Der ewige Bobo. Eine längst überfällige Polemik
Der ewige Bobo. Eine längst überfällige Polemik
"Wer verstehen möchte, was es mit dem Hobby „Modelleisenbahn“ in seiner wohl am meisten verbreiteten Erscheinungsform auf sich hat, wird nicht umhinkommen, den weiten Weg in die Hamburger Speicherstadt und das Miniatur Wunderland, von Fans liebevoll auch „MiWuLa“ genannt, auf sich zu nehmen. Nirgendwo wird die fatale Geisteshaltung eines tragischen Hobbies deutlicher sichtbar.
Nicht umsonst hat die – und dies muss auch der schärfste Kritiker zugeben – technische Meisterleistung ihre Ausgangspunkt in einem fiktiven Ort namens „Knuffingen“. Ein Ort, so friedlich, malerisch und gleichzeitig so irreal, dass er alle Ansprüche der Modelleisenbahner, die Wirklichkeit nachzubilden, Lügen straft. Umschrieben mit Sätzen, dass hier die Zeit stehengeblieben sei, zeigt er: Obwohl Knuffigen und der ganze Rest in einer nicht näher beschriebenen, höchstens aufgrund bestimmter Attribute erahnbaren Gegenwart spielen, sie gar darstellen sollen, sind die Erbauer der Monstrosität MiWuLa bis heute im kleingeistig-spießbürgerlichen Milieu der sechziger Jahre verhaftet: Natürlich heißt der Nachtclub Manhattan, und noch immer sind Hippies ein Fremdkörper, der – immerhin – ein eigenes Diorama verdient: Weitab von Knuffingen, seinen mit Miniaturautos und –Figuren vollgestopften Straßen und Wegen, fristen einige Langhaarige am Lagerfeuer ihr tristes Außenseiterdasein, mit der Gitarre in der Hand, „We shall overcome“ auf den Lippen, im Hintergrund der obligatorische VW-Bus, und man ahnt förmlich den Stammtisch, dessen Gäste gerade zu Fackeln und Heugabeln greifen, um das ungewaschene Pack aus der Gegend zu vertreiben. Wenn, wie in zahllosen Bauberichten in den einschlägigen Modellbahnillustrierten behauptet, die Anlagen der Hobbyfreunde ein Abbild der eigenen Kindheit sind, oft genug verklärt, dann kann einem nur grausen ob der Mentalität, die hier und auch bei den meisten Modellbahnaustellungen jeglicher Spurweite, von Z bis II, sichtbar wird: die Welt als Wille und Vorstellung reaktionärer Kleingeister. Der direkte Zusammenhang zwischen den Abbildungen in den Kochbüchern der 60er mit den fleischsalatgestopften Tomaten, den Bäuchen der ungewaschenen Hobbyisten und dem Mief im Hobbykeller ist in Hamburg unübersehbar."
Wer weiterlesen - und sich möglicherweise ärgern, vielleicht aber auch amüsieren - will: Hier geht es weiter.
Mit guten Wünschen für 2009
Daniel
PS: Ich will dem Forum einen zu umfangreichen Text ersparen, darum der Verweis auf die Seite.
