Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
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Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Auftragsarbeit!
Ich liebe es, die Gerätschaften anderer Leute hemmungslos versauen zu dürfen. Außerdem ist es eine willkommene Gelegenheit, einige Chemikalien erstmals bei der Alterung einzusetzen.
Objekt ist dieses unbespielte Stück von Wiking: Der Menck-Bagger in 1:87, Art.-Nr. 897 01 34 in OVP. Ziel der Übung ist es, diesen Bagger vom fabrikneuen in einen Zustand zu versetzten, der erwartungsgemäß eintritt, wenn der Bagger 35 Jahre schweren Dienst im Steinbruch hinter sich hat, der Steinbruch letztlich aufgelassen und der Bagger dort für die nächsten 20 Jahre vergessen wird. Von dem blanken grauen Werkslack wird also nicht viel zu sehen übrig bleiben. Wie wir dahin kommen, erkläre ich jetzt.
Erstens: Zerlegen, in alle Einzelteile:
Das Fahrwerk lässt sich mit einem leisen Plopp abknöpfen. Die Gummigleisketten einfach abziehen.
Mit einer spitzen Zange schieben wir die untere Achse des Auslegers seitlich heraus, dann fällt der Arm ab. In der Mitte des Armes sitzt noch eine kleine Achse, die wir mit einem Dorn herausdrücken können. Der Hauptarm ist nicht verklebt, wenn man die Hälften trennt, fallen die Seilrollen raus.
Also vorher genau ansehen, wie die Seile geführt sind.
Die Rolle auf dem kleinen Arm entfernen wir durch vorsichtiges Spreizen des Lagers. Der Unterboden ist hinten seitlich verklebt. Mit einem scharfen Skalpell kann man die Naht trennen und den Boden herausnehmen. Ich habe dabei versehentlich das Seitenfenster hinten mit abgelöst. Gut so, muss eh raus.
Vorne sind noch der Fahrersitz und der Glaseinsatz geklebt. Auch hier hilft das Skalpell.
Mit einer Pinzette gelingt es, den Knoten im Seil aufzudröseln. (Es ist tatsächlich nur ein einziges Stück Gummischnur, das im Inneren mit sich selber verknotet ist.) Die Halterung für die Umlenkrolle auf dem Dach muss auch mit dem Skalpell gelöst werden.
Zwotens: Durchblick schaffen. Hinter der Fahrerkabine ist eine Leiter, dann kommt die Einstiegstür (Schiebetür), die aber nur leicht erhaben angedeutet ist. Die Kanten führen das Messer sehr gut, mit etwas Geduld und sanfter Gewalt wird die Tür herausgeschnitzt. Vorsicht, der Steg unten wird sehr dünn! Die Tür muss entweder dünn geschliffen oder durch etwas dünneres ersetzt werden und die Laufschienen oben und unten werden wohl ergänzt werden müssen. Ebenso wird der Innenraum noch eine Maschine erhalten. Mal sehen, was die Bastelkiste hergibt. Damit der „alte Bagger“ die Farbe willig annimmt, werden alle Oberflächen mattiert: mit dem feinsten Schmirgelleinen die flachen Bereiche; in Ecken und Falzen kommt der Glasfaser-Radierstift zum Einsatz. Die obere Laufschiene der Schiebetür wird eingeebnet. Für die neue Tür schneiden wir ein Stückchen Alublech aus einem Disketten-Verschluss zurecht. Das kann dann auch gleich ein Paar Dellen und Beulen bekommen. Aus dem Bodenteil wird noch ein Stück vom Mittelsteg weggenommen, da soll die später sichtbare Maschine angebracht werden. Jetzt wir der „Rostfraß“ vorbereitet: an einigen Stellen wird mit dem Mini-Fräser das Material dünn gefräst, so dünn, dass schon Licht durchscheint. Dafür Wählen wir Stellen, die im Original nicht Massiv sein dürfen, also nicht gerade die Rückfront, die als Kontergewicht meist aus einem massiven Block gegossen wurde. (Die Buchstaben am Heck sind meist direkt Teil des Gussstückes.) Wir fräsen mal etwas aus der zweiten Schiebetür, dahinter an der Unterkante und noch die Unterkante des Führerhäuschens. In die entstandenen Mulden geben wir etwas Polystyrol-Kleber, der das Material anlöst und weich macht. Man kann auch (Achtung: Chemie!) Ethylacetat pur verwenden (aus der Apotheke).
Die dünnen, weich gewordenen Stellen werden mit einer Nadel vorsichtig und unregelmäßig durchstochen. Ruhig ein wenig herumpuhlen, manche Löcher erweitern; Hauptsache nicht zu gleichförmig. Wenn des Klebers Lösewirkung vergangen ist, nochmals glätten und das eine oder andere Loch nachbohren. An diesen Stellen später den Rostton besonders dunkel auftragen!
