ) immer einen positiven Verlauf zeigen, da ansonsten die Maßnahme nicht finanziert wird. Irgendwie klar. Wenn der Sozpäd. schreibt: "Aus dem Jugendlichen wird sowieso nichts" zahlt kein Amt oder keine Institution.

Daher sind fast alle dieser Prognosen geschönt und „falsch“. Klar in wenigen, seltenen Fällen stimmen diese Prognosen, aber die meisten entsprechen nicht dem wirklichen Leben. Den Jugendlichen werden Maßnahmen angeboten, welche sie zwar absitzen, aber dennoch weiter ihren Mist verzapfen.
Anfang Februar ist es wieder soweit! Ich darf wieder ins Miwula!

Döppenauer

Beitrag von Döppenauer » Montag 29. Oktober 2007, 19:53

Northlight hat geschrieben:Hi!

Ich wollte mit meinem „Frust“ ablassen .............

Genau so hört es sich auch an.


Grundsätzlich habe ich allerdings andere Erfahrungen gemacht. Grundsätzlich mag ich keine Pauschalurteile, erst garnicht über "Die Jugendlichen". Die sind nämlich weit besser als "Ihr Ruf".

Gruß Herbert

PS. Nein, ich brauche keine Prognosen zu fälschen.

0815

Beitrag von 0815 » Montag 29. Oktober 2007, 21:34

Moin,

@Herbert,

auch ich kenne vorrangig die ´guten´ Jugendlichen. Aber auch die ´Schattenseite´, und diese existiert nun einmal. Da braucht man sich nichts schön reden :roll:

greets

Simon aus Tarp
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Beitrag von Simon aus Tarp » Montag 29. Oktober 2007, 22:50

Ich finde sowieso gibt es von Einigen Seiten das Bedürfnis, die kriminellen und gewalttätigen Jugendlichen schön zu reden - aber, wozu? Kommen da dusselige Beispiele von Schwerkriminellen die was Ehrliches vollbracht haben - ja klar, dass ist ja auch ganz sicher die Majorität.

Wie kann man nur blind über die vielen Straftaten hinweg reden, und alles zuckersüss machen?

Und dieses ewige in Schutz nehmen - völlig ohne Grund - das ist mir ein Rätzel.

Aber, gut, man kann nicht alles wissen.

Bis dann:
Simon aus Tarp

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genius
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Beitrag von genius » Montag 29. Oktober 2007, 23:49

Es ist nicht neu, daß die, die für besonders heftige Maßnahmen fordern auch besonders heftig dafür eintreten. :wink:

Aber jetzt mal Butter bei die Fische:

Wie stellt ihr euch das vor mit dem Einweisen ins Bootcamp? Alle schwer Erziehbaren Kinder und Jugendlichen werden gegen ihren Willen und gegen den Willen ihrer Eltern dort hingebracht? Und dort lernen sie so gut Disziplin, daß sie es nach dem Bootcamp gleich daheim und in der Schule anwenden? Oder gleich die Eltern und den Freundeskreis auch dort rein?

Solche Horte der Disziplin gibt es: Manche Heime für schwer erziehbare Kinder. Die Erfolge sind aber meines Wissens nicht so gut, daß man das als leuchtendes Beispiel anführen müßte.

Beim Militär ist das etwas anderes: Da geht es um mehr als Disziplin, da geht es um Anerkennung für großartige Leistungen, um Gruppendynamik, Adrenalin und Aufstiegschancen für die nahe und ferne Zukunft. Außerdem sind die Leute freiwillig in den Bootcamps, oder irre ich da?


Das Problem ist eben das fehlen jeglicher Zukunftsperspektive dieser Jugendlichen: Die hatten oft nie eine Chance sich anders als durch Gewalt oder oder Regelverstöße hervorzutun. Der Sozialhelfer kann da auch nicht viel ausricheten: Wenn der Jugendliche dem folgt bekommt er Anerkennung von genau einem Menschen: dem Sozialhelfer. Der hat aber selber einen Stellenwert in der Gesellschaft der knapp über dem einer Putzfrau liegt. Auch finanziell gesehen. Wenn der Jugendliche wieder auf den Putz haut und sich um viel Geld besäuft und die Obrigkeit runtermacht hat er die Anerkennung eines guten Teils seines "Freundeskreises". Was bringt da mehr Kick?
Außerdem sind in unserem System garantiert nicht die besten Leute in der Erziehung tätig. Jeder Meßtechniker oder ausgelernte technische Zeichner verdient mehr.

