Von giftigen Metallen im Modellbau

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Mr. E-Light
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Von giftigen Metallen im Modellbau

Beitrag von Mr. E-Light » Montag 30. April 2007, 20:48

Hallo Leute,

unlängst wurde bei den FCS-Modellen über Zusatzgewichte gesprochen, da kam man natürlich sofort auf Blei.
Nun ist Blei bekanntlich ein nicht ungefährliches Material. Über den Umgang damit hat sich eine keine Diskussion zwischen Qrt und mir ergeben, da in Schweden offenbar Umweltschutz noch größer geschrieben wird als bei uns. Die Früchte der durchaus ergiebigen Diskussion will ich hier nun in Absprache mit Qrt veröffentlichen, dazu werde ich auch Auszüge aus dem FCS-Thread verwenden (aus Gründen der "Allgemeingültigkeit" habe ich hierfür nun das Modellbau-Forum gewählt):

Qrt: > In die Nachrichten hier in Schweden hast man gestern informiert das Blei für Anglerbedarf verboten werden.
Blei ist schon aus Munition und Elektroniklot vom Markt weggwnommen erst freiwillig , nunmehr nach Gesetz.
Die entwicklung ist gleichartig in die verschiedene die EG-Länder. :)
Ich habe ein interressanter Text gefunden :
(http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex ... 1):DE:HTML)

""Vorschlag für eine RICHTLINIE DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über Elektro- und Elektronikaltgeräte
(von der Kommission vorgelegt) Amtsblatt Nr. C 365 E vom 19/12/2000 S. 0184 - 0194
Hierein steht das folgende zu lesen:
Blei kann sowohl das Zentralnervensystem als auch das periphere Nervensystem des Menschen schädigen. Außerdem wurden Auswirkungen auf das Hormonsystem beobachtet. Blei kann sich ferner negativ auf das Kreislaufsystem und die Nieren auswirken. Blei sammelt sich in der Umwelt an und hat äußerst akute und starke, dauerhaft toxische Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen.

In der Richtlinie 67/548/EWG des Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungs vorschriften für die Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe wird Blei wie folgt klassifiziert:

- R23/24/25 Giftig beim Einatmen, bei Berührung mit der Haut und beim Verschlucken

- R33 Gefahr kumulativer Wirkungen
Aus dieser Grunden ist es empfehlenswert nicht so giftige Stoffe als Belastung fortan zu verwenden ."" <

Ralf: > Stimmt, Bleivergiftungen sind höchst gefährliche Angelegenheiten (kenne das von Glasmachern und -Malern) - beim Umgang mit Blei also unbedingt auf Sauberkeit achten: die Finger (nach der Arbeit mit Blei) unbedingt ausgiebig waschen, bevor irgendwelche Lebensmittel oder auch nur Zigaretten angefasst werden !!!
Erste Erkennungszeichen: bläulich gefärbtes Zahnfleish (kein Witz). Eine Bleivergiftung ist nur schwer zu behandeln, also immer mit Vorsicht aggieren! (Im Normalfall, wenn man die Sauberkeitsregel beachtet, dürfte aber nichts passieren) <


Qrt: > Ich habe mein Beitrag geschrieben weil ich auch, bevor die Hilfe von die Zeitungsinfo über die neue Gezetze, ohne Nachdenken
Bleigewichte etc als ziemlich umweltverträglich gesehen haben.
Obwohl schon Römer in Rom wärend das Römisches Reich wegen Trinkwasserröhre aus Blei davon gestorben haben habe ich bis heute nicht Bleigewichte mit wirkliche Toxizität und Verschmutzung der Umwelt verbunden.
(Blei im Waschbecken beim Händewaschen?) Das sieht nicht gut aus.
Wenn es nur in das Waschbecken verschwinden ist alles wohl ?
Ähnlich wie früher bei alle Lösungsmittel ? <

