Also, die Entscheidung, Friedjes Account gleich komplett zu sperren, finde ich übertrieben.
dustpuppy hat geschrieben:Hi,
ich sehe das etwas anders als du. Die Moeglichkeiten zur Herstellung sind im Laufe der Jahre enorm gestiegen. Es koennen Modelle produziert werden, von denen man vor 10 Jahren noch getraeumt haette. Auch die Kosten fuer die Produktion fallen staendig. Aber was machen die Hersteller? Sie erhoehen permanent die Preise. Es ist mittlerweile moeglich Loks oder Waggons in N herzustellen, die in den Details so fein sind, dass man eine Lupe braucht um diese noch zu erkennen. Der Druckmaschine ist es egal, ob sie gross oder klein druckt. Ist nur eine Frage des Werkzeugs. Was machen die Firmen aber? Sie produzieren angeblich neue Modelle mit uralten Formen, die laengst abgeschrieben sind und bieten diese zu utopischen Preisen an.
In den letzten 20 Jahren hat sich nicht mehr so sehr viel getan in der Detaillierung. Eine aktuelle Neukonstruktion ist mitunter ein Modell, was es vorher noch nicht auf dem Markt gab, aber sie ist nicht unbedingt besser als ein Modell aus den frühen 90ern. Würde man die abgeschriebenen Modelle nun deutlich billiger verkaufen, würde fast keiner mehr die Neuheiten kaufen.
Infolge des immer größer werdenden Angebotes sinkt die pro Modellserie verkaufbare Stückzahl immer weiter. LS-Models etwa macht mittlerweile teilweise Serien unter 200 Stück. Der Entwicklungsaufwand aber bleibt derselbe wie für ein Modell, was 50.000 Mal verkauft wird, wie in den 70ern noch üblich.
dustpuppy hat geschrieben:Wenn Jeder die Moeglichkeit hat sich seine Modelle selber herzustellen, muessten die ganzen Firmen sich ueberlegen endlich eine gute Quqlitaet zu bezahlbaren Preisen zu bringen. Mir ist es doch egal, ob ein Zug auf meiner Bahn faehrt, bei dem man nicht jede Niete erkennt, solange er bezahlbar bleibt. Ein 3D-Drucker kann niemals die Feinheiten rausholen, die eine Spritzgussmaschine kann
NOCH nicht. In ein paar Jahren sieht das sicher ganz anders aus.
dustpuppy hat geschrieben:und ein zuhasue bemaltes Modell niemals zo sauber sein, wie ein von einer Maschine bedrucktes.
Die 3D-Drucker-Industrie entwickelt derzeit 3D-Drucker, mit denen sich die 3D-Modelle genauso sauber bedrucken lassen, wie wir es heute von den üblichen Tintenstrahl- und Laserdruckern kennen.
Es ergibt sich endlich die Moeglichkeit das zu finden, was die Hersteller auf Grund zu geringer Nachfrage erst gar nicht Produzieren. Und wenn ich etwas Bestimmtes haben will, dann suche ich auch danch, bis ich es gefunden habe, egal wie gross das Angebot ist.
Das geht nur so lange gut, bis das, was du selber in deinem Job produzierst, sich aufgrund zu geringer Nachfrage (eben weil es die Konsumenten selber machen können) ebenfalls nicht mehr produziert werden kann. Dann bist du nämlich arbeitslos und hast kein Geld mehr.
dustpuppy hat geschrieben:glaube nicht, dass bei dem heutigen Schrott, der aus rein komerziellen Gruenden auf den Musikmarkt kommt, eine gute, aber unbekannte Hinterhofband uberhaubt eine Chance haette bekannt zu werden, wenn es die Moeglichkeit der Veroeffendlichung im Netz nicht gebe. Und wenn dann doch mal zufaellig eine Band gefunden wird, macht die Plattenindustrie doch sofort eine Bewegung draus, die gnadenlos ausgebeutet wird. Das beste Beispiel ist hier Techno. Zur ersten Loveparade, als Techno noch eine Undergroundbewegung war, die in irgendwelchen Katakomben gefeiert hat, sind grade mal 200 Leute hinter einem Wagen hergelaufen. Was draus geworden ist, haben wir alle gesehen. Heute verschwindet die Scene wieder in den Untergrund, weil Niemand mehr diesen elenden Remixmuell von 80 Jahre Songs mit Beats hoeren will. Geh mal in einen guten Club. Dort wird wieder Tunnel und Acid gespielt. Die Musikindustrie ist auf den Technozug aufgesprungen, hat ihn gnadenlos ausgebeutet und eine gute Musikrichtung der breiten Masse angepasst.
