Märklin schließt die Fabrik in Sonneberg

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Ludger
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Beitrag von Ludger » Freitag 12. Januar 2007, 11:37

Dieter Papenberg hat geschrieben:... und genau das werfe ich Märklin vor billigst produzieren und teuer verkaufen.
Hallo Heinz-Dieter,

ich kenne das Kalkulationsschema von Märklin nicht; wenn's denn aber so wäre, wie Du sagst, müßte Märklin doch wohl eine höhere Gewinnmarge haben - oder?

Ich selbst habe die (Lokomotiven)Produktion bei Märklin schon mehrmals beobachten dürfen ; man kann da wirklich von einer reinen Manufaktur sprechen; mir ist klar geworden, warum die Waren höherpreisig sind ...

Und mal im Ernst: Der Triebwagen 3025 :wink: kostete bei Erscheinen Anfang der 60-er einen halben Monatslohn der damaligen Zeit; und so konnten sich ihn nur wenige leisten - na und? Du und ich gehören doch einer Generation an, in der ein jeder nicht immer alles haben mußte ...
Dieter Papenberg hat geschrieben:... und vielleicht ist es ja jetzt auch einigen Leuten klar warum der Piko und der Märklin ICE 3 fast baugleich sind.
Das stimmt schon - aber es ist ja auch hinlänglich bekannt, dass Piko deswegen eine saftige Klage am Hals hat; "deutsches Wissen" und "deutsche Patente" waren noch nie in China ein Hinderungsgrund, Produkte zu imitieren - das ganze natürlich 'zum Wohle' des deutschen Kunden - allerdings zum Nachteil der hiesigen Arbeitsplätze - so einfach ist das! :?

Liebe Grüße - Ludger

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Dieter Papenberg
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Beitrag von Dieter Papenberg » Freitag 12. Januar 2007, 12:04

Hallo Ludger,
Das stimmt schon - aber es ist ja auch hinlänglich bekannt, dass Piko deswegen eine saftige Klage am Hals hat; "deutsches Wissen" und "deutsche Patente" waren noch nie in China ein Hinderungsgrund, Produkte zu imitieren - das ganze natürlich 'zum Wohle' des deutschen Kunden - allerdings zum Nachteil der hiesigen Arbeitsplätze - so einfach ist das!
was bei dieser Klage rauskommt steht noch in den Sternen, aber ich persönlich glaube das Märklin die schlechteren Karten dabei haben wird, denn sie müssen darlegen wo sie den haben bauen lassen und wenn sich dann herrausstellen sollte das das bei Onkel Wu war, ist das Image von Märklin endgültig im Eimer.

Diese Klage war das schlechteste was Märklin machen konnte, zumal diese Klage erst kam als Piko den ICE 3 in AC rausbringen wollte, denn es gab den ja schon lange in DC. Nach meiner Meinung will man da einen läßtigen , billigen "Mitbewerber" kaltstellen und das darf einfach nicht passieren.

Aber warten wir mal ab was bei dieser Klage rauskommt, denn es ist in Deutschland ja so das recht haben und recht bekommen leider zwei verschiedene Paar Schuhe sind.

Gruß

Heinz-Dieter Papenberg

Dampfmax

Beitrag von Dampfmax » Freitag 12. Januar 2007, 12:47

Das stimmt in der Tat.

Und den Profit mit der billigen Fertigung streichen die engl. Investoren ein (natürlich auf Kosten der Arbeitsplätze).

Warum können die Deutschen das eigentlich nicht selber?