genius

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Beitrag von Northlight » Dienstag 30. Oktober 2007, 09:47

genius hat geschrieben:Außerdem sind in unserem System garantiert nicht die besten Leute in der Erziehung tätig. Jeder Meßtechniker oder ausgelernte technische Zeichner verdient mehr.
Wenn ich dein Zitat richtig verstehe, meinst du, dass alle die Pädagogik oder Sozialpädagogik studiert haben oder es noch wollen, nicht fähig sind Kinder zu erziehen? Meinst du, nur weil viele andere Berufsgruppen mehr verdienen, dass sie die besseren Pädagogen sind?

Viele die diesen Beruf erlernt haben, haben dieses aus Überzeugung getan und versuchen irgendetwas zu bewegen. Und diese Menschen nehmen bewußt das gerine Einkommen in Kauf.

Ich versteh dein Zitat so, dass nur Versager Pädagogen werden!

Gruß

Northight
Anfang Februar ist es wieder soweit! Ich darf wieder ins Miwula!

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Beitrag von genius » Dienstag 30. Oktober 2007, 10:09

Northlight hat geschrieben:...nicht fähig sind Kinder zu erziehen? Meinst du, nur weil viele andere Berufsgruppen mehr verdienen, dass sie die besseren Pädagogen sind?
Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Aber die besten (gemeint die Zielstrebigsten, die Ehrgeizigsten) Leute sind sicher nicht im sozialen Bereich zu finden. Ob die die besseren Pädagogen sind? Gute Frage. Wenn wir jetzt einmal von der Vorbildwirkung ausgehen ist die Sache jedenfalls nicht optimal.
Northlight hat geschrieben:Viele die diesen Beruf erlernt haben, haben dieses aus Überzeugung getan und versuchen irgendetwas zu bewegen. Und diese Menschen nehmen bewußt das gerine Einkommen in Kauf.
Viele der Problemjugendlichen nehmen auch bewußt ein geringes Einkommen in Kauf. Durchaus aus Überzeugung.
Northlight hat geschrieben:Ich versteh dein Zitat so, dass nur Versager Pädagogen werden!
Kommt darauf an, wie man Versager definiert. Wenn man den sonnengebräunten Ferrari oder M-Klasse Fahrer mit drei Häusern als erstrebenswertes Bild vor Augen hat, wird der Pädagoge mit dem geleasten Familienwagen in der Achtung nicht recht hoch stehen...

Welcher Pädagoge ist besonders Erfolgreich? Welcher Firmenchef ist besonders erfolgreich? In unseren Breiten wird Erfolg nach Besitz, Status oder Popularität gemessen. Pädagogen sind daran gemessen in der Tat Versager. Nicht unbedingt weil sie nicht die Vorraussetzungen zu mehr hätten. Aber das interessiert bei einem Hartz 4 Empfänger auch keinen, ob er eigentlich blitzgescheit und ein Erfolgstyp wäre.

genius

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Beitrag von ssilk » Dienstag 30. Oktober 2007, 13:18

