Das Thema Reduit wurde ja hier bereits ausführlich diskutiert.
Bei erneuter Lektüre des Thraeds hatte ich jedoch das Gefühl, das ein Großteil der Leser ein völlig falsches Bild von dieser "Alpenfestung" hat.
Während unserer Schweiz-Reise konnten wir v.a. in der Gotthard-Region bei genauer Beobachtung zahlreiche Bauwerke dieser Verteidigungsanlage entdecken und die Idee, irgendwann einen Thraed dazu zu starten, reifte heran.
Kürzlich bin ich dann durch Lori auf das Buch Falsche Chalets aufmerksam geworden, und dachte mir, daß man diesen (durchaus witzigen) Aspekt der schweizer Verteidigugskunst unbedingt auf der Alage zeigen sollte.
Um sich mit dem Thema etwas vertraut zu machen, empfiehlt sich die Lektüre des "Klappentextes" zu dem Buch von Christian Schwager:
Wer bei einer "Alpenfestung" also bisher immer an monströse Festungsanlagen mit meterdicken Betonmauern gedacht hat, kann sich entspannt zurücklehnen, denn der größte Vorteil des Reduits ist (war) es, daß man es eigentlich gar nicht sehen kann.Kurzbeschreibung
Falsche Chalets handelt von einer frivolen Variante der ansonsten ziemlich wahnhaften Bunkerwelt der Schweizer Armee, bei der es von der Zwischenkriegszeit bis in die Siebzigerjahre um nichts weniger als um die totale Befestigung des heimatlichen Territoriums ging. Falsche Chalets handelt von Tarnung und Täuschung, von unglaublich plump bis verblüffend wirkungsvoll gefälschter Architektur. Es geht um unfreiwillig ironisch kopierte oder geradezu schlampig imitierte Posen einer immer schon unheilen Alpenarchitektur. Das Militär pflegte eine ungeheuer saloppe Weise, mit der Baurealität der Umgebung umzugehen. Eine recht chaotische Bastelei mit Stilzitaten. (Gerold Kunz)Die Armee imitierte, wie es ihr gefiel. Sie baute scheussliche Riegelhausparodien, Berner Oberländer Chalets mit liebevoll aufgemalten Fenstern samt weissen Vorhängen, allzu massive Jumbochalets, übergrosse Bienenhäuser, disproportionierte Scheunen und Waldhütten mit aufgemalter Blockhausfassade oder Ställe mit absurden Anbauten für zwölf Meter lange Kanonenrohre und scheute sich dabei einen Deut um einengende Begriffe wie Kernzone, Wohnzone, Landwirtschaftszone. Das militärische Bauen erlöst uns von der Dichotomie Stadt-Land, es erlöst uns von der Sehnsucht nach der urbanen Verdichtung.
Auf der Homepage des Autors kann einige amüsante Eindrücke gewinnen.
Hier zwei Beispiele:
Also nach Militäranlage sehen diese Bauwerke jedenfalls nicht aus!
Auf der Anlage könnte ich mir gut vorstellen, daß man sowas als Knopfdruckaktion gestaltet:
Der Knopf wird gedrückt, ein ganzes "Haus" wird hydraulisch, wie bei einem Kipplaster angehoben, ein schweizer Armeeangehöriger erscheint und checkt die Lage mit einem Fernglas (vielleicht dreht er sich sogar dabei?). Anschießend verschwindet er wieder im Untergrund und das Haus "klappt" zurück.
Genial wäre es natürlich, wenn man das Ganze auch noch von innen betrachten könnte, oder die Aktion vielleicht sogar nur von dort aus auslösen könnte. Die Besucher "draußen" würden sich dementsprechend wundern!
Außerdem lassen sich natürlich im Inneren des Reduit noch zahlreiche andere lustige Geschichten erzählen.
So werden einige dieser Anlagen heute als Hotel, Versuchslabor oder Hochsicherheitstresor genutzt.
Besonders letztere Variante bietet natürlich die Möglichkeit allerlei Unfug darzustellen wie zum Beispiel einen Tresorraum in dem das Bernsteinsteinzimmer aufbewahrt wird. In einem anderen wird die Bundeslade gelagert und in einem weiteren der heilige Gral, usw...
Eigentlich läßt das so ziemlich alles zeigen, was jemals in der Weltgeschichte verschwunden ist - wenn es irgendwo ist, dann in der Schweiz, im Gotthard.
Tresore mit Goldbarren bis zum Abwinken sind ja selbstverständlich...
Jedenfalls ergeben sich viele Gelegenheiten die Schweiz von Innen mit der "Auswelt" zu verbinden und für den Besucher erlebbar zu machen.
Ich bin schon mal gespannt, was Euch noch so dazu einfällt...
Flo
... der sich jetzt schon ganz besonders auf das schweizer Innenleben freut.