Gruß Michael

Gast

Beitrag von Gast » Dienstag 16. Januar 2007, 20:01

Hallo zusammen!
Ich denke man muss da schon viel früher ansetzen.
Immer mehr Firmen wandern ins billige Ausland ab und streichen in Deutschland Stellen.
Sei es Ost-Europa oder Fernost wie es gerade so schön in Mode ist.
Ja man muss sich doch nicht wundern! Ich würde es als Unternehmer doch genauso tun, wenn ich die Wahl hätte. „Natürlich unter dem Vorwand, „konkurrenzfähig“ zu bleiben!
Doch bleibt die Frage, geht es hier nur um Konkurrenzfähigkeit oder auch um Gewinnmaximierung?!
Fakt ist, dass unsere Politik tatenlos zusieht und nichts dagegen unternimmt. Warum sollten sie auch. Denn so lange der Deutsche Michel zusieht und brav Steuern zahlt …(Solange er noch kann)
EU-Recht und freie Wirtschaftswahl, so heißen da die Argumente...
Für jeglichen Blödsinn gibt es in Deutschland Gesetze. Aber dagegen ist man machtlos?!
Nein, man subventioniert den Arbeitsplatzabbau sogar noch. Siehe Beispiel Herr Müller aus Aretsried. Warum nur....? Könnte es sein, dass z.B. in der Schweiz Kontobewegungen stattfanden?
Das einzige was getan wird, ist die Steuerschraube für den Bürger noch mehr anzuziehen, und neue Gebühren und Abgaben zu erlassen! Neuzeitliches Raubrittertum fällt mir dazu ein.
Anstatt ein „Made in Germany“ wieder interessant für Unternehmer und die Welt zu machen, sitzt man in den Aufsichtsräten, schiebt dicke Gelder ein und bringt das eigene Schäfchen, welches eh schon viel zu fett zum schlachten ist, ins trockene! Nach dem Motto: Nach mir die Sintflut, Hauptsache mir reicht es noch auf die Insel!
Es ist nicht ausreichend, dem Bürger noch tiefer in die Tasche zu greifen, und ihn zum Kinder machen zu animieren, wenn man die Verantwortung hat, ein Land zu regieren und es zukunftssicher zu machen.
Die Deutsche Politik hat doch in den letzten 20 Jahren gnadenlos versagt!
Als noch Gelder vorhanden waren, hat man sie in die ganze Welt verteilt. Anstatt in die eigene Wirtschaft und ins Land zu investieren.
Jetzt stehen wir vor den Trümmern unserer Wirtschaft und unserem Sozialsystem!
Und wieviel sollen wir denn noch bezahlen, dass Deutschland endlich wieder auf Kurs kommt!?
Übrig bleibt der kleine (Märklin-) Arbeiter, der ohnehin schon genug bluten musste.
Man darf auch nicht vergessen und sollte wissen, dass bei Märklin in den letzen 20 Jahren (wie in der Politik auch, als das Geschäft noch gut ging) sehr viel versäumt wurde.
Tatsache ist, dass die letzten Märklin-Gesellschafter (ungefähr 20 an der Zahl) fast nur Gewinne aus der Firma gezogen hatten, und nur das Nötigste re-investierten. Es wurde weder in Gebäude, Produktionsanlagen noch in neue Technologien ausreichend investiert.
Man investierte in Unternehmens-Beratungen und immer neue Geschäftsführer. Was hat es genützt? Nichts! Gelder, die man jetzt dringend benötigen würde.
Gleichzeitig wurde nur abgeschafft. (Märklin-Sprint, Metall-Baukasten) Man konzentrierte sich hauptsächlich auf den Modellbahn-Bereich! Bei diesem Markennamen völlig unverständlich!
Die Gesellschafter waren untereinander sehr zerstritten. Als sich der Umsatzeinbruch abzeichnete, verkauften sie nach und nach Ihre Anteile an der Firma. Das ganze Göppinger Betriebsgelände ist inzwischen so dermaßen heruntergewirtschaftet und marode, dass dem neuen Investor nur noch der völlige Abriss bleibt um neu zu bauen.
So wurde dieser Betrieb unter anderem an den Abgrund geführt. Es war nicht nur der Umsatzeinbruch in der Spielwarenbranche.
Richtig ist, Märklin Produkte sind eindeutig zu teuer! Die Relationen stimmen nicht mehr. Diese Preispolitik ist absurd und es ist nur verständlich, dass man damit Kunden verärgert.
Aber zum Glück gab es für Märklin überhaupt einen Investor, der diese Firma vor dem Ruin bewahrt hat, und jetzt versucht das Unternehmen Zukunftsfest zu machen, sonst ständen schon seit Mitte letzten Jahres alle Märklin-Mitarbeiter vor den Werkstoren!
Es ist doch wirklich unsere momentane Mentalität, die uns vor die Hunde gehen lässt, und uns dahin gebracht hat!
Amerika macht es uns vor, und wir laufen hinterher wie die Lemminge!
Jeder ist sich selbst der Nächste, ob Politiker, Unternehmer, oder Arbeiter.
Nie gab es einen so gnadenlosen Kapitalismus in Deutschland!
Man will für wenig Geld das Beste einkaufen und für teures Geld das billigste verkaufen!
So soll es funktionieren!? Natürlich nicht.

Geiz ist super! Aber nur wenn es um den eigenen Geldbeutel geht!
Das widert mich einfach nur an!

Erst wenn wir von dieser Mentalität abkommen, wird es in Deutschland wieder bergauf gehen! Oder vielleicht, was ich nicht hoffe, nach dem nächsten Krieg...