Northlight hat geschrieben:Das mit dem verpflichtenden Sozialen Jahr, ist so eine Sache. Klar die Jugendlichen sind von der Straße und tauchen erst einmal nicht den Arbeitslosenstatistiken auf. Na super, dass Problem ist vorerst erledigt und alle freuen sich. Was kommt aber dann, wenn das Jahr vorbei ist? Die Jugendlichen sind wieder da und das Problem beginnt vom neuen. Für mich ist das nur eine Verlagerung der Probleme.
Nochmal: Lös dich da aus der Denkblockade, dass das so etwas wie ein Ersatzwehrdienst ist. So lang du nix vom Staat willst, musst du das ja nicht machen. Und Lös dich davon, dass es ein Jahr ist. Und dass es im speziellen etwas sein muss, was landläufig als "Sozialdienst" angesehen wird, also Bettpfannen ausleeren und so was.
Aber ein weitaus größeres Problem liegt darin begründet, dass man die Jugendlichen zwingt, „Sozial aktiv“ zu werden. Wie stellt Ihr euch das vor, dass gerade Jugendliche, die keine Ahnung von „sozialen Angelegenheiten“ haben, anderen im sozialen Bereich helfen sollen? Die gehen doch schon mit der „Null Bock“ Einstellung zum Dienst und sollen dann anderen, die wirklich Hilfe benötigen, helfen? Das geht total schief. Ich stelle mir gerade folgendes Szenario vor.
Nochmal: Du musst dich selbst drum kümmern. Es gibt keine Behörde. Es gibt eine Art Kommission, die du überzeugen musst, dass das was du da machst sozial ist. Das kann ja alles mögliche sein. Ich setze da auf den Erfindungsgeist. Es werden kuriose Sachen dabei rauskommen und genau das wünsche ich mir dabei. Manche werden es begeistert machen, manche werden sich mit allen Mitteln dagegen wehren. Und nochmal: Mir ist völlig klar, dass es hier noch eine Menge unbedachte Dinge gibt.
Jugendlicher Gewalttäter – seit eh und je arbeitslos, kein Schulabschluss und Drogenabhängig, soll in einer Rehaklinik für Drogenkranke, im Heim für verhaltensauffällige Jugendliche oder im Kindergarten seinen sozialen Dienst durchführen.
Warum ausgerechnet da? Weil sie als billige Arbeitskräfte gebraucht werden? Sozial heißt für mich was anderes.
Erstens wird er wegen seiner Vorgeschichte gar nicht angenommen, zweitens eckt er wegen seinem „Cool Sein“ so dermaßen an, dass er bald rausfliegt und drittens, wie soll jemand, der weder Regeln noch Gesetze respektiert bzw. akzeptiert, anderen diese vermitteln? Er wird dort eher noch in seinem Tun gestärkt, da er dort den King ausleben kann und wahrscheinlich noch tiefer in die Materie reinkommt! Das ist ein Ding der Unmöglichkeit Leute. Das passt nicht!
Wie gesagt, er/sie muss sich selbst drum kümmern. Da sagt keiner "mach dies", "mach das" sondern nur "Wir wollen am Ende sehen, was du für die Allgemeinheit geleistet hast". Und natürlich wird es Einrichtungen geben, wo man das schnell ableisten kann und wo genau das "mach dies, mach das" gesagt wird, aber es ist kein muss!
Vielleicht gibts ja auch welche, die sagen "Ok, ich spende eine Million an die und die wohltätige Organisation" und die Kommission sagt "Ok, das ist wirklich total sozial. Hier ist dein Soziales Jahr."
Viele der Jugendlichen leben Ihr Leben bewusst so, wie sie es führen. Da können keine Sozialpädagogen mit ihrer „Kuschelpädagogik“ helfen. Hilfe ist er dann sinnvoll, wenn die Jugendlichen es wollen. Die meisten wollen es aber gar nicht, also ist die Arbeit meistens vergeblich.
Jo! Darum muss man das soziale Jahr ja auch erst dann leisten, wenn man was vom Staat will. Man kann das sicherlich auch in "Raten" ableisten.
Wenn Konsequenzen, dann lieber deutlich strengere Jugendstrafgesetze, bzw. ein wirkliche „erzieherische Förderung“. Vielen hat damals die Bundeswehr nicht geschadet und einige haben damals dort „Recht und Ordnung“ erlernt. Warum sollte man dieses heutzutage nicht wieder einführen? Verpflichtender „Erziehungsdienst über 24 Monate“. Und dabei meine ich wirklich Erziehungsdienst und keinen sozialen Dienst. Sprich, dass den Jugendlichen wirklich Recht und Ordnung beigebracht wird.
Weil das zu sehr über einen Kamm geschert ist? Weil es zu teuer ist?

Simon aus Tarp
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Beitrag von Simon aus Tarp » Dienstag 30. Oktober 2007, 13:44

Unglaublich im Grunde, wie leicht und locker - und ohne Blick für die Realität - es einige Leute formulieren können. So lange diese dann selber davon überzeugt sind, dass das ja sicherlich so geht wie sie es sagen, dann good night Germany.

Es geht hier um Jugendliche die nix wollen, und nur Ärger im Sinn haben. Was ist daran nur so schwer zu verstehen? Als ob solche Jugendliche überhaupt daran denken, sich sozial zu engagieren, und als ob die überhaupt Interesse daran haben sich nützlich zu machen und irgendeine komische und unnütze Kommission überzeugen zu wollen. Northlight sieht das doch auch, und formuliert es treffend, *wein* wieso denn fast nur er?