Mit dem „heißen Eisen“ verpassen wir einigen Stellen noch ein paar Dellen und Beulen.
Diese auch wieder etwas glätten, es sollen keine Schmelz-Wülste überstehen.
Die Gläser sollen der Zeit auch nicht unbeschadet getrotzt haben. Die Windschutzscheibe bekommt einen satten Steinschlag („Ach was, das reparieren wir nicht mehr, nächsten ersten ist hier sowieso der letzte.“). In einer Ecke kratzen wir mit dem Skalpell einige „Sprünge“ ins Glas, die sternförmig von derselben Stelle ausgehen. Im Zentrum des „Einschlags“ dann mit dem kleinsten Bohrer ein kleines bisschen anbohren. Die Scheibe am Maschinenraum bekommt auch Sprünge, dafür verliert gleich sie eine ganze Ecke.
***Fortsetztung folgt***
Ich liebe es, die Gerätschaften anderer Leute hemmungslos versauen zu dürfen. Außerdem ist es eine willkommene Gelegenheit, einige Chemikalien erstmals bei der Alterung einzusetzen.
Objekt ist dieses unbespielte Stück von Wiking: Der Menck-Bagger in 1:87, Art.-Nr. 897 01 34 in OVP. Ziel der Übung ist es, diesen Bagger vom fabrikneuen in einen Zustand zu versetzten, der erwartungsgemäß eintritt, wenn der Bagger 35 Jahre schweren Dienst im Steinbruch hinter sich hat, der Steinbruch letztlich aufgelassen und der Bagger dort für die nächsten 20 Jahre vergessen wird. Von dem blanken grauen Werkslack wird also nicht viel zu sehen übrig bleiben. Wie wir dahin kommen, erkläre ich jetzt.
Erstens: Zerlegen, in alle Einzelteile:
Das Fahrwerk lässt sich mit einem leisen Plopp abknöpfen. Die Gummigleisketten einfach abziehen.
Mit einer spitzen Zange schieben wir die untere Achse des Auslegers seitlich heraus, dann fällt der Arm ab. In der Mitte des Armes sitzt noch eine kleine Achse, die wir mit einem Dorn herausdrücken können. Der Hauptarm ist nicht verklebt, wenn man die Hälften trennt, fallen die Seilrollen raus.
Also vorher genau ansehen, wie die Seile geführt sind.
Die Rolle auf dem kleinen Arm entfernen wir durch vorsichtiges Spreizen des Lagers. Der Unterboden ist hinten seitlich verklebt. Mit einem scharfen Skalpell kann man die Naht trennen und den Boden herausnehmen. Ich habe dabei versehentlich das Seitenfenster hinten mit abgelöst. Gut so, muss eh raus.
Vorne sind noch der Fahrersitz und der Glaseinsatz geklebt. Auch hier hilft das Skalpell.
Mit einer Pinzette gelingt es, den Knoten im Seil aufzudröseln. (Es ist tatsächlich nur ein einziges Stück Gummischnur, das im Inneren mit sich selber verknotet ist.) Die Halterung für die Umlenkrolle auf dem Dach muss auch mit dem Skalpell gelöst werden.
Zwotens: Durchblick schaffen. Hinter der Fahrerkabine ist eine Leiter, dann kommt die Einstiegstür (Schiebetür), die aber nur leicht erhaben angedeutet ist. Die Kanten führen das Messer sehr gut, mit etwas Geduld und sanfter Gewalt wird die Tür herausgeschnitzt. Vorsicht, der Steg unten wird sehr dünn! Die Tür muss entweder dünn geschliffen oder durch etwas dünneres ersetzt werden und die Laufschienen oben und unten werden wohl ergänzt werden müssen. Ebenso wird der Innenraum noch eine Maschine erhalten. Mal sehen, was die Bastelkiste hergibt. Damit der „alte Bagger“ die Farbe willig annimmt, werden alle Oberflächen mattiert: mit dem feinsten Schmirgelleinen die flachen Bereiche; in Ecken und Falzen kommt der Glasfaser-Radierstift zum Einsatz. Die obere Laufschiene der Schiebetür wird eingeebnet. Für die neue Tür schneiden wir ein Stückchen Alublech aus einem Disketten-Verschluss zurecht. Das kann dann auch gleich ein Paar Dellen und Beulen bekommen. Aus dem Bodenteil wird noch ein Stück vom Mittelsteg weggenommen, da soll die später sichtbare Maschine angebracht werden. Jetzt wir der „Rostfraß“ vorbereitet: an einigen Stellen wird mit dem Mini-Fräser das Material dünn gefräst, so dünn, dass schon Licht durchscheint. Dafür Wählen wir Stellen, die im Original nicht Massiv sein dürfen, also nicht gerade die Rückfront, die als Kontergewicht meist aus einem massiven Block gegossen wurde. (Die Buchstaben am Heck sind meist direkt Teil des Gussstückes.) Wir fräsen mal etwas aus der zweiten Schiebetür, dahinter an der Unterkante und noch die Unterkante des Führerhäuschens. In die entstandenen Mulden geben wir etwas Polystyrol-Kleber, der das Material anlöst und weich macht. Man kann auch (Achtung: Chemie!) Ethylacetat pur verwenden (aus der Apotheke).
