97.000 Züge kamen nie an -

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Datterich
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97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von Datterich » Montag 7. Mai 2018, 12:44

Wie man auf den Seiten von tagesschau.de heute nachlesen kann, gab es im Kalenderjahr 2017 weiterhin einiges an hier bereits bekannten und auch hier kommentierten Problemen.
Mehr als 40.000 Züge (0,3 Prozent) verließen ihren Startbahnhof erst gar nicht. Auch im laufenden Jahr ist dem Bericht zufolge kaum mit weniger Zugausfällen zu rechnen. Die Zahl der witterungsbedingten Weichenstörungen sei bis zum 23. April 2018 mit 746 bereits auffallend hoch gewesen.

Im vergangenen Jahr kam es zu 1155 Weichenstörungen. Die Bahn habe mitgeteilt, dass der Anteil vollständig oder teilweise auf einem Streckenabschnitt ausgefallener Züge innerhalb der Statistik des Unternehmens von der Grundgesamtheit aller planmäßig verkehrender Züge im Personenverkehr abgezogen werde, zitierte die Zeitung aus der Antwort des Verkehrsministeriums an die Grünen-Fraktion.

Der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel kritisierte: "Es ist schon ein Hammer, dass ausfallende Züge nicht mehr in der Pünktlichkeitsstatistik auftauchen. Damit ist klar, dass die Zuverlässigkeit im Bahnverkehr noch schlechter ausfällt als ohnehin schon in der Statistik."
40.000 Züge pro Jahr sind im Durchschnitt rund 110 Züge pro Tag oder rund 5 Züge jede Stunde, die gar nicht erst fahrplangerecht zum Dienst erscheinen! Wer ist denn eigentlich für derartige Fahrpläne verantwortlich und läuft immer noch frei herum? Wenn mehr als 40.000 Züge (gemeint sind hier wohl ausschließlich Personenzüge, keine Güterzüge) gar nicht erst abfahren, wie viele hunderttausend zahlende Menschen sind dann an Bahnsteigen zunächst stehen gelassen worden und kamen verspätet oder überhaupt nicht dort an, wo sie eigentlich pünktlich hingebracht werden sollten?! Wie immens ist allein der wirtschaftliche Kollateralschaden? Was wurde aus den hunderttausenden Einzelproblemen wie z.B. Anschlüsse, Flüge, Versammlungen, Arbeit, usw.?

Interessant sind auch die zahlreichen Leserkommentare zu diesem Thema auf der selben Tagesschau-Webseite.
Zur bahneigenen Statistik und deren spezieller "Aussagekraft" schreibe ich hier nichts, das hatten wir schon.

Freundliche Grüße aus Darmstadt
Datterich
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Hier trifft man manchmal Leute, die gar keinen Zug bekommen ...

Nordexpress
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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von Nordexpress » Donnerstag 10. Mai 2018, 11:48

Das kapiere ich nicht, wo sind die 40.000 Züge geblieben :?: :?:
Tschüss Nord-Express
"Die kleine Welt ist die grösste"
Mega Straßenbahnmuseum Dänemark

Bernd W.
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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von Bernd W. » Donnerstag 10. Mai 2018, 13:40

Hallo,
40.0000 Zügen die nicht ankommen, 5 pro Stunde glaube ich sofort. Und die Dispo muss schon richtig gut sein bei der Mangelwirtschaft Bahn AG. Denn es sind ja nicht nur die Hardware ( Züge ) zu disponieren, sondern auch die Lokführer und Zugbeleiter die nun irgend wo stranden, stehen, warten oder keine Züge haben ;-)

Wie ich schon öfter selber live erleben durfte und mir auch von einigen Zugchefs bestätigt wurde :
Bereitstellung :
- technische Störung an Lok oder Wagen, Zug fällt aus
- Lokführer fehlt, kein Ersatzlokführer, Zug fällt aus.
- Mindestanzahl an Zugbegleitern nicht erreicht, Zug fällt aus.
Da es aber nur eine geringe Anzahl an Ersatzzügen ( Notfallreserve) gibt, ich meine die Zahl von 21 Zügen Bundesweit mal gelesen zu haben, ein ICE3 nicht so ohne weiters durch einen IC, ICE1 ICE2 ersetzt werden kann ( wegen Hochgeschwindigkeitstrassen ), wird dann halt gewürfelt was fährt.

Unterwegs wechselt auch öfter das Personal und wenn an diesem Bahnhof kein neuer Lokführer da ist oder die Zugbegleiter fehlen, weil sie in einem anderen verspäteten Zug sitzen, krank sind, bleibt der Zug stehen oder endet unplanmäßig dann an einem Bahnhof.

Vor ein paar Wochen stand die Rheinbahn in Bonn Richtung Köln. Der alte Lokführer hatte Schichtende und meine der neue Lokführer kommt mit dem Taxi nach Bonn, der Zug mit dem er kommen sollte, ausgefallen war, es dauert noch....
Ob und wann der Zug dann bis Köln-Deutz weiterfuhr, weiß ich nicht.

