Supern und Altern

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HahNullMuehr
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Supern und Altern

Beitrag von HahNullMuehr » Sonntag 14. Oktober 2012, 21:57

Moin zusammen. Hier mal eine kleine Bastelei, eine sog. Auftragsarbeit.

Am letzten Stammtischabend brachte ein Kollege eine „Schrottlok“ mit. Diese sollte an dezenter Stelle künftig seine Heimanlage zieren, irgendwo am Rande des Betriebswerks auf einem Abstellgleis als Zeugnis vergangener Epochen. Zwecks Alterung und Verfeinerung hat der Kollege das Stück mir übergeben. Mal sehen, was draus wird…

Ausgangsmaterial ist eine Primex 3020 gewesen. Die entspricht etwa der Märklin 3029. Minimal-Technik, keine Beleuchtung.
Die 3020 hat sogar nur 2 Achsen, der Unterrahmen (und alle Teile des Fahrwerks sind schwarz, die Räder und Treibstangen sind werkseitig Nickel-blank. Einfache Kupplungshaken vorne und hinten.
Das Objekt zeigte ich im schönsten Plastikglanz, die Anschriften ebenso schwarz wie der Rest der Karosse. Auf dem Kabinendach sind die Gussnähte sehr deutlich zu sehen. Ansonsten ist das Modell bereits ausgebeint: Motor, Getriebe, FUS, Schleifer, Kabel: alles raus.

Das Gehäuse lässt sich einfach vom Fahrwerk lösen: es wird nur von zwei Rastnasen in den Wasserkästen gehalten. Einfach da etwas spreizen und nach oben abheben.

Als erstes wird die hässliche Gussnaht auf dem Dach beigeschliffen. Das geht sehr gut mit einer extra feinen Schmirgelscheibe in der Mini-Bohrmaschine. Dadurch verschwindet auch gleich der Glanz auf der glatten Fläche. Staub entfernen!
Für die Laternen und Schilder nehmen wir einen Lackstift „Silber“ von Edding. Bei den Anschriften(die erhaben sind) wird nur gaaaanz vorsichtig aufgetupft. Ein Zuviel an Silberfarbe fließt sofort in jeden Zwischenraum.
3020_v.jpg
Da muss dann mit spitzem Pinsel und schwarz nachgebesssert werden.
3020_h.jpg
Mit Lackstift „Gold“ wird noch die Glocke überzogen und der Ring oben am Schornstein.
3020_st.jpg
Am Fahrwerk werden die Treibstangen demontiert und blank gewischt. Ein Strich Farbe (Revell Aquacolor Ferrarirot) in die Vertiefung geben. Sollte etwas auf die Kanten geraten: Mit einem Hölzchen (Eisstiel) drüberschaben, so bleibt das rot allein in der Senke. Weglegen zum Trocknen. Mit demselben rot, werden die Speichenräder ausgemalt. Ebenso Pufferbohlen und –hülsen, der Presslufttank unter dem Führerstand und die Stangen und Tritte seitlich. Hier darf die Farbe bereits etwas verwässert werden, da das Modell ja letztlich sehr angejahrt aussehen soll.
3020_r.jpg
Während das Fahrwerk trocknet, überziehen wir das gesamt Gehäuse mit leicht verdünntem Schwarz (Aquacolor matt)). Dadurch wirkt der Aufbau sehr schön stumpf, der Glanz ist weg. Außerdem haften weitere Farbaufträge jetzt besser.

Die Räder sollten jetzt angetrocknet sein. Etwas wässriges Schwarz wird noch gründlich in alle Speichenzwischenräume gestrichen, dadurch wird die Außenseite zwangsweise mit „verschmutzt“, das Rot erscheint jetzt gebrochen.

Auf dem getrockneten Oberteil werden jetzt noch Rostspuren angebracht. Wieder etwas Aquacolor Rost, der aber für meinen Geschmack zu blass ausfällt. Dieser wird mit einem Tropfen Sepiabraun (Schmincke Airbrushfarbe) stark getönt. Rostflecke finden sich gerne entlang der Niet-Reihen und in Ecken oder an Kanten, seltener aber auf glatten Flächen, bis auf den Platz um die Füllklappen der Wasserkästen.
3020_l.jpg
Die roten Gestänge bekommen auch Ihr Teil, ebenso die Pufferhülsen und der Rahmen zwischen den Achsen. Und, nicht vergessen! Die Laufflächen und Spurkränze, die immer noch so blank unter dem Rahmen hervor scheinen.

Jetzt stören nur noch die derben Kupplungshaken. In der Kramkiste liegt noch ein Paar Schraubkupplungs-Nachbildungen. Die kriegen auch Ihren Rost. Mit einem kleinen, ausgedienten Schraubenzieher kann man die Kupplungshaken im Rahmen so aufbiegen, dass man sie herausziehen kann. In die Pufferbohle wir ein winziges Loch gebohrt. Der Zapfen an der (neuen) Kupplung ist vierkantig, mit einer feinen Spitzzange und beherztem Druck wird das Eckige in das Runde gebracht. Rückseitig je ein Tropfen Supranol drauf.
3020_pb.jpg
Bleibt, das Ganze wieder zusammen zu setzen. Zwecks Präsentation und Transport habe ich noch ein altes Stück M-Gleis gerostet, geschottert und mit einer M3-Schraube an der Lok befestigt.
Dazu wurde die Bohrung (ursprünglich für den Schleifer, M2,5) etwas aufgebohrt, Gewinde nachschneiden, fertig.