Die kommerziellen Veröffentlichungen ermöglichen aber das Überleben der Underground-Sachen erst, denn irgendwo muss ja das Geld, mit dem man den Underground finanziert, herkommen. Ein CD-Presswerk kann sich nur mit ein paar hundert Progressive-House-Platten nicht rechnen. Die in Millionenauflage veröffentlichten Lady Gaga Scheiben subventionieren den Underground massiv.
dustpuppy hat geschrieben:Desweiteren ist doch grade die Moeglichkeit sein Wissen im Netz zu praesentieren, oder selbst erstellte Dateien, Musik, Software zu verbreiten, die beste Moeglichkeit eine breite Masse anzusprechen. Winzigweich wuerde doch heute noch bei Windoof 3.1 rum kriechen, wenn es kein Linux und das Konzept des Opensource geben wuerde und sie gezwungen waeren gegen diese Konkurenz zu kaempfen.
Die Idee von Open Source ist eigentlich großartig. Wenn sich aber kommerzielle Software nicht mehr verkaufen lässt, weil alle nur noch Linux & Co. nutzen, stehen die ganzen Programmierer auf der Straße. Dem Markt wird einfach Geld entzogen.
dustpuppy hat geschrieben:Ich bau grade an einem selbstentwickelten 3d-Drucker und bin gerne bereit meine Cad-Dateien zur Verfuegung zu stellen, solange ich weiss, dass ich von Anderen ebenfalls solche Dateien bekomme. Warum auch nicht. Wenn ich einen Waggon entwickel und diesen frei zugaenglich mache, kann ich auch mit gutem Gewissen eine Lok annehmen, die mir Jemand anderes zu Verfuegung stellt. Schlisslich kann eine einzelnde Person alleine unmoeglich soviele gute Cad-Dateien erstellen, dass es als Hobby noch Spass macht. Irgendwann artet es sonst in Arbeit aus und wird langweilig.
Wenn einer an sowas richtig Spaß hat, wird es demjenigen sicher nicht langweilig, und er hat kein Problem damit, dass es "Arbeit" ist. Ich arbeite etwa "fulltime" für ein kleines Online-Radio (siehe meine Signatur). Das ist ein "Job", der fast den ganzen Tag in Anspruch nimmt, zusätzlich arbeite ich auch oft nachts. Und ich bekomme keinen Cent dafür; im Gegenteil investiere ich da rein, und über die Runden komme ich nur, weil ich Unterstützung von meinen Eltern und vom Sozialamt bekomme. Aber diese Arbeit wird mir schon seit Jahren nicht langweilig. Somit merke ich das Problem auch selber, wenn sich in immer mehr Branchen kein Geld mehr verdienen lässt.
dustpuppy hat geschrieben:Was das illegale Kopieren anbelangt, wird komischerweise immer nur auf den Schaden, aber nie auf den Nutzen hingewiesen. Ich glaube kaum, dass sich heute Jeder einen DVD-Brenner kaufen koennte, wenn die Absatzzahlen der Geraete und Rohlinge minimal waeren. Und genau das waere der Fall, wenn es keine illegalen Downloads gaebe. Wofuer sollte man sich sonst ein solches Geraet zulegen?
Der Schaden ist aber viel größer als der Nutzen. Seit die Brenner ihre Entwicklungskosten amortisiert haben, sind die Geräte für unter 50 Euro im Handel. Da ist keine große Gewinnspanne mehr möglich. Und im Musikbereich klappt das halt auch nicht mehr, eben wegen der extremen Konkurrenzflut.
Andreas Weise