Bis dann:
Simon aus Tarp

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Peter Müller
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Beitrag von Peter Müller » Dienstag 30. Oktober 2007, 13:54

Ob diese Raufbolde und Alkies, über die Ihr Euch schon seitenlang unterhaltet, wirklich diejenigen sind, die hier Beiträge ohne ein Bemühen nach Groß/Klein- bzw. Rechtschreibung einstellen?


.
Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.

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Achim
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Beitrag von Achim » Dienstag 30. Oktober 2007, 14:35

Simon aus Tarp schrieb:
Unglaublich im Grunde, wie leicht und locker - und ohne Blick für die Realität - es einige Leute formulieren können. So lange diese dann selber davon überzeugt sind, dass das ja sicherlich so geht wie sie es sagen, dann good night Germany.

Es geht hier um Jugendliche die nix wollen, und nur Ärger im Sinn haben. Was ist daran nur so schwer zu verstehen?
Ich finde sowieso gibt es von Einigen Seiten das Bedürfnis, die kriminellen und gewalttätigen Jugendlichen schön zu reden - aber, wozu? Kommen da dusselige Beispiele von Schwerkriminellen die was Ehrliches vollbracht haben - ja klar, dass ist ja auch ganz sicher die Majorität.

Wie kann man nur blind über die vielen Straftaten hinweg reden, und alles zuckersüss machen?

Und dieses ewige in Schutz nehmen - völlig ohne Grund - das ist mir ein Rätzel.
Du holst ja ganz schön die Keule raus und spielst den Verbalrambo - ohne irgendwelche Belege und Argumente haust du hier ziemlich heftige Unterstellungen raus - vorsichtshalber ohne direkten Addressaten.
Ich hab hier noch keinen gehört, der kriminelle Taten und Gewalttaten schön geredet, zuckersüß gemacht, blind über Straftaten hinweggeredet und Straftäter ewig in Schutz genommen hätte.
Ich frage mich ob diese Debatte noch Sinn macht, wenn hier mit solchen Unterstellungen Öl ins Feuer gegossen wird.
Simon hat geschrieben
gut, man kann nicht alles wissen.
sic!

Und wenn dir nach Bootcamp zu Mute ist - dann stelle ich gerne einen Aufenthalt dort anheim!
Annähernd 65 Jugendliche sind in den letzten 20 Jahren in Bootcamps zu Tode gekommen, überwiegend durch eigene Hand. Hinzu kommen zahllose Fälle von schweren Verletzungen wie Knochenbrüchen bei den extrem belastenden täglichen Aktivitäten, die die Häftlinge bis an ihre Grenzen strapazieren. Derartige Verletzungen bedeuten den Abbruch des Bootcamps und Überführung in eine normale Haftanstalt, wo die ursprünglich verhängte Haftstrafe angetreten wird, da man damit nicht mehr am Tagesprogramm des Bootcamps teilnehmen kann.

In einem weiteren Fall, in dem ein 14-Jähriger vor laufender Kamera von sieben Wärtern zu Tode geprügelt wird und die anwesende Krankenschwester bloß mit den Händen in den Taschen zuschaut, haben die Angehörigen eine Klage gegen die Bootcamps eingereicht, bisher allerdings erfolglos, da die Staatsanwaltschaft der Meinung war, die Wärter hätten aus Notwehr gehandelt (siehe Spiegel Online: [1]).

In einem anderen Fall kniete sich ein Wärter des Bootcamps so lange auf den Brustkorb eines Jungen, bis er erstickt war. Der Wärter wurde später wegen Mordes 1. Grades (entspricht hier Mord) verurteilt.
Und das soll die Menschenfreundlichkeit der Gesellschaft heben, Leuten zeigen wie man Grenzen, Regeln, Rechte anderer respektiert?
Wird hier nicht der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben?
Ist der Lerneffekt hier nicht genau das Gegenteil.
Hier werden Menschen erniedrigt, gequält, ihre Rechte und Grenzen werden nicht respektiert, das erinnert mich sehr an das was bei den Jugendlichen zu beanstanden ist.
Und wo findet im Bootcamp das Lernen von zivilierten Verhaltensweisen gegenüber seinen Mitmenschen statt? Fehlanzeige.


