Hallo zusammen
Also gerne hier der geschichtliche Hintergrund zum Wappen-Vorschlag Nr. 8:
Stadtgeschichte von Knuffingen
Vor langer Zeit war ein Zimmermanngeselle aus der Gegend nahe dem
Bodensee, genauer aus dem
Landkreis Konstanz, nordwärts unterwegs. Der Tradition der
Zimmerleute entsprechend war der junge Mann gekleidet mit der schwarzen Cordkluft, Manchesterjacket und Weste, ein schwarzer Schlapphut mit breiter Krempe und weiten Schlaghosen welche farblich seines Berufsstandes entsprachen. Mit
Stenz und
Bündel, welches auch
Charlie oder
Felleisen ganannt wurde, war er einer jener Wanderburschen von denen es in Europa und Übersee um diese Zeit viele gab. Drei Jahre zu Fuss auf der Walz unterwegs von Arbeit zu Arbeit. In dieser mehrjährigen Reisezeit durfte er den Bannkreis von mindestens 50 km Radius um seinen Heimatort nicht betreten. Jeden Abend auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf, freundlich, ehrlich und mit vielen Geschichten am Wegesrand. Eine dieser Geschichten sei hier erzählt.
Im zweiten Gesellenjahr zog der Zimmermann durch den
Landkreis Calw und kam zwischen Harz und Alpen in ein Dorf in welchem in bescheidenem Masse Fischfang und Ackerbau betrieben wurde. Nahe dem Dorf, jedoch auf der anderen Seite des Flusses, gab es zwei Steinbrüche aus welchem im Tagebau
Säulenbasalt und
Kalksandstein gewonnen werden konnte. Es bestand der normale Handel zu den Nachbardörfern und zur damaligen Zeit gehörte dieses Gebiet zur
kreisfreien Stadt
Erlangen. Die nach dem Kommunalrecht Deutschlands regierte Stadt durfte ihre Aufgaben in eigener Zuständigkeit erledigen. Dieses Recht durften nur grössere Mittelstädte oder Grossstädte ausüben und ermöglichte lokale Freiheiten welche teils zu speziellen aber stehts förderlichen Begebenheiten führten.
Bei einer
Tagelohnarbeit am Ufer des Flusses hörte der Zimmergeselle den Fischern beim Klagen über die geringen Fischfangmenge zu. Auch die Steinmetze haderten mit Ihrem Schicksal, da die Lage des Steinbruches auf der falschen Seite der Stadt lag und sie auf die Überführung der Bruchstücke mittels Booten angewiesen waren, was nicht effizient und kostspielig war. Der Zimmermann versprach den Fischern den doppelten Fischertrag bei nur vier Wochentagen Arbeit und den Steinmetzen viel Arbeit in der Stadt für längere Zeit. Als Gegenleistung für seinen Rat verlangte der Geselle, dass die Fischer ihm mit ihren Booten an zwei Tagen der Woche zuarbeiten und die Steinmetze ihm an zwei Tagen mit ihren Fähigkeiten zudienen müssten. Ohne nur auch den geringsten Hinweis gegen zu haben, wie dies die Fischer und Steinmetze erreichen konnten und was sie an den zwei Tagen zu tun hätten, zog der Geselle am Abend fort und nannte den Leuten am Ufer seinen Schlafplatz bis am nächten Morgen. Dies war auch die Bedenkzeit für die Fischer und Steinmetze, den sie wussten das der Zimmermann auf
Wanderschaft war und er nicht wieder zurück kommen würde. Am Abend noch suchte der Geselle die Residenz des
Stadtverwalters auf und ersuchte um eine
Audienz für den kommenden Tag.
Am nächsten Morgen suchen ein Vertreter der Fischer und ein Specher der Steinmetze den Zimmermann am genannten Ort auf und nahmen das Angebot des
Chnuz an. Im althochdeutschen wurde dieser Begriff für waghalsiges oder vermessenes angewannt. So beurteilten die Interessierten das Vorhaben des Gesellen. Der Zimmermann versprach bald wieder am Ufer zu sein und seinen Rat verlauten zu lassen.
Daraufhin begab er sich zur Residenz des Stadtverwalters und nahm die ihm gewährte Audienz war. Dem Stadtverwalter bot er an das Fundament für eine neue grosse und prachtvolle Residenz zu bauen und die Stadt mit einer guten Strasse zu versorgen. Gute Strassen waren zu dieser Zeit für den wirtschaftlichen Aufschwung entscheidend aber für die Stadthalter meist sehr teuer. Als Gegenleistung verlangte der Zimmermann das Holz eines unwegsames Waldstückes mit den Rodungs- und Nutzungsrechten dazu auf der Anhöhe neben der Stadt und dass er sein Zeichen in das Wappen der Stadt setzen durfte, wenn Ihm sein Vorhaben gelingen sollte.
Ob der Dreistigkeit eines so jungen Mannes war der Stadtverwalter zwar erstaunt, konnte aber keinen Einwand für den Vorschlag finden. Zumal das geforderte Holz des Waldstückes bis anhin nicht genutzt werden konnte, da die Anhöhe einfach zu schrof dahin anstieg. Auch das versprochene Fundament für die neue Residenz, welche viel Ansehen und Ehre versprach, die neue Strasse die Stadt aufwerten würde und das Risiko bei einem scheitern sehr gering war, lies er ein Schriftstück aufsetzen, welches den Handel
besiegelte.
