Nachtzug kontra Flugzeug

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Datterich
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Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von Datterich » Mittwoch 9. Dezember 2020, 11:12

Wie unter der Überschrift "Wie die Bahn das Flugzeug im Schlaf überholen will" in SPIEGEL online zu lesen ist, werden ab Dezember 2021 neue Nachtzüge zwischen Wien, München und Paris sowie Zürich, Köln und Amsterdam verkehren. Ab Dezember 2023 wollen die Deutsche Bahn, die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die französische SNCF und die Schweizerischen Bundesbahnen außerdem Wien und Berlin mit Brüssel und Paris verbinden, Ende 2024 dann Zürich mit Barcelona.

Die Deutsche Bahn behauptete lange, Nachtzüge lohnen sich nicht. Da scheint in der Vergangenheit vielleicht eine schlechte teure Beratung misslungen zu sein?

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Stefan mit F
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von Stefan mit F » Mittwoch 9. Dezember 2020, 12:12

Moin,

ich verzweifle seit langem regelmäßig an den immer länger werdenden Öffnungszeiten des MiWuLa, weil es so seit ein paar Jahren nicht mehr möglich ist, kurz nach Schließung* einen Zug zurück nach Hagen zu nehmen. Bis Dortmund geht es immerhin noch einigermaßen, da fährt der letzte IC um 22:46 Uhr in Hamburg Hbf ab, das passt wunderbar zu einer Öffnungszeit bis 22:00 Uhr. Dann strande ich allerdings um 1:43 Uhr in Dortmund Hbf und muss (unter der Woche) bis 4:30 Uhr auf die S-Bahn nach Hagen warten oder für knapp 40€ ein Taxi nehmen. Suboptimal!
Alternativ habe ich auch schon mal den ersten ICE am folgenden Morgen um 3:20 Uhr genommen, 4:56 Uhr in Hannover Hbf, 5:40 Uhr ab Hannover Hbf, 7:56 Uhr in Hagen Hbf. Die knapp 45 Minuten Wartezeit in Hannover sind ok, unten im Bahnhof gibt es einen Bäcker, da kann man sich zum Zeitvertreib ein paar belegte Brötchen kaufen. Aber an Tagen, an denen das MiWuLa um 00:00 Uhr oder um 1:00 Uhr schließt, ist die Wartezeit auf den ICE im kalten Hamburger Hbf auch nicht der schönste Zeitvertreib.

Mehr nächtliche Verbindungen (egal ob Nachtzug oder reguläre Fernzüge) zwischen den großen Ballungsräumen würde ich sehr begrüßen.

*Natürlich zwingt mich niemand, bis zur Schließung zu bleiben. Aber insbesondere zu Pandemiezeiten aber auch zuvor schon komme ich lieber 2-3 Stunden später (zum Beispiel um 18:00 Uhr statt 15:00 Uhr) an, um dann bis zum Schluss zu bleiben, als nur eine Stunde Öffnungszeit am Ende zu verschwenden. Die "goldene Stunde" der sich immer mehr leerenden Heiligen Hallen darf man nicht versäumen. Oder eben morgens direkt zur Öffnung, aber da muss ich mich auf die Pünktlichkeit der Bahn verlassen, das hat auch nicht immer zu meiner Motivation beigetragen.
Gruß aus 2⅙ Grad südlich und 2½ Grad westlich des MiWuLa
Stefan mit F


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günni
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von günni » Mittwoch 9. Dezember 2020, 15:11

Moin,
Datterich hat geschrieben:
Mittwoch 9. Dezember 2020, 11:12
Da scheint in der Vergangenheit vielleicht eine schlechte teure Beratung misslungen zu sein?
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piefke53
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von piefke53 » Donnerstag 10. Dezember 2020, 14:20

Nachdem sich ja Nachtzüge für die DB "nicht gelohnt" haben ... hat sich die ÖBB da reingeklinkt, und das Netz sogar noch erweitert.

