Ich hatte es ja an anderer Stelle bereits angekündigt:
Ich habe kürzlich zusammen mit Arne die Übernachtung auf dem Museumsschiff Cap San Diego ausprobiert, und möchte Euch nun von den Erlebnissen berichten.
Die Cap San Diego ist nur 10 - 15 Min vom Wunderland entfernt und mit 80.- EUR für eine Doppelkabine (65.-EUR Einzelkabine) wirklich ein extrem günstiger Übernachtungsstandort für einen Hamburg-Besuch!
Außerdem ist die CSD natürlich auch als kommendes Modell (ab Seite 4) im Wunderland von großem Interesse!
Hier im herbstlichen Morgenlicht
Zur allgemeinen Info:
Die "Cap San Diego" ist das letzte von 6 Stückgutfrachtschiffen der "Cap San"-Klasse und wurde 1962 von der Reederei "Hamburg Süd" in Dienst gestellt. Die CSD war auf der Südamerika-Route unterwegs und konnte maximal 10700 Tonnen laden. Transportiert wurden Waren aller Art; Von Europa nach Südamerika hauptsächlich technische Artikel wie Autos, Lkws, Maschinen, Arzneimittel, Chemikalien, Filme, Tonbänder, etc, und zurück von Südamerika nach Europa Produkte wie Tierhäute, Fleisch, Fruchtöle, Kaffee, Tee und Früchte.
Die CSD war seinerzeit u.a. eines der modernsten Kühlschiffe seiner Zeit!
1982 hat die Reederei "Hamburg Süd" endgültig auf Containerfrachter umgestellt und die CSD verkauft.
Bis 1986 versah sie dann noch ihren Dienst für eine spanische Reederei. Kurz vor dem Hochofen rettete die Stadt Hamburg sie und erwarb sie als Museumsschiff.
Jetzt aber ahoi - auf an Bord!Im letzten Moment wendet sich das Schicksal des Schiffes. Der Senat der Freien- und Hansestadt Hamburg erwirbt die Cap San Diego um sie als maritimes Denkmal zu erhalten.
Am 31.10.1986 kehrt die Cap San Diego in ihren Heimathafen zurück und wird 1987 der Stiftung Hamburger Admiralität übergeben
Über die legendäre Überseebrücke kommend, betritt man das Schiff an Backbord (für Landratten: in Fahrtrichtung LINKS) über eine sehr solide Gangway.
Das ehemalige Kabuff des Lademeisters dient als Kasse und Rezeption zugleich:
Das Einchecken selber funktioniert denkbar einfach: Nachdem man per E-Mail reseviert hat, bezahlt man ganz einfach beim einchecken in bar und bekommt seinen Schlüssel.
Selbstverständlich muß man als Hotelgast die sonst üblichen 6.- EUR für die Besichtigung NICHT bezahlen! Alle Ausstellungen und der gesamte Rundgang stehen zur Verfügung!
Weiter gehts: Erstmal natürlich die Kabine auschecken:
Foto: Cap San Diego
Das Ambiente ist noch luxuriöser als erwartet! Alles sieht niegelnagelneu aus, alles ist auf Hochglanz poliert.
Alles ist bis in's kleinste Detaill wie am Anfang der sechsziger Jahre!
Sogar die Türklinken, Lichtschalter und Steckdosen.(*)
Besonderen Spass macht es, die ganzen zu einem hochseetauglichen Schiff gehörenden Features zu entdecken und zu verstehen;
Beispielhaft seinen hier nur die Fenster und deren Schließmechanismus erwähnt!
So, beginnen wir mal unseren ersten Rundgang:
Telemichel, Wasserturm und (echter) Michel mit U-Bahn im Abendlicht durch Fenster mit besagten hochseetauglichen Schließmechanismen!
Wer großes Glück hat, erlebt fantastische Lichtstimmungen an Bord, so wie hier kurz vor einem wilden Sturm:
Von der Brücke aus ist der Ausblick noch erhebender:
Hier kann jeder mal nach neuen Horizonten Ausschau halten (in diesem Fall sind sie nur durch Zufall so schön orange)
Direkt hinter der Brücke befindet sich der Funkraum, der auch jetzt noch als Amateurfunkstation in Betrieb ist.