Tags darauf schritt der Zimmermann wieder ans Ufer und verlangte, dass die Steinmetze ihm an den zwei Wochentagen halfen eine Strasse zur Anhöhe hinauf zu bauen. Die grossen Bruchsteine mussten auf die Anhöhe gebracht werden und die kleinen Steine mussten vom der Anhöhe hinab, durch die Stadt bis hin zum Ufer als Strasse geplastert werden. Der Zimmermann selber fällte auf der Anhöhe die Bäume und entastete diese für den Abtransport zum Ufer des Flusses. Die Fischer wurden angewiesen an zwei Tagen in der Woche mit Ihren Booten bei der Mithilfe einer Brücke über den Fluss zu bauen, welche durch das Nutzungsrecht des Holzes im Besitze des Zimmermanns blieb. Unter der Brücke errichtete der Zimmermann mit den Fischern
Reusen und verdoppelte den Fischfangertrag von einem Tag auf den anderen. Weil die Fischer dann nur noch an vier Tagen arbeiten mussten, konnten die Reusen an den verbleibenden Wochentagen hochgezogen werden, was das passieren der Fische unter der Brücke ermöglichte und somit einem Konflikt mit den flussabwärts befindenen Dörfern und Städten vermied.
Die Steinmetze mussten noch das Fundament der neuen Residenz fertig stellen und erhielten ab dann von der Stadtverwaltung den Auftrag den neuen Bau mit
Kalksandstein aus dem Steinbruch auf der anderen Flusseite abzuschliessen. Der Transport der Steine konnte nun über die neue Brücke zu konkurenzfähigen Preisen erledigt werden, dass auch der geringe
Brückenzoll an den Zimmermann nicht ins Gewicht viel. Die neue Residenz wurde auf dem grosszügig angelegten Fundament auf der gerodeten Anhöhe errichtet, was zu regem
Handel bei den Handwerkern in der Stadt führte. Die neue Strasse vom Ufer bis hinauf zur Anhöhe entwickelte sich schnell zur Erfolgsgeschichte. Grundbedürfnisse wie Nahrung emöglichte auch den ansässigen Bauern Ihre Ernten gewinnbringend zu verkaufen.
Nach Monaten des organisierens und bauens hinterlegte der Zimmermann sein Zeichen in der neuen Residenz des Stadthalters, dass es nun im Wappen der Stadt aufgenommen würde. Ein Papier mit der Skizze eines gekrönten Löwenkopfes wurde vom Zimmermann gebracht.
Zum Dank und seiner Herkunft wegen, fügte man im Stadthalteramt noch den Fisch und das Kreuz des
Landkreies Konstanz hinzu und erneuerte damit das
Wappen der Stadt vollständig. Der Fisch steht aber auch für die erfolgreichen Fischer und das Kreuz für den regen Handel, welcher nun in der Stadt einzug hielt und Reichtum und Wohlstand brachte. Seit dieser Zeit nun pragt über dem Fisch der gekrönte Löwenkopf flankiert vom Kreuz des Handelns im Wappen der Stadt
Knuffingen.
Gerüchte besagen, dass sogar der Namen der Stadt dem Gesellen angepasst wurde. So wurde er wärend der Zeit als er seine Versprechen einlöste von allen „Chnuz von Singen“ genannt.
Chnuz weil sein Vorhaben waghalsig war und er sein Herkommen aus dem Raum des
Landkreies Konstanz angab, in welchem die Stadt
Singen lag. Das daraus über den lokalen Dialekt, leicht gekürzt und genuschelt ausgesprochen „Chnuvfingen“ gesprochen und „
Knuffingen“ heute geschrieben wird ist nicht genau belegt aber auch nicht wiedersprochen.
Noch kurz auf sein Zeichen eingegangen sei erwähnt, dass man vermutet, dass der Zimmermann welcher aus dem Süden kam, sein Zeichen noch in anderen Städten hinterlies.
Löwenstein ist so eine Stadt auf seiner möglichen Route, was vielleicht auch den Namen der neuen Residenz erklärt und
Erlangen ganz in der Nähe von
Knuffingen ebenfalls. Der Geselle sei dann nordwärts weiter gezogen in Richtung
Sondershausen und dann weiter nach
Bad Lauterberg, so zumindest die Überlieferung. Sicher vermuten Sie richtig, dass in diesen Städten änliche Begebenheiten, vor allem wenn man die
Wappen und Flaggen dieser Städte sieht, stattgefunden haben. Ein weiteres Gerücht besagt, dass das neue Wappen von
Knuffingen symbolisch umgedreht den Hinweis auf die wahre Identität des Zimmermanns verbirgt.
In diesem Sinne sei gesagt, dass der Phantasie in vielen Belangen freien Lauf gelassen werden kann, die Fakten und Tatsachen aber immer wieder Rätsel aufwerfen. Lang lebe Knuffingen.
Der
zimmermeister@gmx.net