Ich hatte an anderer Stelle ja bereits angekündigt, daß ich nochmal einen eigenen Thread zum Erzabbau in Kiruna und Umgebung starten werde.
Die nachfolgenden Infos und Bilder stammen alle direkt von der LKAB-Homepage (www.lkab.com). Da die einzelnen Produktionsstritte dort nur in englischer Sprache erklärt werden, habe ich diese hier mal übersichtlich zusammengefasst:
1. Erkundung und Vorbereitung
Zunächst werden Erkundungsstollen in den Erzkörper getrieben.
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Wie auf dem Bild zu erkennen ist, werden zunächst 60 Löcher mit einem elktrisch angetriebenen Bohrer gebohrt. Die Löcher sind jeweils 5 Meter tief und werden anschließend mit Sprengstoff gefüllt und zur Explosion gebracht.
Gesprengt wird in der Nacht. Das Erz aus diesen Stollen wird mit Radladern abtransportiert. Diese Erkundungsstollen können bis zu 80 Meter tief sein.
2. Produktionsbohrungen
Wenn eine bestimmte Anzahl an Erkundungsbohrungen fertig ist, beginnt man mit den sog. Produktionsbohrungen.
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Gebohrt werden bis 50 Meter tiefe Löcher nach oben. Von vorne erkennt man die Fächerform dieser Bohrungen.
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Gearbeitet wird ferngesteuerten Bohrgeräten, die von einem Mitarbeiter von einem Kontrollraum aus bedient werden.
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3. Laden der Sprenglöcher und Sprengung
Die fächerförmigen Bohrungen werden von einem Roboter mit Sprengstoff gefüllt und zur Explosion gebracht. Der Sprengstoff wird von einer Tochtergesellschaft der LKAB hergestellt.
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Gesprengt wird jede Nacht. Jede 'Runde' bringt ca. 10000 Tonnen Erz. Wenn der Stollen nach der Sprenung gelüftet ist beginnt die Verladung mit Radladern, sog. LHD's.
Ist das Erz abtransportiert, wird die nächste Bohrung mit Sprengstoff gefüllt und das Prozedere beginnt vorn vorne.
4. Laden mit Radladern
Nach den Sprengungen wird das Erz mit elektrisch angetriebenen Radladern abtransportiert, wobei die Schaufeln der Radlader zwischen 17 und 25 Tonnen Erz fassen.
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In der Mine in Kiruna sind diese Radlader auch ferngesteuert unterwegs. Der Fahrer sitzt dabei in einem Kontrollraum vor einem Monitor. Die Maschine navigiert mit Hilfe von rotierenden Lasern und an den Stollenwänden angebrachten Reflektoren.
Über mehrere Basissationen werden die Daten via Funk zum Computer im Kontrollraum übertragen.
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5. Transport zur Hauptebene
Hier unterscheiden sich die Produktionsmethoden an den Minenstandorten in Kiruna und Malmberget.
Während in Kiruna Züge den Abtransport erledigen, kommen aufgrund der zahlreichen Erzkörper in Malmberget LKW zum Einsatz.
Kiruna:
Das Erz wird von den ferngesteuerten Radladern in einen vertikalen Schacht gekippt, in einem 'Crusher' auf 100mm große Brocken zerkleinert und anschließend in die Wagons der Züge verladen.
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Die Züge werden (wie könnte es anders sein) von einem Kontrollraum aus ferngesteuert. Jeder Zug hat 24 Wagen und transportiert ca 500 Tonnen Erz.
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Malmberget:
Hier erledigen den Transport unter Tage große, bis zu 120 Tonnen fassende LKW. Die Be- und Entladung wird vom Fahrer von der Führerkabine aus komplett ferngesteuert.
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6. Förderung
Die Züge werden über einem vertikalen Schacht vollautomatisch (was sonst) entladen. Durch einen weiteren 'Crusher' gelangt das Erz auf ein Förderband, welches zum eigentlichen Förderschacht führt.
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Dort wird es automatisch (logisch) in die Förderkörbe verladen, jeder davon fasst 40 Tonnen. Mit einer Geschwindigkeit von17 Meter pro Sekunde werden diese dann an die Oberfläche transportiert.
7. Verarbeitung
Die LKAB stellt verschiedene Produkte, je nach den Bedürfnissen der Kunden her.
Zunächst wird das geförderte Erz weiter zerkleinert und konzentriert bis es zu einem feinen puderigen Pulver geworden ist. Anschließend wird es mit magnetischen Seperatoren von ungewünschten Nebenprodukten gereinigt. Das Konzentrat wird mit Wasser versetzt und zu den Pellet-Fabriken gepumt.
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In Kiruna gibt es drei dieser Fabriken. Dort wird es durch Filteranlagen wieder vom Wasser getrennt und mit Additiven versetzt. Die Mixtur wird in riese Trommeln befördert und zu kleinen grünen Bällen geformt. Diese werden dann in einem Ofen auf 1250°C erhitzt und zu sog. Pellets gebacken.
Nachdem sie auf ca. 50°C abgekühlt sind, werden sie zu unterirdischen Lagerstätten befördert.
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Von dort werden sie automatisch (was sonst) auf Eisenbahnzüge verladen.
8. Transport
Die fertigen Endprodukte werden mit Eisenbahnzügen zu den Verladehäfen Luleå im Süden und Narvik im Norden transportiert.
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Die Produkte aus Malmberget werden dabei hauptsächlich nach Luleå gebracht um von dort per Schiff zu den Kunden in Finnland und den baltischen Länder zu gelangen. Fünf bis sechs Züge mit jew. 52 Anhängern und ca 4200 Tonnen Eisenerzprodukten fahren die 217 Km lange Strecke täglich.
Die Produkte aus Kiruna/Svappavaara werden hauptsächlich zum norwegischen Hafen in Kiruna transportiert, um von dort zu den Kunden in Europa und der restlichen Welt geliefert zu werden. Die 167 Km lange Strecke wird von 11 - 13 Zügen täglich befahren.
1996 wurden die Strecken der LKAB für eine Achslast von 30 Tonnen ausgebaut, um größere Ladekapazitäten zu erreichen.
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Die seit 1996 neu beschafften Lokomotiven der Baureihe IORE sind mit ca. 14000 PS die stärksten Elektrolokomotiven der Welt und werden bei Adtrans in Kassel gebaut.
9. Verladung auf Schiffe
Die LKAB hat zur Verladung auf Seeschiffe zwei eigene Häfen, in Narvik and Luleå. Dank des Golfstroms ist der Hafen in Narvik ganzjährig eisfrei.
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Die Erzzüge werden rollend (vollautomatisch - wer hätte es erraten?) geleert, ein kompletter Zug ist in 30 - 40 Min entladen. Außerdem werden in Narvik die zur Pelletproduktion benötigten Additive angelandet.
Ich hoffe der Prozess ist einigermaßen deutlich geworden...
So! Und jetzt wünsche ich den Wunderländern viel Spass beim Nachbauen!
Beste Grüße
Flo