Die dünnen, weich gewordenen Stellen werden mit einer Nadel vorsichtig und unregelmäßig durchstochen. Ruhig ein wenig herumpuhlen, manche Löcher erweitern; Hauptsache nicht zu gleichförmig. Wenn des Klebers Lösewirkung vergangen ist, nochmals glätten und das eine oder andere Loch nachbohren. An diesen Stellen später den Rostton besonders dunkel auftragen!
Mit dem „heißen Eisen“ verpassen wir einigen Stellen noch ein paar Dellen und Beulen.
Diese auch wieder etwas glätten, es sollen keine Schmelz-Wülste überstehen.
Die Gläser sollen der Zeit auch nicht unbeschadet getrotzt haben. Die Windschutzscheibe bekommt einen satten Steinschlag („Ach was, das reparieren wir nicht mehr, nächsten ersten ist hier sowieso der letzte.“). In einer Ecke kratzen wir mit dem Skalpell einige „Sprünge“ ins Glas, die sternförmig von derselben Stelle ausgehen. Im Zentrum des „Einschlags“ dann mit dem kleinsten Bohrer ein kleines bisschen anbohren. Die Scheibe am Maschinenraum bekommt auch Sprünge, dafür verliert gleich sie eine ganze Ecke.
***Fortsetztung folgt***
Zuletzt geändert von HahNullMuehr am Montag 24. November 2014, 21:15, insgesamt 2-mal geändert.
Micha W. Muehr, Rösrath
Meine Bastelstunde gibt es auch auf YouTube.
Ich mach es lieber am Anfang exakt - und schluder später ein bisschen. Wenn ich schlampig anfange, krieg ich es am Ende nicht wieder genau.
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
+++Fortsetzung+++
Der Baggerlöffel hat gut gepflegte Zähne. (Das ist wichtig, liebe Kinder! Gesunde Zähne sind unverzichtbar für einen gesunden Körper.) Aber hier ist es nicht das richtige. Also erst mal den einen Eckzahn auf die Hälfte abnutzen; ein anderer Zahn wird komplett gezogen. Da, wo er saß, alles glatt feilen und ein winziges Loch bohren. Da saß die Befestigungsschraube. Alle übrigen Zähne etwas rund und stumpf feilen. Nach dem versäubern alle Schnitt-, Fräs- und Bruchkanten sowie dem Anbau einer neuen Führungsschiene für die offene Schiebetür steht nun der erste Farbauftrag an. Wir wählen Revell Aqua Color Rost (83), und dazu eine unbestimmte Menge schwarz (80), weil der „Rost“ pur erfahrungsgemäß zu hell auftrocknet. Mit wenig Sorgfalt etwas vermischt, werden die „durchfressenen“ Partien als erstes und sehr dunkel gestrichen. Ein grober Pinsel tut den Zweck, ab und zu etwas tupfen und die Oberfläche schön uneben werden lassen. Auch in Ecken und Winkeln eher etwas dunkler streichen. Letztlich ist das Baggergehäuse komplett mit Rostbraun überzogen, ebenso alle Anbauteile und das Fahrwerk. Eine der Gleisketten soll gebrochen sein. Die sind nun aus Gummi. Durchschneiden ist kein Problem, aber damit sie flach am Boden liegen kann, muss man sie vorsichtig erwärmen, und glatt streichen. Auch die scharfe „Falte“ am Ende erreichen wir mit Wärme: Ein Stichel wird über der Feuerzeugflamme erwärmt, zwischen die zu faltenden Gummilagen gesteckt und sofort wieder heraus gezogen. Pressen. Das angeheizte Gummi verschweißt sich selbst. Pure Physik.
Jetzt kommt wieder die Chemie ins Spiel. Wir verwenden ein kristallines, weißes Pulver, das unter der Bezeichnung NaCl im Handel ist. Diese Substanz ist leicht giftig, sollte also nicht in größeren Mengen verzehrt werden. (Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!)