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ssilk
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Beitrag von ssilk » Mittwoch 31. Oktober 2007, 01:23

Simon aus Tarp hat geschrieben:Es geht hier um Jugendliche die nix wollen, und nur Ärger im Sinn haben. Was ist daran nur so schwer zu verstehen? Als ob solche Jugendliche überhaupt daran denken, sich sozial zu engagieren, und als ob die überhaupt Interesse daran haben sich nützlich zu machen und irgendeine komische und unnütze Kommission überzeugen zu wollen. Northlight sieht das doch auch, und formuliert es treffend, *wein* wieso denn fast nur er?
Also ich war 15 Jahre lang Pfadfindergruppenleiter. Jaja, jeden Tag eine gute Tat. Und so... klar... Pfadfinde ist wesentlich mehr aber egal.

Da ich die Lebensgeschichte meiner ehemaligen Grüpplinge verfolge, kann ich sagen, dass einige dabei waren, von denen ich nie, wirklich nie, nie, nie gedacht hätte, dass die abstürzen. Und umgekehrt sind welche dabei, das waren echte Problemkinder (Drogen usw.) und die haben heute ein respektables Leben.

Das bedeudet nun für mich zumindest, dass solche pauschalen Aussagen wie oben für mich schwer bis gar nicht nachvollziehbar sind. Die Kids wollen auf Stütze leben? Ja, klar, das kann ein tolles Leben sein. Inzwischen ist das zwar wirklich kein Zuckerschlecken mehr, aber manchen - man soll es nicht glauben, aber bei zwei Fällen die ich kenne ist das so - manchen hat das geholfen, mal ein Jahr lang oder so nichts zu tun.

Weißte, wenn du mal so einen Jugendlichen neben dir am Lagerfeuer sitzen hast und er dir erzählt wie schlecht es ihm geht, und was für beschissene Eltern er hat und wie schlecht die Welt doch sei, dann musst du was sagen. Ich hab dann gesagt: Dir gehts scheiße und du hast mein Mitgefühl, aber letztlich, auch wenn ich dir Hilfe anbieten kann, letztlich liegt es trotzdem an dir selbst, was du aus dir machst. Du bist jung, du kannst dich ändern. Deine Eltern können es nicht. Du bist selbst dran.

Irgendwann - das hat mir neulich einer gesagt - haben die das verstanden. Ich denke bei manchen macht das "klick" und bei noch viel mehr ist das ein langer Lernprozess, der umso schneller geht von je unterschiedlicheren Menschen sie das hören.

Und so sieht das dann auch tatsächlich aus: Wenn jemand nicht will, dann will er nicht. Es liegt "nur" an einem selbst. Ich will solche Menschen nicht abschreiben, man muss denke ich Wege finden, ihnen klarzumachen, dass sie sich ändern müssen und nicht die Welt um sie herum. Und wenn sie es nicht wollen, dann halt nicht, man kann sie nicht zwingen.

Ja, ich glaube sogar durch zu viel Hilfe (oder Zwang) richtet man da sogar Schaden an. Es ist ungefähr so wie mit der Hilfe für die Dritte Welt: Wenn man zu viel hilft, wozu sollen sich die Menschen dann noch selbst helfen?

Simon aus Tarp
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Beitrag von Simon aus Tarp » Freitag 2. November 2007, 14:59

Irgendwie artet das hier doch aus. Auf der einen Seite ist es einfach nötig mal etwas gegen die völlig unwillige Jugend zu machen, und auf der anderen Seite gibt es Leute, die nur meinen das man mit zuckersüsser wir-haben-uns-alle-lieb -Pädagogik die Probleme lösen kann.

Kommen hier Storys von Pfadfindern, die romantisch am Lagerfeuer erzählen, wie dreckig es ihnen doch geht, und von Leuten, die in Bootcamps umkommen.

Mal ganz abgesehen von den Umständen, so redet man hier doch mittlerweile von zwei verschiedene Gruppen:

Ich, und wohl auch Northlight, reden hier von der unwilligen Jugend, die sich nicht anpassen wollen, nix können, nur Probleme und Ärger machen, gewalttätig und kriminell sind. Leute die sich nicht benehmen können, keinen Anstand kennen, und sich selber als "King" sehen.