Ralf: > Na schöm, eine kleine Ergänzung zum Thema Blei muss ich wohl noch machen:
Beim normalen Umgang mit Blei (also es einfach in die Finger nehmen), dürfte wohl beim anschließenden Händewaschen keine relevante Belastung des Abwassers entstehen, üblicherweise kommt anschließend das Wasser ja noch in eine Kläranlage (hoffe ich zumindest) - sonst dürfte man ja wohl nie die Hände im heimischen Waschbecken waschen...
Auf keinen Fall aber dürfen Bleispäne oder Schleifstäube ins Abwasser oder auch nur in die normale Mülltonne - das ist SONDERMÜLL! Es gibt genug Modellbauer, die mit Weißmetallmodellen arbeiten, die ja vor dem Lackieren naß abgeschliffen werden müssen. Oft geschieht das am Spültisch. Das ist falsch, auch dieses Material ist unbedingt SONDERMÜLL und darf eben nicht einfach ins Abwasser oder Hausmüll!
Übrigens ist normales Lötzinn auch bleihaltig - nur nochmals zur Erinnerung... <


Qrt: > Es ist also so das ich nicht diese Ideen selbst ausgedacht haben sondern die Umweltschutzorganisationen, lokale und EU Behörde sind die "grosse Denker".
Wie so oft sehen wir als Einzelpersonen nicht der totale Belastung.
Bei Blei ist diesen Gesamtbelastung von verschiende Einzelne und Firmen nunmehr anerkannt so gross das Blei soweit möglich von alle Markte und Verwendungszwecke weggenommen soll:
Es soll beim sowohl von freizeits als kommerziell Fischfang verschwinden.
Es wird nicht als bestandteil von Lot erlaubt. Der Elektronikindustri hat bereits andere Lotmischungen entwichelt.
Es wird nicht für Zinnsoldatherstellung zugelassen . Das Weissmetall zieht also vor dem aus zu sein.
Soweit die neue Moba Wagen und Loks nocheinmal von Bleilegierungen gemacht werden sind sie wohl auch in gefahr.

Alles in alles ist Blei wahrscheinlich nunmehr nicht in freier Form erwünscht. <

Ralf: > Das ist eigentlich auch gut so! Nur hat Blei halt wegen seines hohen Gewichtes einen Vorteil, der nur schwer zu erstzen ist - leider. Aber ich kenne auch Gebiete, wo Blei doch ersetzt werden konnte, wenn auch nur nach viel Forschung und Schwierigkeiten: Jeder kennt das "Bleikristallglas" - Schweden hat ja auch viel mit Glas und Glaskunst zu tun: Die Firma Schott hat es schon vor einer Weile geschaft, das Blei im Glas zu ersetzen, was gar nicht einfach war, da das Blei da sehr wichtige Eigenschaften und Funktionen hat, die bisher kein anderes Material erreichen konnte. Bisher war es deshalb auch nicht möglich, alkoholische Getränke lange in einer Bleikristallkaraffe zu lagern - das Blei ging doch langsam auch in das Getränk über! Bis aber Bleikristall vom Markt verschwindet, wird trotzdem noch viel Zeit vergehen, da die Menschen nur das kennen und das als ein sehr edeles Glas gilt - das neue ist einfach noch nicht bekannt und hat halt nicht den "Klang" des Wortes "Bleikristall"...

Ich bin auch nicht glücklich, wenn ich bleihaltige Werkstoffe verarbeiten muss, aber bleifreies Lot kann ich mir noch nicht leisten (wird aber offenbar langsam schon billiger), wenn ich von meinem Chef Metallfiguren zum Beleuchten bekomme, kann ich das auch nicht ablehnen... Mir bleibt nichts anderes übrig.

Hoffen wir, dass die Industrie bei uns auch endlich mal nicht nur nach dem Geld schaut, sondern auch nach der Umwelt... <


Qrt: > Aber Bleirohre fürs Trinkwasser ? Das hätte ich längst (c 2000 Jahre) außer Gebrauch! <

Ralf: > Tja, alles eine Frage des Geldes - das wäre derzeit ein zu großer Umbau, das ist nicht drin (viele dürften es eh nicht mehr sein, das meiste ist vor vielen Jahren schon weg gemacht worden).
Aber selbst Kupfer ist nicht immer ganz ungefährlich - es ist halt wie bei allen Giften: Die Dosis macht's... <

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