Matze

Dampfmax

Beitrag von Dampfmax » Dienstag 16. Januar 2007, 21:32

Hallo Matze,

Donnerwetter! Das ist eine ehrliche Aussage.

Eben diese "In die Hände spucken und selber anfassen" - Mentalität ist abhanden gekommen..........

Gruß
Michael

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genius
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Beitrag von genius » Dienstag 16. Januar 2007, 23:11

Natürlich wäre auch der Gesetzgeber angehalten sich endlich etwas zum Thema Abwanderung in Billiglohnländer zu überlegen.

Aber so einfach liegen die Dinge dann doch nicht: Wir leben in einer Marktwirtschaft, bei dem Konkurrenz ein ganz wesentlicher Faktor wirtschaftlicher Weiterentwicklung ist. Das betrifft nicht nur den Preis, sondern auch die Leistung und die Qualität der Produkte. BMW und Mercedes produzieren Autos? Manche davon Made in Germany? Nur, die Zulieferteile kommen aus aller Welt, auch aus Österreich! (ein Billiglohnland?). Das ist aus unserer heutigen Welt nicht mehr wegzudenken: ohne den Einsatz von ausländischen Teilen ist heute Hightech gar nicht mehr vorstellbar, weil eben manche Firmen Produkte herstellen, die es im eigenen Land gar nicht in der Qualität gibt. Kann Bosch überhaupt Fahrzeugelektronik herstellen ohne Teile aus Taiwan zu beziehen?

Der Bezug von Produkten aus anderen Länden alleine ist nicht verwerflich, da müßten wir den Begriff der Marktwirtschaft und die Handelsbeziehungen zu anderen Staaten neu überdenken.

Ein großer Anteil an der Misere gebührt den Bürgern: Wer grundsätzlich zum preiswertesten Produkt greift, erzeugt klarerweise den Druck Produkte immer billiger herzustellen. Wer da nicht mitzieht muß untergehen. Spätestens wenn seine Produkte bei gleicher Qualität und Leistung das doppelte der Konkurrenz kosten kann er die Produktion schließen. So patriotisch ist in unsereren Breiten niemand, daß er nicht doch zum preiswerteren Produkt greift. Natürlich kann man bis zu einem gewissen Grad mit immer kostengünstigeren Produktionsmethoden (was meistens mit weniger Mitarbeitern heißt, die dann ja auch auf der Straße stehen) mit fernöstlicher Produktion mitziehen. Aber spätestens wenn die die gleichen Fertigungsmethoden anwenden sind sie einfach billiger, speziell wenn es um personalintensive Fertigung geht.

Und jetzt mal ehrlich: Wer würde nicht laut aufschreien, wenn Modelleisenbahnprodukte nur in Deutschland das doppelte kosten, weil so hohe Strafzzölle aufgeschlagen werden müssen um die heimische Wirtschaft zu stützen? Außerdem würde das konsequenterweise nicht nur für Modelleisenbahnen gelten, sondern auch für Computer, für Autos, für Süßigkeiten, für Futtermittel...
Mit dem Label Made in Germany zu punkten hat Märklin versucht, das Ergebnis ist bekannt.


Es gibt aber auch eine positive Sichtweise der Situation: Vor Jahrzehnten lebten wir Europäer in Ländern mit hohem Agraranteil. Der ist inzwischen fast verschwunden. Der Industrie und vor allem der Dienstleistungssektor sind jetzt vorherrschend. Jetzt wird die Industrie auch weniger, aber solange der größte Kostenfaktor bei den Produkten, der Vertrieb, die Werbung und die Weiterentwicklung in unserer Hand sind (Dienstleistungen) sehe ich da eigentlich kein besonderes Problem. Eine Symbiose sozusagen.

genius

Dampfmax

Beitrag von Dampfmax » Dienstag 16. Januar 2007, 23:23

Genius,

dein Statement hört sich an, wie" Leben wir so weiter, wird schon gut gehen"..............

In diesem Sinne
Michael

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genius
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Beitrag von genius » Mittwoch 17. Januar 2007, 00:32

Das wird es ziemlich sicher, weil unsere Sensoren für "es geht uns gut" sowieso sehr unscharf sind. Wir würden es wahrscheinlich gar nicht merken wenn es uns schlechter geht (solange es langsam passiert):

Wer von uns hat sich schon gewunschen genauso innovative Unterhaltungslektronik und Unterhaltungsindustrie wie in Japan zu haben? (Es gibt viele Produkte die bei uns gar nicht angeboten werden) Wer von uns hat sich schon gewunschen in einem wissenschaftlich und militärisch mächtigen Land wie den USA zu leben wo Computer deutlich billiger sind als hier? Oder in einem Land in dem man über Nacht zum Milliardär werden kann wie Abramowitsch? Meinst Du ich glaube daß in Deutschland alles besser ist weil ihr den höheren Durchschnittsgehalt und die schöneren Autos habt?