Nicht umsonst hat die – und dies muss auch der schärfste Kritiker zugeben – technische Meisterleistung ihre Ausgangspunkt in einem fiktiven Ort namens „Knuffingen“. Ein Ort, so friedlich, malerisch und gleichzeitig so irreal, dass er alle Ansprüche der Modelleisenbahner, die Wirklichkeit nachzubilden, Lügen straft. Umschrieben mit Sätzen, dass hier die Zeit stehengeblieben sei, zeigt er: Obwohl Knuffigen und der ganze Rest in einer nicht näher beschriebenen, höchstens aufgrund bestimmter Attribute erahnbaren Gegenwart spielen, sie gar darstellen sollen, sind die Erbauer der Monstrosität MiWuLa bis heute im kleingeistig-spießbürgerlichen Milieu der sechziger Jahre verhaftet: Natürlich heißt der Nachtclub Manhattan, und noch immer sind Hippies ein Fremdkörper, der – immerhin – ein eigenes Diorama verdient: Weitab von Knuffingen, seinen mit Miniaturautos und –Figuren vollgestopften Straßen und Wegen, fristen einige Langhaarige am Lagerfeuer ihr tristes Außenseiterdasein, mit der Gitarre in der Hand, „We shall overcome“ auf den Lippen, im Hintergrund der obligatorische VW-Bus, und man ahnt förmlich den Stammtisch, dessen Gäste gerade zu Fackeln und Heugabeln greifen, um das ungewaschene Pack aus der Gegend zu vertreiben. Wenn, wie in zahllosen Bauberichten in den einschlägigen Modellbahnillustrierten behauptet, die Anlagen der Hobbyfreunde ein Abbild der eigenen Kindheit sind, oft genug verklärt, dann kann einem nur grausen ob der Mentalität, die hier und auch bei den meisten Modellbahnaustellungen jeglicher Spurweite, von Z bis II, sichtbar wird: die Welt als Wille und Vorstellung reaktionärer Kleingeister. Der direkte Zusammenhang zwischen den Abbildungen in den Kochbüchern der 60er mit den fleischsalatgestopften Tomaten, den Bäuchen der ungewaschenen Hobbyisten und dem Mief im Hobbykeller ist in Hamburg unübersehbar."
Wer weiterlesen - und sich möglicherweise ärgern, vielleicht aber auch amüsieren - will: Hier geht es weiter.
Mit guten Wünschen für 2009
Daniel
PS: Ich will dem Forum einen zu umfangreichen Text ersparen, darum der Verweis auf die Seite.
- Stephan Hertz
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Och, er hat ja nur den Auszug ohne Absatz gemacht. Und ich habe es ohnehin auf der Seite direkt gelesen. Hierbei muss ich Macko Recht geben, durch die verschachtelten Sätze war es stellenweise schwer zu lesen...
Wobei ich mich selbst immer wieder erwische, verschachtelte Sätze zu schreiben, aber nicht so extrem.
Zum Inhalt des Textes: wer sich darüber ärgert, ist selber schuld!
Ansonsten, ein frohes neues Jahr!
Björn
Wobei ich mich selbst immer wieder erwische, verschachtelte Sätze zu schreiben, aber nicht so extrem.
Zum Inhalt des Textes: wer sich darüber ärgert, ist selber schuld!
Ansonsten, ein frohes neues Jahr!
Björn
10 Jahre Forumane hier im Forum (2003 - 2013) und begeisterter MiWuLa-Fan
Lieber weniger auf den Modulen haben, das dann aber so konsequent wie möglich umgebaut, gealtert und gesupert, wenn es auch nicht unbedingt FineScale oder 1Pur sein muss. Idealerweise ist auch noch möglichst viel selbst gebaut.
Dieses Vorgehen zeitigt gleich mehrere Effekte:
* Es wird Geld gespart, da nur wenig Material zum Einsatz kommt, und Selbstbau grundsätzlich billiger ist als der Kauf bei Groß- oder Kleinserienhersteller.
* Das Ergebnis befriedigt den Erbauer allemal mehr als der Gang zum Händler oder den Maukllick bei ebay.
* Zum Schluß steht etwas auf der Anlage, was nur auf dieser Anlage steht. Und auch das stellt einen Wert an sich dar
die Verweigerung, die Stille der Wirklichkeit wahrzunehmen,
Der Schrecken aber bleibt oberflächlich, wirklich wehtun darf hier nichts, denn früher war bekanntlich alles besser. Und das, was am meistens schmerzen könnte, wird sorgfältig vermieden. Die Tristesse eine leeren Bahnsteigs an einem Samstagnachmittag im Spätsommer kann, ja, darf nicht stattfinden.
Vielleicht hat ja einer von euch ein Gesetzbuch zur Hand, wo genau in Paragraphen gegossen ist, was Modellbau, Modelleisenbahn, ist und was nicht.in einem fiktiven Ort namens „Knuffingen“. Ein Ort, so friedlich, malerisch und gleichzeitig so irreal, dass er alle Ansprüche der Modelleisenbahner, die Wirklichkeit nachzubilden, Lügen straft.