Die Kristalle sind leicht wasserlöslich, und das machen wir uns zu Nutze. Mit dem nassen Finger werden die Partien befeuchtet, die später rostig zu sehen sein sollen, also besonders die „angefressenen“ Stellen, untere Karosseriekanten, Ecken, Falze, und auch mal eine glatte Fläche auf dem Dach. Die feuchten Flächen sofort nach Belieben mit dem NaCl bestreuen, das sich sofort etwas anlöst und auf der Rostfarbe kleben bleibt. Bei unserem Objekt verwenden wir reichlich von dem Pulver. Diese Krusten müssen nun gut trocknen. - - -
Die eingepökelte Karosserie wird nun komplett mit blassblauer Farbe übersprüht. Der Farbauftrag darf ruhig wolkig und unsauber werden, das Ding soll schließlich ja alt aussehen. Ich stelle dazu den Kompressor auf 1,8 – 2 bar. Der blaue Farbnebel ist schnell trocken, den Farbbecher auswaschen, die Düse kurz mit klarem Wasser durchpusten und jetzt nehmen wir wieder die frisch lackierten Teile in die Hand. (Druck darf jetzt auf 3 – 4 bar erhöht werden) Vor uns stellen wir den Mülleimer, den wir mit ein paar alten Zeitungen am Boden auslegen. Mit klarem Wasser aus der Airbrush spülen wir nun die „Pökelkrusten“ ab, die sich im Wasserstrahl leicht lösen oder auflösen. Das ganze Gesabber soll möglichst in den Eimer tropfen. (Jetzt nicht die Finger ablecken, das schmeckt fürch - ter - lich !) Nach und nach legen wir so die Roststellen unter dem Lack frei. Auch einzelne Körnchen hinterlassen einen winzigen Rostfleck. Wenn man den Wasserstrahl hartnäckig auf eine bestimmte Stelle hält, kann sich auch noch mehr Lack lösen.
Nachdem die Kruste abgespült wurde mit dem puren Luftstrom weiterarbeiten und die Werkstücke trocken blasen. (Auf die Art haben wir gleichzeitig die Pistole gesäubert UND am Objekt weitergearbeitet.) Mit dem feinen Pinsel noch ein paar Stellen nachbessern, etwa Kanten am Alublech, die blank schimmern. Kontrollieren, ob die Rostfras-Löcher sich nicht zugesetzt haben, nötigenfalls mit der Nadel nochmal nachbohren.
An ausgewählten Stellen gibt es noch etwas Grünspan: (Seegrün, 48) mit einem Spritzer Sepia gebrochen, an einige Stellen auf dem Dach, in die Fensterritzen, an die Laufschienen. Von da aus kann man dann mit dem farbleeren Pinsel noch ein paar Laufspuren nach unten wischen.
Jetzt können Glasfenster und Steuerpult wieder eingesetzt werden. Dann das Gefährt wieder zusammenbauen. Metallisch blank schimmern jetzt noch die Steckachsen im Baggerarm. Hier darf ein Tüpfchen Schwarz dran: Das Schmierfett trotzt Wetter und Regen. Auch die Seilrolle am Vorder-Gehäuse wird schmutzig-ölig-rost-schwarz. Den Innenraum haben wir schlicht schwarz ausgemalt, den Motorblock wieder in hellem Rost. Die Aufstiegsleiter nicht vergessen: Zumindest unten ist sie sehr abgenutzt, also heute rostig. Oben darf sie blau bleiben. Auch die Rippen des Lüftungsgitters hinten vertragen noch etwas schwarz.
Die widerspenstige Gleiskette muss noch angeklebt werden. Dazu verwenden wir UHU-Hart und fixieren die Kette bis zum Trocknen mit einer hölzernen Wäscheklammer.
***Fortsetztung folgt***
Der Baggerlöffel hat gut gepflegte Zähne. (Das ist wichtig, liebe Kinder! Gesunde Zähne sind unverzichtbar für einen gesunden Körper.) Aber hier ist es nicht das richtige. Also erst mal den einen Eckzahn auf die Hälfte abnutzen; ein anderer Zahn wird komplett gezogen. Da, wo er saß, alles glatt feilen und ein winziges Loch bohren. Da saß die Befestigungsschraube. Alle übrigen Zähne etwas rund und stumpf feilen. Nach dem versäubern alle Schnitt-, Fräs- und Bruchkanten sowie dem Anbau einer neuen Führungsschiene für die offene Schiebetür steht nun der erste Farbauftrag an. Wir wählen Revell Aqua Color Rost (83), und dazu eine unbestimmte Menge schwarz (80), weil der „Rost“ pur erfahrungsgemäß zu hell auftrocknet. Mit wenig Sorgfalt etwas vermischt, werden die „durchfressenen“ Partien als erstes und sehr dunkel gestrichen. Ein grober Pinsel tut den Zweck, ab und zu etwas tupfen und die Oberfläche schön uneben werden lassen. Auch in Ecken und Winkeln eher etwas dunkler streichen. Letztlich ist das Baggergehäuse komplett mit Rostbraun überzogen, ebenso alle Anbauteile und das Fahrwerk. Eine der Gleisketten soll gebrochen sein. Die sind nun aus Gummi. Durchschneiden ist kein Problem, aber damit sie flach am Boden liegen kann, muss man sie vorsichtig erwärmen, und glatt streichen. Auch die scharfe „Falte“ am Ende erreichen wir mit Wärme: Ein Stichel wird über der Feuerzeugflamme erwärmt, zwischen die zu faltenden Gummilagen gesteckt und sofort wieder heraus gezogen. Pressen. Das angeheizte Gummi verschweißt sich selbst. Pure Physik.