Die Andere Seite redet von der Jugend, die Probleme im Elternhaus haben, um sozial schwache Leute, die auf dem Arbeitsmarkt bedingt durch die vielen persönlichen Probleme unfreiwillig in das schlechte Milieu abgerutscht sind, und Schwierigkeiten haben sich zu etablieren.

Das sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe. Es ist doch nicht das Selbe einen Jugendlichen vor sich zu haben, der tatsächlich den Wunsch hat sich aus dem schlechten Hause raus zu etablieren. Einen Jugendlichen, der sich gerne helfen lassen möchte. Einen Jugendlichen, an dem die Sozialpädagogik nicht genauso abprallt, wie gegen eine Wand. Es sind doch vielmehr die Jugendlichen, die die reinsten Probleme darstellen, und sich absolut nicht helfen lassen wollen, und weiterhin den Macker markieren wollen. Das sind doch solche Heinis die man mal konsequent die Flötentöne geigen sollte, die man mal in ein Stiefellager schicken sollte, und mal denen richtig zeigt wo es langgeht.

Ich habe nie behauptet, das die willige Jugend den selben Weg zu gehen hat. Solange die Sozialpädagogik an der willigen Jugend fruchtet, ist es doch super - aber man muss in Deutschland doch mal die Augen auf kriegen wenn man die grossen Härtefälle vor sich hat, und einfach nur zu blind ist einzusehen, das die Schmusepädagogik gescheitert ist und es mal knallhart werden muss.

Wenn der extreme Weg halt die einzigste Sprache ist die solche Leute verstehen...

Bis dann:
Simon aus Tarp

Döppenauer

Beitrag von Döppenauer » Freitag 2. November 2007, 16:31

Sorry Siomon,

jetzt erzähle mir Bitte nicht, mit Druck und Gewalt könnte man diese von Dir genannte Gruppe rezozialisieren. Solange diese Gruppe nicht versteht, wie ein Leben in der Gemeinschaft funktioniert, erreichst Du bei denen nichts. Verstehen, Begreifen und Vertrauen bewirken, ich Spreche aus Erfahrung, mehr.

Gruß Herbert

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Christoph Köhler
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Beitrag von Christoph Köhler » Freitag 2. November 2007, 18:13

Hallo Herbert,

wenn Du so aus Erfahrung schreibst (und dies möchte ich keinesfalls in Abrede stellen), dann hast Du und Deine "Mitstreiter" entweder noch nicht sehr viel erreicht oder die Macht der Uneinsichtigen ist zu groß. Eventuell sollte man zusammen einen gemeinsamen Nenner suchen und dann ein vernünftiges Ergebnis ansteuern. Warum habe ich nur das Gefühl, das das nicht funktioniert?

Viele Grüße aus dem verregneten bergischen Land

Christoph Köhler

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Wozu eigentlich Rechtschreibung?

Beitrag von Datterich » Freitag 2. November 2007, 18:34

Christoph Köhler hat geschrieben:Warum habe ich nur das Gefühl, dass das nicht funktioniert?
Weil Harry diese berechtigte Diskussion hier real begonnen hat . . .

Freundliche Grüße aus Darmstadt
Datterich
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... der manchmal auch der 'guten alten Zeit' nachtrauert ...

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Beitrag von genius » Freitag 2. November 2007, 19:34

Ich würde gern wissen durch welche Bemerkungen ich mir als Gegner eurer knallharten Stiefellagermethode das Attribut Kuschelpädagoge verdient habe.

Wer mich als Kuschelpädagogen bezeichnet hat mich noch nicht kennengelernt. Zum Glück sind aber solche Grenzfälle in den meisten Berufen eher selten. Ich habe auch schon gestandene Elektriker und deren Chefs schweißgebadet im Kreis laufen sehen. Da waren von 8 Leuten im Niederspannungsraum noch zwei Handlungsfähig, der Rest hat nur noch wirres Zeug geredet und hätte die verbleibenden paar Minuten die die USV noch durchhielt wohl nicht mehr nutzen können. Wenn bereits zum dritten mal eine Million Euro Schaden droht (die beiden anderen Male waren durch einen Schlaganfall und eine Fehlbedienung verursacht worden) trennt sich die Spreu vom Weizen. Oder ein anderes Beispiel: Wie oft sieht man einen Polizisten an seinen Grenzen? Ich hatte mal das zweifelhafte Vergnügen gerade mal 5 Meter von mir entfernt: Ein Amokläufer mit einer Pistole in der Hand der von 3 Polizisten gestellt wurde. Glaubt mir, da reden und schauen die ganz anders als wenn Du eine normales Verwaltungsdelikt begangen hast. Das ist bei Pädagogen nicht anders.