Entweder waren die deutschen Experten ihr Geld nicht wert, oder die Österreicher haben an den richtigen Stellschrauben gedreht.
Freundliche Grüße aus Niederösterreich
Fred


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Stefan mit F
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von Stefan mit F » Donnerstag 10. Dezember 2020, 14:48

Moin,

oder man kann Deutschland und Österreich einfach nicht vergleichen, weil es in Österreich viel länger Strecken zwischen größeren Metropolen gibt, etwa zwischen Innsbruck, Salzburg, Graz, Linz oder Wien. In so einem großen Land lohnen sich Nachtzüge eher als für kurze Distanzen zwischen so Käffern wie Hamburg, Ruhrpott, Köln, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Dresden, Nürnberg oder München.

Edit: Habe gerade nochmal auf die Karte geguckt und ziehe mein be-Scheuer-tes Argument zurück. :shock:
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von H0-Holger » Donnerstag 10. Dezember 2020, 20:14

@Fred: Wahrscheinlich beides.

@Stefan: Schön auf den Punkt gebracht.

:santasmiley:
Gruß
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von Bernd W. » Mittwoch 6. Januar 2021, 00:13

Datterich hat geschrieben:
Mittwoch 9. Dezember 2020, 11:12
....
Die Deutsche Bahn behauptete lange, Nachtzüge lohnen sich nicht. Da scheint in der Vergangenheit vielleicht eine schlechte teure Beratung misslungen zu sein?

Freundliche Grüße aus der Südheide
Datterich
Hallo,
Bei Nachtzügen kann man die Betten nicht so schrumpfen lassen wie die Sitze und die neuen Campingstühle in den DB Fern Zügen, bei der Bahn auch Comfortsitze genannt, sind nicht wirklich geeignet zum schlafen. Vor allem lassen sich die Folterstühle auch nicht zu einer Liege zusammenschieben.
Also muss das Produkt Nachtzug schlecht gemacht werden und die Bahn scheute wohl die Moderniesierung. Heizung und Klima sollten schon gehen, die kann man bei den Tages- und Normalzügen auch gerne mal über Wochen defekt spazieren fahren. Vielleicht rappelt sich die Anlage wieder funktionsfähig :twisted:
Aber vielleicht hätte die DB einfach nur Hängematten reinhängen sollen, da schaukelt man sich wirklich in den Schlaf :mrgreen: Vor allem voll flexbel, einfach bis 6 fach Belegung täglich wechselbar :clown:

Die ÖBB fährt übrigens auf den deutschen Strecken Gewinne ein und in Ddorf starten ja auch Züge mit oft vielen Holländern an Board. Also so schlecht scheint die Nachfrage nicht gewesen zu sein.
Ein Ex-Kollege von mir ist immer per Nachtzug nach München gefahren :wink:

Gruß,
Bernd

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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von IorethOfGondor » Sonntag 10. Januar 2021, 14:58

Endlich!
Als ich klein war konnte man mit einmal in Hamburg umsteigen von Suedschweden direkt nach Niederösterreich fahren - Nachtzug bis Hamburg und Tageszug in Richtung Wien. War immer super - trots einer Familie mit drei Kindern :)

Als ich letztes Mal nach Österreich gefahren bin (pre-Pandemie) hab ich auch wieder einen Schlafwagen im NightJet von/nach Hamburg genommen - Super Service und einfach - etwas teuer aber das war es mir wert.

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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von Maik Costard » Mittwoch 13. Januar 2021, 23:07

Stefan mit F hat geschrieben:
Donnerstag 10. Dezember 2020, 14:48
Moin,

oder man kann Deutschland und Österreich einfach nicht vergleichen, weil es in Österreich viel länger Strecken zwischen größeren Metropolen gibt, etwa zwischen Innsbruck, Salzburg, Graz, Linz oder Wien. In so einem großen Land lohnen sich Nachtzüge eher als für kurze Distanzen zwischen so Käffern wie Hamburg, Ruhrpott, Köln, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Dresden, Nürnberg oder München.