Jetzt kommt wieder die Chemie ins Spiel. Wir verwenden ein kristallines, weißes Pulver, das unter der Bezeichnung NaCl im Handel ist. Diese Substanz ist leicht giftig, sollte also nicht in größeren Mengen verzehrt werden. (Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!)
Die Kristalle sind leicht wasserlöslich, und das machen wir uns zu Nutze. Mit dem nassen Finger werden die Partien befeuchtet, die später rostig zu sehen sein sollen, also besonders die „angefressenen“ Stellen, untere Karosseriekanten, Ecken, Falze, und auch mal eine glatte Fläche auf dem Dach. Die feuchten Flächen sofort nach Belieben mit dem NaCl bestreuen, das sich sofort etwas anlöst und auf der Rostfarbe kleben bleibt. Bei unserem Objekt verwenden wir reichlich von dem Pulver. Diese Krusten müssen nun gut trocknen. - - -
Die eingepökelte Karosserie wird nun komplett mit blassblauer Farbe übersprüht. Der Farbauftrag darf ruhig wolkig und unsauber werden, das Ding soll schließlich ja alt aussehen. Ich stelle dazu den Kompressor auf 1,8 – 2 bar. Der blaue Farbnebel ist schnell trocken, den Farbbecher auswaschen, die Düse kurz mit klarem Wasser durchpusten und jetzt nehmen wir wieder die frisch lackierten Teile in die Hand. (Druck darf jetzt auf 3 – 4 bar erhöht werden) Vor uns stellen wir den Mülleimer, den wir mit ein paar alten Zeitungen am Boden auslegen. Mit klarem Wasser aus der Airbrush spülen wir nun die „Pökelkrusten“ ab, die sich im Wasserstrahl leicht lösen oder auflösen. Das ganze Gesabber soll möglichst in den Eimer tropfen. (Jetzt nicht die Finger ablecken, das schmeckt fürch - ter - lich !) Nach und nach legen wir so die Roststellen unter dem Lack frei. Auch einzelne Körnchen hinterlassen einen winzigen Rostfleck. Wenn man den Wasserstrahl hartnäckig auf eine bestimmte Stelle hält, kann sich auch noch mehr Lack lösen.
Nachdem die Kruste abgespült wurde mit dem puren Luftstrom weiterarbeiten und die Werkstücke trocken blasen. (Auf die Art haben wir gleichzeitig die Pistole gesäubert UND am Objekt weitergearbeitet.) Mit dem feinen Pinsel noch ein paar Stellen nachbessern, etwa Kanten am Alublech, die blank schimmern. Kontrollieren, ob die Rostfras-Löcher sich nicht zugesetzt haben, nötigenfalls mit der Nadel nochmal nachbohren.
An ausgewählten Stellen gibt es noch etwas Grünspan: (Seegrün, 48) mit einem Spritzer Sepia gebrochen, an einige Stellen auf dem Dach, in die Fensterritzen, an die Laufschienen. Von da aus kann man dann mit dem farbleeren Pinsel noch ein paar Laufspuren nach unten wischen.
Jetzt können Glasfenster und Steuerpult wieder eingesetzt werden. Dann das Gefährt wieder zusammenbauen. Metallisch blank schimmern jetzt noch die Steckachsen im Baggerarm. Hier darf ein Tüpfchen Schwarz dran: Das Schmierfett trotzt Wetter und Regen. Auch die Seilrolle am Vorder-Gehäuse wird schmutzig-ölig-rost-schwarz. Den Innenraum haben wir schlicht schwarz ausgemalt, den Motorblock wieder in hellem Rost. Die Aufstiegsleiter nicht vergessen: Zumindest unten ist sie sehr abgenutzt, also heute rostig. Oben darf sie blau bleiben. Auch die Rippen des Lüftungsgitters hinten vertragen noch etwas schwarz.
Die widerspenstige Gleiskette muss noch angeklebt werden. Dazu verwenden wir UHU-Hart und fixieren die Kette bis zum Trocknen mit einer hölzernen Wäscheklammer.
***Fortsetztung folgt***
Micha W. Muehr, Rösrath
Meine Bastelstunde gibt es auch auf YouTube.