Ihr seht nur den Kuschelteil? Und die mangelnden Ergebnisse? Woran? Am vermehrten Auftreten von Menschen im Internet die nicht Rechtschreiben können? Sollte es euch entgangen sein, daß der Zugang zum Internet und die nötigen Endgeräte immer billiger zu haben sind? Menschen mit mangelndem Biß und schlechten Rechtschreibkenntnissen gab es schon immer. Sie waren aber nicht so leicht sichtbar wie in unseren Tagen des Internets und damit in den für alle Gesellschaftsschichten offenen Foren.

genius

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Beitrag von Qrt » Freitag 2. November 2007, 21:19

genius hat geschrieben:Ihr seht nur den Kuschelteil? Und die mangelnden Ergebnisse? Woran? Am vermehrten Auftreten von Menschen im Internet die nicht Rechtschreiben können? Sollte es euch entgangen sein, daß der Zugang zum Internet und die nötigen Endgeräte immer billiger zu haben sind? Menschen mit mangelndem Biß und schlechten Rechtschreibkenntnissen gab es schon immer. Sie waren aber nicht so leicht sichtbar wie in unseren Tagen des Internets und damit in den für alle Gesellschaftsschichten offenen Foren. genius
Nur so am Rande vermerkt:
Auch wenn ich dieser Debatte neugierig und gespannt mitlese habe ich mir auch gefragt wann jemand zurück zum Titel anschliessen sollte.... :wink:
Mit freundlichen Grüßen - Qrt
"Wenigstens einmal muss es vorgekommen sein"
PS:Das Q ist der 17. Buchstabe des lateinischen Alphabets.
http://www.decodeunicode.org/de/u+0051

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Achim
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Beitrag von Achim » Freitag 2. November 2007, 23:20

Christoph Köhler hatte geschrieben
dann hast Du und Deine "Mitstreiter" entweder noch nicht sehr viel erreicht oder die Macht der Uneinsichtigen ist zu groß.
Leider sind die Erfolge unserer Arbeit nicht meßbar wie bei physikalischen Experimenten.Aber offensichtlich ist es so, das Erziehung und Erwachsenwerden durchaus in einem Zusammenhang stehen.

Oder ist aus euch Lümmeln von früher, von ganz allein ein Erwachsener geworden?

Menschliches Verhalten schwankt zwischen Gefühlsimpulsen, in der Kindheit gelernten positiven und negativen Verhaltensmustern und verstandesgemäßen Einsichten. Man kann nie sicher vorhersagen, was als nächstes die Oberhand gewinnt. Die Macht der uneinsichtigen Gefühlsimpulse und negativen Verhaltensmuster ist tatsächlich groß Christoph.
Daher ist es manchmal notwendig mit einer klaren Grenze emotionale Impulse und negative Verhaltensmuster zu begrenzen, zu untersagen, wenn notwendig durch fühlbare Sanktionen.
Dies muß aber auch begründet werdet, damit eine verstandesgemäße Einsicht auch stattfinden "kann".
Auch ist es sehr sinnvoll, sich nicht nur negativ per Begrenzung diesem Menschen zuzuwenden, sondern auch an seinen berechtigten Wünschen und Erwartungen Anteil zu nehmen.

Dann kann man mit positiven emotionalen Impulsen und Einsichtenvermittlung und klaren Begrenzungen gegen die negativen Verhaltensmuster vorgehen.
Die Rolle von Lob und Anerkennung, emotionaler Teilhabe und Verständnis auf den Erfolg von Veränderungsprozessen ist sehr groß. Dies ist doch eine Erfahrung die auch jeder hier kennt, die wissenschaftlich auch ausreichend belegt ist und die nicht als "Kuschelpädagogik" mißverstanden oder denunziert werden darf.

Das Lernen dauert aber bei den Menschen unterschiedlich lang, manchem reicht ein einfaches energisches "Nein", bei anderen dauert es einige Jahren und sie finden erst in den späten Zwanzigern einen Weg zu vernünftigem Handeln.

