Hallo HeMi,
Der wesentliche Grund, warum es das Wechselstromsystem, besser gesagt das Dreileitersystem gibt, ist
a) seine geringere Anfälligkeit gegen Kontaktschwächen wegen verschmutzter Schienen und Räder und
b)die symmetrische Polung der Gleisstücke
Im Prinzip hat beides nicht viel miteinander zu tun. Man könnte das Märklin-Gleis auch mit Gleichstrom betreiben.
Wechselstrom ist allerdings weniger anfällig für den elektrischen (ohmschen) Widerstand der Gleise, den man bemerkt, wenn eine Lok nach 2m Gleisstrecke deutlich langsamer fährt, als in der Nähe des Stromanschlusses. Jede Steckverbindung addiert diesen Widerstand auf. Also muss man sowieso ca. alle 80 cm einen weiteren Stromanschluss vorsehen und schon ist es fast egal, ob man Gleichstrom oder Wechselstrom nutzt. Digitalsteuerungen packen ohnehin immer 20V Wechselstrom aufs Gleis, an dem sich die Lok je nach Fahrbefehl bedient.
Bleibt das Argument der Symmetrie: Gleichstromsysteme oder besser gesagt Zweileitersysteme nutzen die linke und die rechte Schiene für die Polung bzw. Umpolung, die gleichbedeutend mit der Fahrtrichtung der Lok ist. Dabei gibt es die "Kehrschleifenproblematik": Wendet der Zug in einer Schleife und kehrt auf sein Ausgangsgleis zurück, muss dessen Polung bis zum Eintreffen der Lok umgesetzt werden, weil die Lok am Übergang ins Ausgangsgleis durch dessen Polung "zurückgeschubst" werden würde (Schöner Kurzschluss). Dafür gibt es eine Standardlösung mit fertigen Bausteinen, die das regeln. Trotzdem bleibt die Polarität jedes Gleisabschnitts ein ständiger gedanklicher Begleiter beim Aufbau der Anlage. Vor allem, wenn man die gleichen Gleisabschnitte in beiden Richtungen befahren will. Die Digitalisierung hilft hier, etwas Hirnschmalz einzusparen. Trotzdem bleiben Überlegungen offen, wenn man bestimmte Gleisabschnitte abschalten können möchte. Es kann auch zu Unklarheiten kommen, welche Fahrtrichtung sich der Decoder in der Lok "merkt" oder "vergisst". Das ist aber eher Kleinkram.
Interessanter ist der Preisvergleich und das Fahrzeugangebot für die Entscheidung zwischen Zwei- oder Dreileiter. Vorbildgetreue Züge gehören bei Märklin erst seit einigen Jahren zum Selbstverständnis. Hier haben Fleischmann und Roco als Überlebende eines heißen Wettbewerbs im Zweileitersystem gerade bei gebrauchter Ware mehr Auswahl am Markt.
Für viele ist aber letzlich die Optik des Gleises entscheidend und da stellt das Dreileitergleis in den Augen der hartgesottenen Modellbahner einen unzulänglichen Kompromiss dar. Wer diese Kritik jedoch allzu ernst nimmt, muss sich seine Gleise selbst bauen, um an ein wirklich vorbildgetreu aussehndes Gleis zu kommen. Alle weit verbreiteten Systeme haben nämlich zu hohe Schienen und zu ungenau geformte Schienenköpfe. Wenn Sie keine Ausstellungsanlage planen, nehmen Sie am besten, was Sie günstig kaufen können und sorgen Sie selbst für ordentliche Verlegung und Verdrahtung und natürlich für ständige Sauberkeit zwischen Schiene und Rädern. Das ist auch bei einer Digitalanlage unerlässlich.
HeMi hat geschrieben:Hallo zusammen,
in meiner Jugend hatte ich mal eine Märklin Anlage.
Wie das mit den Jugendlichen leider oftmals so ist, habe ich das ganze Zeug damals verkauft.
Nun bin ich einige Jahre älter und plane einen Neuanfang im Eisenbahnmodellbau (nicht zuletzt stark inspiriert durch das MiWuLa).
Mein erster Schritt war ein Besuch auf der Märklin Homepage um mir eine schicke Startpackung auszusuchen. Der zweite Schritt war dann zu ebay, um die Preise zu vergleichen. Mit dem Besuch bei ebay ging allerdings auch schon das erste Fragezeichen bei mir auf. Wie ich festgestellt habe gibt es die Loks so wie früher, also mit Schleifer in der Mitte, aber auch ohne selbigen.
Auf jeden Fall möchte ich mir eine Digitale Anlage bauen, alles andere hat wohl in der heutigen Zeit keinen Sinn mehr. Nun wäre ich recht froh, wenn mir einer (oder mehrere) von euch Profis mal die Vor- und Nachteile von Gleichstrom vs. Wechselstrom erklären könnte.