Ein Zugchef hat mir seber gesagt, das Züge teilweise auf Teilstrecken nicht fahren weil das Personal fehlt. Mir sind persönlich 6 solcher Fälle bekannt!
Neulich habe ich im Zug in Köln gesessen da hat die Zugcheffing hecktisch mit Frankfurt telefoniert weil ein Zugbeleiter sich krank gemeldet hatte und die Dispo keinen Ersatz stellen konnte. Zum Glück war ein andere Zugbegleiter im Zug der Feierabend oder Pause hatte und eingesprungen ist. Ich habe das Gespräch mitbekommen. Wäre er nicht im Zug gewesen, hätte der Zug in Köln stehen bleiben müssen und wäre wohl ausgefallen.

So wären in Köln letztes Jahf viele Züge gar nicht mehr gefahren wenn die Zugbegleiter konsquent ihre Tarifverträge eingehalten hätten. Die Bahn ist laut diesem Tarifvertrag verpflichtet die Schichtpläne einen Monat im Vorraus den Zugbegleitern zu geben. Dies wude nicht eingehalten und 2 Wochen vor Schichtplanwechsel lagen die neuen Schichtpläne noch nicht vor. Die GDL soll diesbezüglich die Mitarbeiter aufgefordert haben zu Hause zu bleiben, was ihr Recht gewesen wäre, dann aber keiner gemacht hat.
Auch wenn mich das getroffen hätte, sie hätten es machen sollen! Damit die Öffentlichkeit endlich mal erfährt wie die Bahn runtergewirtschaftet wird.

Mich wundert täglich aufs neue das da überhaupt noch was funktioniert. Zu wenig Personal extrem schlechte Wartung, zu wenig Loks und Wagen, wohl auch hoher Krankenstand.
Verantwortlich dafür sind unsere Regierungen. Die Kein Geld investiert, die Bahn Gewinne einkassiert.
Zum Vergleich ( Investition in die Bahn pro Bürger und Jahr ):
Schweiz 340€
Österreich 240€
... Holland, Frankreich, Italien, etc.
Deutschland 62€
Spaninen 45€

Übrigens beim Straßenbau sind wir auch fast letzter mit 45€ pro Bürger und Jahr :clown:

Gruß,
Bernd

P.S.
Ich verzichte auf die Unterscheidung Lokführer/Triebfahrzeugführer, also der in der 1. Reihe vorne ;-) ist gemeint.

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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von Stefan mit F » Donnerstag 10. Mai 2018, 15:27

Moin,
Bernd W. hat geschrieben:Unterwegs wechselt auch öfter das Personal und wenn an diesem Bahnhof kein neuer Lokführer da ist oder die Zugbegleiter fehlen, weil sie in einem anderen verspäteten Zug sitzen
dürfen Bahnangestellte überhaupt mit der Bahn zur Arbeit kommen, oder müssen die pünktlich sein? :hm?:

Btw: In Hagen kam seit ca. 45 Jahren keine einzige Straßenbahn zu spät. :cool:
Gruß aus 2⅙ Grad südlich und 2½ Grad westlich des MiWuLa
Stefan mit F


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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von günni » Donnerstag 10. Mai 2018, 15:40

Moin,
oder müssen die Bahnmitarbeiter, wenn sie mit der Bahn zur Arbeit kommen, die Fahrten als bezahlen oder als geldwerten Vorteil versteuern?

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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von Feuer-wer » Donnerstag 10. Mai 2018, 16:43

Stefan mit F hat geschrieben:
Btw: In Hagen kam seit ca. 45 Jahren keine einzige Straßenbahn zu spät.
Interessanter Link.
29.05.1976
Die letzte Fahrt einer Straßenbahn in Hagen und Umstellung auf
ausschließlichen Omnibusverkehr.
01.01.1980
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) tritt in Kraft. Der größte Zusammenschluss
von Trägern des öffentlichen Personennahverkehrs
in Deutschland sorgt für einheitliche Tarife, koordinierte Streckennetze
und aufeinander abgestimmte Fahrpläne.
Kein Kommentar.

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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von günni » Donnerstag 10. Mai 2018, 17:23

Moin,
ja was war denn von 1973 - 1976? Das sind die fehlenden 3 Jahre zu den angegebenen 45 Jahren. Keine Verspätungen in Hagen? Unfassbier

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Stefan mit F
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Re: 97.000 Züge kamen nie an -

Beitrag von Stefan mit F » Donnerstag 10. Mai 2018, 21:37

Moin,

meine Aussage zu den Hagener Straßenbahnen wird noch vor der Eröffnung des Berliner Flughafens wahr werden. :lol: :lol: :lol:
Gruß aus 2⅙ Grad südlich und 2½ Grad westlich des MiWuLa
Stefan mit F


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