Dann gibt es auch einige, die es erst nach langjährigem "Grenzgenuss" von 30cm Stahlbeton( Gittern vor dem Fenster, kein Schlüssel für die Tür), merken.

Bleibt ein Rest, der für seine persönliche und die Sicherheit der Gesellschaft lebenslang diese Grenze benötigt.
In welcher dieser Gruppen ein einzelner Mensch sich eingruppieren wird, stellt sich erst viel später heraus. Ich hab schon wunderbar angepasste Leute erlebt, die stromlinienförmig durchs Jugendleben glitten, um 15 Jahre später als Anlagebetrüger oder betrügerische Bankrotteure für lange Zeit im Knast zu verschwinden.
Die Einsichten in die Notwendigkeiten des Lebens kann eigentlich zu jeder Zeit Jeder machen. Er wird für den Entwicklungsprozess allerdings auch sein persönliches Tempo einschlagen.

Unser Job dabei ist es, das jedem zu ermöglichen - die ersten Schritte in ein vernünftiges Leben zu gehen. Egal ob er 1 1/2 Jahre alt ist, 16 Jahre oder schon "30 Jahre Gefängnisstrafe" hinter sich hat.
Das wir dabei hinter niemanden einen Haken machen , sondern immer auf die Veränderungspotentiale der Menschen setzen, ist Bestandteil unserer Professionalität genau wie die klare Bewertung, Ablehnung und Begrenzung von negativen Verhaltensmustern.
Diese negativen Verhaltensmuster werden allerdings laufend nachproduziert.
Durch brutalen Konkurrenzdruck, gesellschaftliche Rücksichtslosigkeit, Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums, Ausbildungsverweigerung, Arbeitslosigkeit und Erziehungsmethoden wie Bootcamps, die Körperverletzung sind. Dafür stehen nicht die Jugendlichen, sondern wir in der Verantwortung.
Hier sind Jugendliche in erster Linie Opfer und dann erst Täter.
Nur der, der vernünftige Perspektiven angeboten bekommen hat und sich dagegen entscheidet, darf sanktioniert werden.In dieser Reihenfolge! An der Jugendarbeitslosigkeit sind zunächst nicht die Jugendlichen Schuld.

Bitte um Verständnis für den längeren Sermon, aber ich mußte das jetzt einfach mal zusammenfassend darstellen. Auf Wunsch kann ich die Sachen noch konkretisieren, was ich aus Platzgründen hier nicht getan habe.

Gruß an alle, auch ins deutsch-dänische Grenzgebiet!

Achim
now butter by the fishes

Simon aus Tarp
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Beitrag von Simon aus Tarp » Samstag 3. November 2007, 22:23

Ich gebe mich den Kuschelpädagogen geschlagen - man redet hier meines Erachtens leider gegen eine Wand. Auch wenn ich nicht verstehe, wie man blinde Gewalt von absolut unwilligen Jugendlichen überhaupt tolerieren kann, oder zumindest tatsächlich und allen Ernstes mit sozialem Dialog zu lösen können glaubt.

Ich sach' dazu nix mehr. Nur ärgerlich, dass Dänemark leider genau den selben Weg marschiert - sonst hätte man es sich ja in Dänemark schön gemütlich machen können, und zusehen können, wie Schmusepädagogen mit ihrer Blindheit eine völlig unreife und unzivilisierte Jugend anfruchten.

In Kopenhagen ist es erst seit kurzem bekannt: Seitdem man den kriminellen, gewalttätigen und unwilligen Jugendlichen ihr sog. "Ungdomshus" (Jugendhaus) weggenommen hat, haben die mit Gewalt, Zerstörung, Terror, Plünderungen und sehr aggressiven Verhalten erreicht, dass die Stadt denen ein neues Haus schenkt. Jawohl, schenkt. Sie hätten sich ja eins kaufen können, ist denen ja offen gestellt und wäre sogar legal gewesen, aber nein - wir benehmen uns wie die grossen "Kings" und alle Leute geben den Gewaltakten nach, und geben denen auch noch was die wollen.

Mit Gewalt kommt man halt weiter - und leider sieht man es in Deutschland wohl genauso. Konsequenzen sind fern.

Schade eigentlich, aber ich gebe mich der Mehrheit der Schmusepädagogen in diesem Thread geschlagen.

Bis dann:
Simon aus Tarp

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