Nein das tun wir nicht. Wir schielen auf die Nachbarn und ins Fernsehen, glauben daß wir in einem der angenehmsten Länder der Erde leben und schauen zu daß wir unseren bescheidenen Luxus mehren können. Urlaub, Liebe, gutes Essen, Hobbies. Wer es schafft in seinem Leben ein respektables Haus zu bauen gilt schon als begütert. Denn drei Luxusyachten wie Abramowitsch oder ein Luxusleben wie die Stars können wir uns sowieso nie leisten (Auch wenn wir sie oft genug in den Medien zu sehen bekommen).

genius

Gast

Beitrag von Gast » Mittwoch 17. Januar 2007, 16:52

Sicher leben wir in einer Marktwirtschaft und da braucht man Konkurrenz. Das ist völlig richtig.
Wenn sie hauptsächlich vom Innland kommen würde.

Von teuren Einfuhrzöllen rate ich auch ab. Diese würden an den Endverbraucher weiter-
gegeben und würde manche Firmen ganz aus dem Land ekeln.
Es gibt Mittel und Wege Deutschland wieder interessant zu machen, nur ist die Frage,
wollen das manche unserer Politiker überhaupt!?

Und es stimmt auch, dass unsere Geiz ist g**l-Mentalität unsere Firmen dazu drängt immer
kostengünstiger zu produzieren.

Aber man darf Äpfel nicht mit Birnen vergleichen.
Wir reden von Arbeitsplatzabbau und ganzen Werksschließungen in Deutschland, und nicht vom Einkauf hochwertiger Zulieferer-Ware, die wir selbst nicht, oder nicht so kostengünstig herstellen können.

Es geht jeden Tag Wissen verloren, weil es nicht mehr weitergegeben wird an die nächste Generation.

Wir machen uns doch immer abhängiger vom Ausland. Und unsere eigene Forschung und
Innovation bleibt auf der Strecke. Siehe Pisa Studie! Wir sind doch längst überholt und durchleuchtet!

Wer soll denn diese High-End-Produkte wie Märklin, BMW oder Mercedes bald noch kaufen, wenn dieser Ausverkauf von Deutschland so weitergeht? Die Stars oder Abramowitsch?
Vielleicht die Asiaten und Ost-Europäer?

Erschwerend kommt hinzu, dass man eine Modelleisenbahn oder z.B. Unterhaltungs-
elektronik nicht unbedingt zum Leben braucht.

Und warum trauen sich viele Deutsche nicht mehr, Kinder in die Welt zu setzen?
Weil doch jeder, der ein bisschen mitdenkt weiß, wo wir bald stehen!

Vielleicht wird bei uns bald wieder Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht interessant, wenn die Menschen keine Arbeit mehr haben. Von was sollen Sie denn leben? Von Harz IV, oder
Ihren Ersparnissen? Wie lange geht das gut?
Oder wir verkaufen hier unser Hab und Gut, sofern man welches besitzt, und werden Gastarbeiter
in einem fremden Land. Wer ist bereit dies zu tun? Die wenigsten! bis jetzt noch...

Na wenn diese Symbiose mal aufgeht?! Ich kann dieser Entwicklung nichts Gutes abgewinnen.

Es funktioniert, solange man selbst nicht arbeitslos wird. Aber wehe dem, dann wird
auch dieses eine, angenehmste Land der Erde bald zum Alptraum!


Gruß Matze

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Beitrag von genius » Mittwoch 17. Januar 2007, 17:39

@ Matze

Ich geb Dir weitgehend recht, speziell was das Nichtbewahren von Wissensketten betrifft.

Da würde mir noch viel dazu einfallen, aber das paßt nicht zum Thema.

Märklin ist mit seiner Produktionsauslagerung eigentlich zu spät dran. Sie haben's wirklich versucht mit "Made in Germany". Die Hochpreisidee ist de facto gescheitert.

genius

Dampfmax

Beitrag von Dampfmax » Mittwoch 17. Januar 2007, 18:51

@ Matze
und werden Gastarbeiter in einem fremden Land
In Dänemark, Niederlanden, Österreich, USA werden händeringend deutsche Fachkräfte zu super Konditionen gesucht!!!

Vielleicht bald auch in China?

Gruß
Michael

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