50 Jahre Elektrifizierung im Spessart

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Jörg Thyroff
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50 Jahre Elektrifizierung im Spessart

Beitrag von Jörg Thyroff » Donnerstag 24. Januar 2008, 13:49

Das Aschaffenburger MAIN-ECHO berichtete heute:

Seit 50 Jahren unter Strom

1958 fuhren erstmals Elektrolokomotiven von Aschaffenburg nach Frankfurt

Aschaffen. Am 15. Januar 1958 wurde mit einem blumengeschmückten Sonderzug die elektrifizierte Strecke von Hanau nach Aschaffenburg offiziell in Betrieb genommen. Die Strecke zwischen Frankfurt und München war damit durchgehend elektrisch befahrbar.

Bereits 1957 war die Strecke von Würzburg bis Aschaffenburg unter Strom gesetzt worden. 1960 folgte dann noch die Strecke in Richtung Darmstadt. Lediglich die Maintalstrecke in Richtung Miltenberg blieb bis in die 70er Jahre hinein ein Refugium der schwarzen Dampfrösser.


Im Jahr 1957 waren noch 104 Dampflokomotiven in Aschaffenburg stationiert; rund 1000 Menschen arbeiteten damals im Bahnbetriebswerk an den wartungsaufwendigen Dampfloks. Ein Grund für dieses große Bahnbetriebswerk war die Spessartrampe bei Heigenbrücken. Viele Güterzüge mussten in Aschaffenburg geteilt werden, damit sie die Steigungsstrecke zwischen Laufach und Heigenbrücken schafften. Zumeist setzte sich noch eine Schublokomotive ans Zugende, die dem Zug über den Berg half und wieder bis Laufach zurückfuhr.

Elektrolokomotiven besitzen jedoch eine viel bessere Kraftentfaltung, weshalb gerade in Ländern mit vielen Bergstrecken wie Bayern die Elektrifizierung forciert wurde. 1905 wurden die 23 Kilometer zwischen Murnau und Oberammergau als erste Strecke in Deutschland mit Elektrolokomotiven bedient. Dennoch hing Deutschland lange Zeit zurück: 1930 waren erst drei Prozent der Strecken unter Leitungsdraht - gegenüber 15 Prozent in Österreich, 18 Prozent in Schweden oder 57 Prozent in der Schweiz.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland die umfassende Elektrifizierung begonnen. Die wichtigsten Strecken sind heute verdrahtet - über 90 Prozent aller Transportleistungen werden bei der Deutschen Bahn mit Elektrolokomotiven gefahren.

Die besseren Leistungen dürften - neben der Personaleinsparung - mit der Grund gewesen sein, warum schon früh an Elektroloks auf der Spessartstrecke gedacht wurde. Schon in den 30er Jahren sollte die Strecke von München bis Frankfurt durchgehend elektrifiziert werden, doch ging der Draht 1935 nur bis Nürnberg. Dann verordnete die verstärkte Rüstungswirtschaft und der Krieg eine Zwangspause von 20 Jahren.

Bis zum 24. September 1954 dauerte es, bis eine Elektrolokomotive erstmals aus eigener Kraft in Würzburg einfuhr. Am 26. August 1957 erreichte der Fahrdraht Aschaffenburg. Mitte September übernahmen Elektrolokomotiven den Schubdienst zwischen Laufach und Heigenbrücken. Offiziell wurde die elektrifizierte Spessartstrecke am 26. September 1957 mit einem Sonderzug eröffnet.

Lange Jahre blieb Aschaffenburg jedoch ein Domizil für Dampflokomotiven. Neben der Maintalbahn wurden zunächst noch die Hafenbahn und die 1968 stillgelegte Bahn von Aschaffenburg-Süd bis Goldbach mit Dampflokomotiven betrieben. Daneben wurden Loks vorgehalten für die Elsavatalbahn von Obernburg nach Heimbuchenthal (1968 stillgelegt) und die Bachgaubahn nach Höchst im Odenwald (1974 stillgelegt).

Aschaffenburg war sogar eines der letzen Dampflokparadiese in Deutschland. Bis 1973 waren hier Dampflokomotiven stationiert. Im November 1974 verließ der letzte reguläre Personenzug, der eine Dampflokomotive vorgespannt hatte, den Bahnhof. Im Güterverkehr hielten sich die Dampfrösser ein Jahr länger. Einige Militär- und Sonderzüge wurden noch unter Dampf gefahren. Im September 1975 fuhr das letzte Mal eine Dampflokomotive »nach Plan« im Aschaffenburger Bahnhof ein. Seither gibt es nur noch gelegentliche Nostalgiezüge »unter Dampf«. Josef Pömmerl



Grz Jörg TV Thyroff

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