Ich mach es lieber am Anfang exakt - und schluder später ein bisschen. Wenn ich schlampig anfange, krieg ich es am Ende nicht wieder genau.
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- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
+++Fortsetzung+++
Den Gummifaden, der die Stahlseile darstellt, habe ich hier wieder eingefädelt. Da der Bagger aber bereits im Zustand der letzten Ruhe gezeigt werden soll, muss dann am endgültigen Aufstellort die nötige „Ent-Spannung“ der viel zu straffen Seile vorgenommen werden. Ich stelle mir eher vor, dass die eine oder andere Trosse verrottet, geborsten und schlaff herabhängend sein soll, so dass der ehemals so kraftvolle Löffel nunmehr verendet am Boden ruht. Vielleicht sollte man den Gummifaden durch rostfarbenen Zwirn ersetzen.
Jetzt fehlt mir nur noch ein Steinbruch als adäquate Foto-Kulisse. Das Samttuch als Untergrund ist wohl eher unpassend. Ich spielte einen Moment mit dem Gedanken, ein Diorama zu bauen, aber abends um 10 noch Styrodur schneiden, gipsen, besanden und beflocken? Dann lieber improvisieren. Ein wenig geknülltes Putzpapier tut es auch.
Gruß Hier noch die Liste der benötigten Werkzeuge/Materialien:
____________
Die Technik habe ich auch in der Modellbau-Wiki und dem Titel Rosten von Plastikmodellen mit Bildern (volle Auflösung) eingestellt
Gruß
Den Gummifaden, der die Stahlseile darstellt, habe ich hier wieder eingefädelt. Da der Bagger aber bereits im Zustand der letzten Ruhe gezeigt werden soll, muss dann am endgültigen Aufstellort die nötige „Ent-Spannung“ der viel zu straffen Seile vorgenommen werden. Ich stelle mir eher vor, dass die eine oder andere Trosse verrottet, geborsten und schlaff herabhängend sein soll, so dass der ehemals so kraftvolle Löffel nunmehr verendet am Boden ruht. Vielleicht sollte man den Gummifaden durch rostfarbenen Zwirn ersetzen.
Jetzt fehlt mir nur noch ein Steinbruch als adäquate Foto-Kulisse. Das Samttuch als Untergrund ist wohl eher unpassend. Ich spielte einen Moment mit dem Gedanken, ein Diorama zu bauen, aber abends um 10 noch Styrodur schneiden, gipsen, besanden und beflocken? Dann lieber improvisieren. Ein wenig geknülltes Putzpapier tut es auch.
Gruß Hier noch die Liste der benötigten Werkzeuge/Materialien:
- Skalpell
hauchdünnes Alublech (z. B. von Disketten-Verschluss)
feine Spitzzange
Schlüsselfeilen
feines Schmirgelleinen
Glashaar-Pinsel (Radierstift)
spitze Pinzette
Mini-Bohrmaschine mit Micro-Fräser
Polystyrolkleber (z. B. Faller Expert) oder
Ethylacetat
Stecknadel
NaCl (etwa 1 - 2g )
kurzer Haarpinsel
Acryl-Farben: Rost, Braun, Grün (matt)
„heißes Eisen“ (z. B. ein kleiner Schraubendreher + Feuerzeug *)
Airbrush
Airbrushfarben: Weiß, Blau, Sepia
Abtupflappen oder -papier
ein Kännchen Frischwasser zum Spülen
großer Mülleimer, oben offen
feiner Pinsel
Lack- oder Ölfarbe, schwarz
Hartkleber
Wäscheklammer
____________
Die Technik habe ich auch in der Modellbau-Wiki und dem Titel Rosten von Plastikmodellen mit Bildern (volle Auflösung) eingestellt
Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Hallo Micha,
sehr schön und unterhaltsam geschrieben - das Ergebnis ist Klasse
Eine Frage hätte ich aber: wie lange hast Du dafür gebraucht? Und ich meine nicht die drei Beiträge ...
sehr schön und unterhaltsam geschrieben - das Ergebnis ist Klasse
Eine Frage hätte ich aber: wie lange hast Du dafür gebraucht? Und ich meine nicht die drei Beiträge ...
Gruß Michael
War bislang bei jedem MFM ...
(ORGA 10. bis 21.MFM)
War bislang bei jedem MFM ...
(ORGA 10. bis 21.MFM)
- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Hallo, Michael,
alles in allem habe ich an drei Abenden daran gesessen. (Erstes Foto am 20., letztes am 22. Nov.)
Da man aber immer wieder den Tisch freiräumt, alles fotogen plaziert, Bilder macht, auf den PC überspielt, kontrolliert, löscht, neue Bilder macht...(kann beliebig wiederholt werden) und auch noch Notizen und Entwürfe für einen solchen Thread in die Tasten hackt, zieht es sich.
