Aus dem Hamburger Abendblatt:
Bahnhofs-Ausverkauf: Investor zahlt Spottpreis
Hamburg -
Der Ausverkauf von Bahnhöfen, wie er von der Deutschen Bahn AG seit gut acht Jahren in großem Stil betrieben wird (wir berichteten), hat zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Die Bahn habe die Aufgabe, guten Bahnverkehr zu organisieren und nicht vorrangig Gewinne zu machen, sagt Stefan Diefenbach-Trommer vom Bündnis "Bahn für Alle". "Es ist schon kurios, dass öffentliches Vermögen (die Bahn ist eine AG in Bundesbesitz), in das viel Geld gesteckt wurde, nun dazu dient, Profite zu machen."
Mit dem Verkauf seiner Bahnhöfe habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren einen integralen Bestandteil für attraktives Bahnfahren aufgegeben. So seien auf ihrem Privatisierungskurs über Jahre hinweg viele Bahnhöfe kaputtgespart worden, sie hätten leer gestanden, seien verdreckt und verkommen.
Für die Übernahme eines Pakets von 500 Bahnhöfen im Jahre 2004 habe das Konsortium Patron Capital Ltd. und Procom Invest GmbH & Co. KG wohl 14 Millionen Euro bezahlt, so Diefenbach-Trommer, die zweite Tranche im Jahr 2007 mit 490 Bahnhöfen sei vermutlich nicht viel teurer gewesen. "Ein Spottpreis. Durchschnittlich wurden für ein Bahnhofsgebäude, meist noch in zentraler Ortslage, nicht mal 30 000 Euro gezahlt." So ein Schnäppchen habe kaum ein Bürgermeister machen können. Im Gegenteil, ihnen seien die Immobilien - wenn überhaupt - zu marktüblichen Preisen angeboten worden, bestätigen viele.
Allen Kommunen sei ihr Bahnhof zum Kauf angeboten worden, sagt die Deutsche Bahn. Das stimme so nicht, entgegnet Diefenbach-Trommer. Zwar hätten wohl alle einen Brief bekommen. Manchen Bürgermeistern sei der Bahnhof dann zu einem hohen Preis angeboten worden, andere Stadtväter hätten Interesse bekundet, aber über Monate und Jahre von der Bahn keine Antwort erhalten.
Was Procom mit seinen mehr als 1000 Bahnhöfen mache, darüber könne nur spekuliert werden, das Unternehmen äußert sich nicht. Für eine Handvoll guter Bahnhöfe habe das Konsortium vielleicht ein tragfähiges Konzept, meint Diefenbach-Trommer. Jeder weitere vermarktete Bahnhof sei ein Zusatzgewinn. "Da ist kein großer Druck." Vermutlich gehe Procom jetzt auf einige Kommunen zu, denn nur die erhalten öffentliche Fördergelder.
kas
erschienen am 16. September 2008
Bahnhofs-Ausverkauf: Investor zahlt Spottpreis
- Jörg Thyroff
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