Jetzt hoffe ich nur ein Bild vom endgültigen Aufstellort dieses Stückes zu bekommen, dass wir es in situ begutachten können.

Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
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Ich mach es lieber am Anfang exakt - und schluder später ein bisschen. Wenn ich schlampig anfange, krieg ich es am Ende nicht wieder genau.

timfrinddererste

Re: Supern und Altern

Beitrag von timfrinddererste » Sonntag 21. Oktober 2012, 14:56

sieht echt schick aus !

--Alex--
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Re: Supern und Altern

Beitrag von --Alex-- » Sonntag 21. Oktober 2012, 20:53

Hi Micha,

sehr tolle Arbeit! Super gemacht!
Und das mit so einfachen Mitteln... Daumen hoch.


MfG
Alex
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HahNullMuehr
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Re: Supern und Altern

Beitrag von HahNullMuehr » Sonntag 21. Oktober 2012, 21:50

Danke für die Blumen! :D

Hier noch das Sammelsurium an benötigten Werkzeugen:
3020_Werkzeug.jpg
(1,2) Lackstifte in Gold und Silber; (3) Airbrush-Farbe Sepia; (4,5,6) Aquacolor in Schwarz, Rost, Rot; (7) Feiner Pinsel*; (8) Stahldraht, zum Aufrühren/Mischen der Farben**; (9) Stupspinsel zum Entstauben; (10) Schraubendreher; (11) Nuss-Schraubendreher; (12) Eisstiel; (13) spitze Pinzette; (14) Schmirgelscheibe, fein; (15) Zahnarztbohrer, fein, zum Anzentrieren; (16) Zahnarztbohrer, mittel zum Durchbohren; (17) Mini-Mot-Bohrmaschine; (18) Spitzzange.
Nicht abgebildet: Polystyrol-Kleber und Büchsendeckel als Mischpalette.

* Echter Rotmarder-Pinsel (Red Sable) ist absolut empfehlenswert: Bei guter Pflege ist der Pinsel auch nach Jahren noch nadelspitz zu formen. Der Preis (von damals € 3,25) ist gut angelegt gewesen.
** Der blanke Draht ist einem Hölzchen vorzuziehen: Er saugt keine Farbe auf und ist, nach Abwischen sofort wieder sauber und damit praktisch ewig verwendbar.

Gruß
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Re: Supern und Altern

Beitrag von günni » Samstag 27. Oktober 2012, 20:26

HahNullMuehr hat geschrieben:(11) Nuss-Schraubendreher;
Moin,
ist der für Nußschrauben nicht ein wenig zu klein?


scnr

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Re: Supern und Altern

Beitrag von cptmorgan » Sonntag 28. Oktober 2012, 06:22

Die Lok ist ja total dreckig...








:elch:

Sehr schön.... Was sagt der Faktor Zeit zu dem Thema?

Gruß
Christian
Gib mal her ich kann das. Oh - kaputt

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HahNullMuehr
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Re: Supern und Altern

Beitrag von HahNullMuehr » Sonntag 28. Oktober 2012, 13:02

Moin Käpt'n,

die Zeit ist schwer einzuschätzen, aber mehr als 2 Stündchen können es netto nicht gewesen sein. (Obwohl es brutto ein paar Tage waren.)

Die Aquacolor-Acrylfarben trocknen recht schnell, bis man mit dem Überzug in Matt fertig ist, ist es am Anfang schon trocken, und man kann direkt mit dem Versilbern beginnen. Und während das trocknet, wendet man sich dem Fahrwerk zu usw. usf.

Wenn man mit langsam trocknenden Lacken arbeitet, ist es immer gut, ein Plätzchen zu haben, an dem die Sachen liegen bleiben können, ohne das Katzen/Kinder/Raumpfleger da etwas durcheinander bringen können.

Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
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Re: Supern und Altern

Beitrag von Siegfried » Sonntag 28. Oktober 2012, 18:54

HahNullMuehr hat geschrieben: Wenn man mit langsam trocknenden Lacken arbeitet, ist es immer gut, ein Plätzchen zu haben, an dem die Sachen liegen bleiben können, ohne das Katzen/Kinder/Raumpfleger da etwas durcheinander bringen können.

Gruß
Hallo Gruß,
Katzen und Raumpfleger sind bei uns alle entlassen. Die Kinder wurden in die Arbeit mit einbezogen, so muss man nicht besonders aufpassen das sie etwas zerstören. Ein alter Waggon und ein Malkasten tuts für die kleinen auch.

Gruß Siggi
Wer immer versucht alles richtig zu machen,
verpasst vielleicht den schönsten Fehler seines Lebens.

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