Insgesamt würde ich schätzen, dass alles in drei bis vier Stunden zu erledigen sein sollte:
Ich danke jedenfalls für Dein Lob.
Gruß
alles in allem habe ich an drei Abenden daran gesessen. (Erstes Foto am 20., letztes am 22. Nov.)
Da man aber immer wieder den Tisch freiräumt, alles fotogen plaziert, Bilder macht, auf den PC überspielt, kontrolliert, löscht, neue Bilder macht...(kann beliebig wiederholt werden) und auch noch Notizen und Entwürfe für einen solchen Thread in die Tasten hackt, zieht es sich.
Insgesamt würde ich schätzen, dass alles in drei bis vier Stunden zu erledigen sein sollte:
- Zerlegen
mechanisch bearbeiten, mattieren
erster Farbauftrag
- TROCKNEN -
pökeln
- TROCKNEN -
zweiter Farbauftrag
abspülen
Zusammensetzen, nachtupfen
Ich danke jedenfalls für Dein Lob.
Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
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- writeln
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Moin Micha,
danke für den tollen und ausführlichen Schritt-für-Schritt Bericht.
Die Idee mit dem Salz finde ich echt pfiffg.
Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen.
danke für den tollen und ausführlichen Schritt-für-Schritt Bericht.
Die Idee mit dem Salz finde ich echt pfiffg.
Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen.
.
ع......Sascha
█D.. [ Trainspotting in Patagonien ]
.......[ 4 Miniatur U-Boote im Wunderlandmeer ]
ع......Sascha
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- Datterich
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Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Da hätte ich spontan einen Vorschlag: Sofern Du noch mehr derartige liebgewonnene Tätigkeiten hast bzw. haben wirst, die hier zum Thema passen, lass Dich bloß nicht irgendwie davon abhalten und lass kommen ...HahNullMuehr hat geschrieben:Aber wenn man zwei liebgewonnene Tätigkeiten zur gleichen Zeit ausführen will ...
Freundliche Grüße nach Rösrath
Datterich
Hier trifft man manchmal Leute, die gar keinen Zug vertragen ...
- Mr. E-Light
- Forumane
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Sehr schön gemacht, Micha!
Hättest Du aber den Menk von Kibri genommen, hättest Du Dir das Türensägen sparen können, der Bausatz hat schon Schiebetüren.
Die Salz-Methode kannte ich bis vor kurzem auch noch nicht, hab sie unlängst in einem Modellbauforum entdeckt, obwohl viele das schon lange so machen. Ich muss mal schauen, ob ich in meiner Apotheke an NaCl komme...
Was übrigens auch wunderbar klappt (als Ergänzung; kommt bei größeren Modellen noch besser), ist die alte "Butter-Methode". Das ergibt abstehende Farbränder, so richtig schön wie abplatzender Lack.
Rostlöcher würde ich aber nicht so machen wie hier, da die Lochränder einfach zu glatt sind. Mit einer kleinen Diamantkugel gearbeitet fransen die Ränder dann auch noch schön aus.
Hättest Du aber den Menk von Kibri genommen, hättest Du Dir das Türensägen sparen können, der Bausatz hat schon Schiebetüren.
Die Salz-Methode kannte ich bis vor kurzem auch noch nicht, hab sie unlängst in einem Modellbauforum entdeckt, obwohl viele das schon lange so machen. Ich muss mal schauen, ob ich in meiner Apotheke an NaCl komme...
Was übrigens auch wunderbar klappt (als Ergänzung; kommt bei größeren Modellen noch besser), ist die alte "Butter-Methode". Das ergibt abstehende Farbränder, so richtig schön wie abplatzender Lack.
Rostlöcher würde ich aber nicht so machen wie hier, da die Lochränder einfach zu glatt sind. Mit einer kleinen Diamantkugel gearbeitet fransen die Ränder dann auch noch schön aus.
Gruß
Ralf
Ralf
- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Moin Leute,
Danke für die Blumen! **verbeugelinks-verbeugerechts**
Ich bemühe mich, den Erwartungen von Datterich gerecht zu werden.
@ Mr. E-Light: Guter Tipp, das mit dem Kibri-Bagger. Ich werde meinen Auftraggeber (Stammtischbruder) fragen, ob ich seinen Wiking wegschmeißen und mit Kibri nochmal von vorn anfangen soll. Das steckte hinter dem Eröffnungssatz: "[...] die Gerätschaften anderer Leute [...]". Der Kollege vom Stammtisch FE 53721 (Siegburg) hatte nun mal genau dieses Modell zur Hand und übergab es mir zwecks General-Vergammlung.
Bei dieser Arbeit hatten für mich gleich drei neue Techniken Premiere:
Was ist die alte "Butter-Methode"? Wird da Butter als Anti-Haftgrund aufgetragen?