Die Götter Esser und Kosak haben sie angeblich aufgestellt und der Einser ist ihr Prophet.
$ 1 Du darfs nichts anderes als die Tristesse des leeren Bahnsteigs und möglichst vorbildgerechte Bahndammvegetation darstellen.
§ 2 Du musst die Wirklichkeit nachbilden. Wie die aussieht? Auf jeden Fall konsequent umgebaut, gealtert und gesupert. Das nähere regelt der Einser. Gestaltungspläne sind in dreifacher Ausfertigung 6 Monate vor Baubeginn bei der Modellbahnbehörde zur Genehmigung einzureichen.
§ 3 Dabei ist insbesondere zu prüfen, ob auch ausreichend die Prinzipien der ruhigen Bahndammgestaltung eingehalten wurden. Von irgendwelchen aufregenden Szenen ist abzusehen, da das die unterhaltsame Wirkung der Bahndammtristess stören und von den modellbauerisch aufgeladenen (umgebauten, gealterten, gesuperten) Lokomotiven ablenken könnte. Deren Wirkung kommt nur in einer nichtüberladenen Umgebung zur Geltung.
§ 4 Einen Wert an sich stellt dar, das etwas nur auf deiner Anlage steht.
§ 5 Verstöße gegen diese Prinzipien führen zu umfassender Ächtung durch den Modellbahnpapst seiner Wahl, zur Exkommunizierung aus der Gemeinde der Modellbauer und zur wirtschaftlichen Vogelfreierklärung.
Strafverschärfend wirkt, wenn es gelingt, das breite Publikum zu unterhalten und Erfolg zu haben. Modellbauer haben keinen Erfolg zu haben.
§ 5 Du darfst keine Multifunktionsweste und bequeme Schuhe anziehen.
§ 6 Dein Haarschnitt hat dem Rekrutenhaarschnitt der US Marineinfantrie zu entsprechen. Sollten deine Haare und Fingernägel zu lang (gestattete Haarlänge beim Einser nachfragen) sein, dann bist du kein Modellbauer.
§ 7 Der Besuch eines, der Kauf bei einem Modellbahnhändler stellt eine schwere Sünde gegen die Prinzipien des Eigenbaus dar. Diese Erbsünde muß zügig gebeichtet werden und kann nur durch die hundertfache Wiederholung des Mantras "Ich darf nur die Tristesse der Realität darstellen wie sie der Modellbahnpapst festgelegt hat" wieder gesühnt werden.
§ 8 Du darfst kein T Shirt mit Aufschrift anziehen.
§ 9 Wir respektieren die Leistungen anderer. Es sei denn sie wurden auch kommerziell erfolgreich erbracht, in diesem Fall wünschen wir die wirtschafliche Ruinierung.
Da liegt man nun mit einer üblen Erkältung im Bett und dann liest man das.
Soviel depperten, verblendeten Mist - vergesellschaftet mit allen möglichen Ressentiments und 50er Jahre Spießertum, das ganze auf intellektuell anspruchsvollem Niveau, hatte ich nicht mehr seit meinem Abgang aus dem Gymnasium mit diesen schlauen EX Wehrmachtsoffizier - Oberstudienräten.
Danke dafür! Sehr unterhaltsam!
Jetzt gehts mir wieder besser, also scheint von diesem Manifest eine gewisse fiebersenkende Wirkung auszugehen.
Daher noch mal:Dankean den Einser.
Kann es kaum erwarten mal deine Attitüde des "weniger ist mehr Tristesse im tiefgründigen Schrecken des konsequent Umgebauten" mal anzuschauen und elegant an mir abprallen zu lassen.
Wo stellt der Einser wann aus?
Gruß Achim
now butter by the fishes
Noch ein Tipp, Korrekturlesen.Simon aus Tarp hat geschrieben:@ Daniel:
will nicht weiter auf deinen Text rein inhaltlich eingehen, aber ein gut gemeinter Rat: mach' mal nen' Absatz.
Gruß vom N-Bahner GüNNi
Surftipps: Polizeimuseum
Pressemitteilungen von Polizei, Feuerwehr und Zoll.
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