ein *toller* Gästebucheintrag

[ssilk]

Der Anteil derjenigen Mitmenschen, die sich lieber bei lebendigem Leibe einen Arm abknabbern würden, als zuzugeben, daß sie vielleich im Unrecht sind, wird leider immer größer...

Hört sich interessant an, erzähl doch mal mehr, wenn Du darfst.

[Frankie]

Ach, was gibt es da groß zu erzählen? Was man halt vor allem spürt, ist das Anspruchsdenken, das sich daraus zu rechtfertigen scheint, daß momentan die Bahn ein mieses Image hat. Da meint jeder, bei jedem Furz Anlaß zur Beschwerde zu haben. Die Hemmschwelle fürs Losmotzen ist dermaßen niedrig, daß man sich manchmal fragt, ob die noch alle Tassen im Schrank haben. Aber ich kann ja mal einige Stichpunkte nennen:

- Jemand will Schmerzensgeld, weil er auf dem Bahnsteig über den Koffer eines Mitreisenden gefallen ist und sich dabei einen Kapselriß im Knie zugezogen hat.

- Jemand hat sich geweigert, ein Foto für seine BahnCard einzureichen und weigert sich auch, die Karte auf der Rückseite zu unterschreiben und vergleicht dann den Schaffner mit Nazis, weil der ihn bei der Fahrkartenkontrolle zum Vorzeigen des Personalausweises auffordert (drollig ist dabei, daß angeblich immer alle Mitreisenden auf der Seite des "armen Opfers" waren und den Schaffner ausgebuht haben)

- Trotz ausdrücklichen Verbots hat ein Student sein Fahrrad mit in den ICE gebracht und in den Gang gestellt, wo es eine Verletzungsgefahr für alle Mitreisenden darstellt. Der Student macht anschließend so einen Terror, daß der Zugchef ihn im nächsten Bahnhof vom BGS abholen läßt, worauf der Student nicht nur eine Entschädigung für seine Fahrkarte, sondern auch für seinen "Nutzungsausfall" haben möchte.

- Jemand will seine Liebste vom Zug abholen und stellt sein Auto vor dem Bahnhof im Halteverbot ab. Der Zug hat Verspätung und als der Typ schließlich zurückkommt, wurde sein Wagen abgeschleppt. Und ratet mal was: Genau, der Typ will von der Bahn die Kosten dafür wiederhaben.

- Ein Prof. Dr. schreibt ein 10-seitiges Schreiben an den Bundesrechnungshof, in dem er fordert, alle Sachbearbeiter, mit denen er in Kontakt stand, zu entlassen und diese mit Taliban und Nazis vergleicht. Hintergrund: Er wollte seine Bestellung für eine BahnCard nicht unterschreiben und hat daraufhin halt keine bekommen.

- Eine Geschäftsfrau hat eine Fahrkarte von Berlin nach Duisburg. Auf dem Weg dorthin bekommt sie per Handy die Info, daß der Termin in Duisburg geplatzt ist. Daraufhin beschließt sie, bis Düsseldorf weiterzufahren - ohne gültige Fahrkarte. Bei der Fahrkartenkontrolle muß sie natürlich Strafe zahlen wegen Schwarzfahrens. Und macht hinterher einen Riesen-Bohei, wie man sie denn wie eine Verbrecherin behandeln könne. Schließlich sei sie ja eine gute Kundin und keine Schwarzfahrerin, das sei ja keine Absicht gewesen, bzw. sie habe nicht drüber nachgedacht.
So gesehen könnte man ja auch im Laden nicht alle Artikel bezahlen und wenn man beim Hinausspazieren erwischt wird, behaupten: "Stehlen? Ich? Nie und nimmer! Ich habe doch das Meiste bezahlt! Ich bin doch kein Dieb!"

- Jemand stöpselt seinen Laptop im ICE in die Steckdosen, die für die Staubsauger der Reinigungskolonne vorgesehen sind und mit höherer Voltzahl laufen. Das eindeutige Hinweisschild wird ignoriert. Als daraufhin sein Rechner gebraten wird, will er Schadensersatz.

- Eine Frau schafft es nicht, sich aus der Attrappe eines Fahrkartenautomaten am Stand der Bahn auf einer Tourismus-Messe eine Fahrkarte zu ziehen, fährt daher anschließend schwarz und beschwert sich anschließend darüber, daß der Automat nicht als Attrappe gekennzeichnet war. Auf die Idee, sich woanders eine Fahrkarte zu besorgen, kam sie nicht.

- Jemand schreibt einen langen Beschwerdebrief an den Vorstand und beschwert sich darüber, daß er seine BahnCard auf der Rückseite unterschreiben muß. Ein derartiger "bürokratischer Kraftakt" sei ihm nicht zuzumuten.

Man kann das noch munter so weiterführen, von Omis, die sich auf Bahnhöfen verlaufen und deren Enkelsöhne, die gerade Jura studieren, daraus eine Strafsache machen wollen, bis zu Leuten, die sich unter Ausnutzung des Maximalrabattes auf eine feste Zugverbindung festlegen und dann nicht einsehen wollen, daß sie nachzahlen müssen, wenn sie spontan entscheiden, doch einen anderen Zug nehmen zu wollen.

Lustig sind auch immer Professoren und Doktoren. Da zeigt sich, daß ein Doktortitel noch nicht unbedingt ein Zeichen von Intelligenz ist.
Der Klassiker sind auch Anwälte, die wegen jedem Müll mit Klage drohen, nur damit sie einen Mandanten mehr abzocken können.

Ist ja auch klar: Die Bearbeitung von solchen Beschwerden kostet Zeit und Nerven. Man spekuliert halt darauf, daß die Bahn irgendwann sagt: "Ok, hier hast du einen Gutschein und nun halt den Mund."

Es gibt auch regionale Unterschiede. z.B. ist die Anzahl der lachhaften Beschwerden vor allem aus den neuen Bundesländern besonders hoch. Und sehr lustig sind oft auch Jurastudenten...

Aber lassen wir das


Gruß,

Frank

[Qrt]

Danke Frank für die unterhaltsame Beispiele. Soetwas kan mann auch in andere Länder in Europa finden.

Es gibt auch regionale Unterschiede. z.B. ist die Anzahl der lachhaften Beschwerden vor allem aus den neuen Bundesländern besonders hoch.

Vielleicht sind auch die Behörde dort etwas strenger. Es gehören immer zwei dazu.

Vorige Woche konnte ich hier spontan bei der Lokfahrer in eine Lokalzug mitfahren obwohl ich nur Fahrgast war. Bei andere Bahnen in andere Regionen ist soetwas wegen andere Sitten unmöglich auch wenn das nicht Verboten oder mit Risiken behaftet ist.

Also nur so eine spontane Frage: Wenn ich als Hobby-Bahninterressierter Bahnbetriebswerke, Stationen etc näher als der durschschnittige Kund studieren und vielleicht Fotografieren möchte, wohin in Deutschland soll ich fahren ? Also wo sind die (DB-) Menschen am freundlichsten ?