Edit: Habe gerade nochmal auf die Karte geguckt und ziehe mein be-Scheuer-tes Argument zurück. :shock:
Moin, über den ganzen Ärger sollte man den Dienstbeginn in der Funktion und die Einstellung der Nachtzüge nicht verwechseln. Der nette Herr hat zwar schon viel verscheuert, aber damit hat er nichts zu tun.
Schönen Gruß
Maik
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Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von Datterich » Donnerstag 14. Januar 2021, 07:46

Das ist wohl wahr. Die damalige Entscheidung zum Thema Nachtzug war neben einer Reihe weiterer Fehlentscheidungen offensichtlich nicht gerade ein Schritt in die richtige Richtung. Es war ein ähnlich nix kompetenter und ebenso mäßig erfolgreicher Vorgänger.

Freundliche Grüße an alle Bahnfahrer*innen
Datterich
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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von günni » Donnerstag 14. Januar 2021, 16:35

Moin,
"Schaden in der Oberleitung" von Arno Luik gibt da Aufschluss!

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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von piefke53 » Donnerstag 14. Januar 2021, 16:41

günni hat geschrieben:
Donnerstag 14. Januar 2021, 16:35
Moin,
"Schaden in der Oberleitung" von Arno Luik gibt da Aufschluss!
Ich denke da eher an "Schaden im Oberstübchen" bei einigen oder eher vielen Politikern. :devil:
Freundliche Grüße aus Niederösterreich
Fred


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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von IorethOfGondor » Donnerstag 14. Januar 2021, 17:19

Aber liegt die Oberleitung nicht im Oberstuebchen?
Oder zumindest sollte doch der Empfang des Stromes durch das Oberstuebchen gehen, oder? :)
(nein, habe das Buch o.ä. nicht gelesen, nur ist das Bild im Kopf aufgetaucht :) ...)

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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von günni » Donnerstag 14. Januar 2021, 18:21

Moin,
hier ist eine Leseprobe.
Die obere und oberste Leitung der Bahn ist gemeint.

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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von kiruna » Freitag 22. Januar 2021, 20:27

Bernd W. hat geschrieben:
Mittwoch 6. Januar 2021, 00:13
...Bei Nachtzügen kann man die Betten nicht so schrumpfen lassen wie die Sitze und die neuen Campingstühle in den DB Fern Zügen, bei der Bahn auch Comfortsitze genannt, sind nicht wirklich geeignet zum schlafen. Vor allem lassen sich die Folterstühle auch nicht zu einer Liege zusammenschieben.
...
Hallo, da lobe ich mir die alten Abteilwagen. Während meiner Hauptreisezeit mit der Bahn 1981/82 (Bundeswehr) waren die '6er-Abteile' richtig
gemütlich: Platz nehmen, Tür zu, Vorhang dicht! Kein Geschubse oder Gedränge, und Beine ausstrecken funktionierte auch noch. Manchmal waren
Dinge früher mitunter doch besser als heute. Und wenn wir schliefen, dann ging der Fahrkartenknipser einfach weiter und versuchte es später
noch einmal. :D :D :D

Gruß,
Thomas
märklin H0 - iTrain 4.x - MM+DCC
Ein Leben ohne Modellbahn ist wie Tofuwurst und alkoholfreies Bier!

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Re: Nachtzug kontra Flugzeug

Beitrag von günni » Samstag 23. Januar 2021, 00:24

Moin Thomas,
kiruna hat geschrieben:
Freitag 22. Januar 2021, 20:27
Hallo, da lobe ich mir die alten Abteilwagen. Während meiner Hauptreisezeit mit der Bahn 1981/82 (Bundeswehr) waren die '6er-Abteile' richtig
gemütlich: Platz nehmen, Tür zu, Vorhang dicht! Kein Geschubse oder Gedränge, und Beine ausstrecken funktionierte auch noch. Manchmal waren
Dinge früher mitunter doch besser als heute. Und wenn wir schliefen, dann ging der Fahrkartenknipser einfach weiter und versuchte es später
noch einmal.
bei mir war es 1973/74, aber das ist das Einzige wo ich zu mir den Unterschied sehe.

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