Auf dem Weg weiter nach unten informieren uns große Tafeln über die Geschichte und Funktionsweise der CSD.
Angesichts des aufkommenden Sturms besichtigen wir zunächst das Innerste der Cap San Diego: Den Maschinenraum:
Hier riecht es nach Öl und Diesel, trotzdem ist alles blitzeblank!
Obwohl nur einer von vier Hilfsmotoren läuft, herrscht eine stickige Hitze!
Nicht auszudenken, wie es hier bei voller Kraft am Äquator sein mag!
Die großen runden "Deckel" im Vordergrund sind die Zylinderköpfe, die kleine Figur dazwischen ist Arne! Der Motor ist von MAN, hat 9 Zylinder und leistet 11650 PS bei 118 U/Min.
Damit erreicht die CSD eine Geschwindigkeit von 20,3 Knoten.
Dabei werden pro Tag 40 To Schweröl verbraucht.
Der Motor ist 4 Decks hoch, ganz unten verläßt ihn die Antriebwelle:
Der Wellentunnel:
Bei dieser Aufnahme steht Arne ganz hinten am Schraubenauslass, ich stehe ungefähr in der Mitte des Wellentunnels!
Sehr eng, sehr warm und sehr, sehr beeindruckend!
Weniger warm, aber nicht weniger beeindruckend sind die Frachträume:
Luke 1: Ladekapazität auf 4 Decks!
Wieder zurück nach dem ersten Rundgang, probieren wir die santitären Anlagen aus, wobei ein Vollbad auf einem Schiff bestimmt schon zu den ganz besonders dekadenten Vergnügen zu zählen ist, so kann es sich auf der CSD ein jeder einmal verwirklichen. Die Badezimmer sind durchweg modern ausgestattet und der an Bord herschende Wasserdruck würde einem Feuerlöschboot zur Ehre gereichen! Wer dann noch das besondere Glück hat, eine richtig stürmische Nacht zu erwischen, der kann sogar erleben, wie das Wasser in der Wanne ganz leicht hin und her schwappt! *Einmalig*
Leider ist der anschließende Versuch eine WLAN Verbindung aufzubauen trotz fachkundiger Online-Beratung fehlgeschlagen:
Hier könnte noch etwas nachgebessert werden...
(Trotzem ist der anachronistische Gegensatz einfach köstlich!)
So richtig interessant wird es aber erst, wenn man nach 18.00 Uhr quasi "allein" auf dem Schiff ist, denn für die Hotelgäste bleibt das ganze Schiff rund um die Uhr zugänglich:
Das Pooldeck (ja das Frachtschiff hat auch Passagiere in der Luxusklasse befördert) ist sofort mein absoluter Lieblingsort auf dem Schiff gewesen:
Bei Nacht:
Tagesanbruch vom Pooldeck aus gesehen:
Das Pooldeck im Tageslicht:
Also wer hier nicht sofort mit seinen Freunden eine Party feiern will... , ... der hat wohl keine Freunde...
Aber das absolute Highlight war für mich, mitten in der nacht, ganz alleine auf der Brücke zu stehen: (Ja, auch die Brücke ist den Hotelgästen die ganze Nacht über zugänglich)
Da kann man dann auch mal ganz ungeniert am Steuer stehen und "Maschine volle Kraft voraus, Ruder hart Backbord" in das Sprachrohr brüllen!
Wenn ich euch jetzt immer noch nicht von einer Übernachtung auf der Cap San Diego überzeugen konnte, dann muss spätestens das extrem freundliche und zuvorkommenden Personal und die ganze Mannschaft der CSD die letzten Zweifler überzeugen!
Ich habe wirklich noch NIE eine derartige Hilfbereitschaft und Engangement seitens des gesamten Personals erlebt, wie dort auf der Cap San Diego!
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei allen bedanken, im besonderen aber bei Frau Rädecker und Heinrich, die mir in einer verzwickten Situation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geholfen haben! *Danke*
Ich werde jederzeit gerne wiederkommen, spätestens am 1. und 2. September 2006!
Beste Grüße aus Kassel
Flo
(*) Technik-Freaks sollten sich (mind) eine 3er-Steckdose mitbringen, in den 60ern hatte man noch nicht so viele Elekroartikel!