Das bringt mich auf eine Idee...
Gruß
Danke für die Blumen! **verbeugelinks-verbeugerechts**
Ich bemühe mich, den Erwartungen von Datterich gerecht zu werden.
@ Mr. E-Light: Guter Tipp, das mit dem Kibri-Bagger. Ich werde meinen Auftraggeber (Stammtischbruder) fragen, ob ich seinen Wiking wegschmeißen und mit Kibri nochmal von vorn anfangen soll. Das steckte hinter dem Eröffnungssatz: "[...] die Gerätschaften anderer Leute [...]". Der Kollege vom Stammtisch FE 53721 (Siegburg) hatte nun mal genau dieses Modell zur Hand und übergab es mir zwecks General-Vergammlung.
Bei dieser Arbeit hatten für mich gleich drei neue Techniken Premiere:
- - Rostfraß mit Kleber / Ethylacetat imitieren
- Beulen mit dem "heißen Eisen" machen
- Salz-Schablone
Was ist die alte "Butter-Methode"? Wird da Butter als Anti-Haftgrund aufgetragen?
Das bringt mich auf eine Idee...
Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
Meine Bastelstunde gibt es auch auf YouTube.
Ich mach es lieber am Anfang exakt - und schluder später ein bisschen. Wenn ich schlampig anfange, krieg ich es am Ende nicht wieder genau.
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- Mr. E-Light
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Hi Micha,
upps, da hatte ich wohl was überlesen, dickes sorry.
Die Aufgabe mit dem Fertigmodell hast Du jedenfalls super gemeistert (man kann sich die "Auftragsmodelle" halt selten selber aussuchen ).
Stimmt, die Butter (kann natürlich auch Magerine oder sonstiges nicht so flüssiges Öl bzw. Fett sein, logischerweise auch die Gummi-Flüssigmaske) dient als Antihaftgrund. Der später sichtbare Untergund wird genau so wie beim Salz farblich vorbereitet, dann die Butter druff, danach der "normale Endlack" drüber (geht sogar mit dem Pinsel wenn man vorsichtig ist). Wenn der Lack trocken ist, wird der an den vorbereiteten Stellen mit Klebeband runter gerupft, es entstehen die "Lackabplatzer" mit abstehenden, ausgefransten Rändern. In Kombination mit der Salzmethode und rau gefrästen Stellen (-> langsam laufende, nicht zu feine Diamantfräser!) lässt sich da schön was schrotten...
Dann bin ich mal mächtig auf Deine neue Idee gespannt. Wie ich Dich mittlerweile kenne und einschätze, wird das wieder was richtig tolles!
upps, da hatte ich wohl was überlesen, dickes sorry.
Die Aufgabe mit dem Fertigmodell hast Du jedenfalls super gemeistert (man kann sich die "Auftragsmodelle" halt selten selber aussuchen ).
Stimmt, die Butter (kann natürlich auch Magerine oder sonstiges nicht so flüssiges Öl bzw. Fett sein, logischerweise auch die Gummi-Flüssigmaske) dient als Antihaftgrund. Der später sichtbare Untergund wird genau so wie beim Salz farblich vorbereitet, dann die Butter druff, danach der "normale Endlack" drüber (geht sogar mit dem Pinsel wenn man vorsichtig ist). Wenn der Lack trocken ist, wird der an den vorbereiteten Stellen mit Klebeband runter gerupft, es entstehen die "Lackabplatzer" mit abstehenden, ausgefransten Rändern. In Kombination mit der Salzmethode und rau gefrästen Stellen (-> langsam laufende, nicht zu feine Diamantfräser!) lässt sich da schön was schrotten...
Dann bin ich mal mächtig auf Deine neue Idee gespannt. Wie ich Dich mittlerweile kenne und einschätze, wird das wieder was richtig tolles!
Gruß
Ralf
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- writeln
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Wenn ich jetzt frage, ob evtl. Salzbutter die optimale "Lösung" ist, oute ich mich vermutlich als völlig ahnungsloser Laie, oder?
.
ع......Sascha
█D.. [ Trainspotting in Patagonien ]
.......[ 4 Miniatur U-Boote im Wunderlandmeer ]
ع......Sascha
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- Mr. E-Light
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Na ja, wäre zumindest einen Versuch wert...
Gruß
Ralf
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- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
... und dabei kommt er aus Hamburg, der Stadt, mit einigen der anerkannt besten Modellbauern der Welt! Dem sollte man glatt die Bürgerrechte entziehen.
Moin Ralf,
ich bin schon wieder fleißig dran, diesmal mit Zeitnahme. Bisher 1h10' reine Werkzeit. (Doku wird nicht mitgezählt)
Der Fräser wird eingesetzt, aber anders. Du wirst sehen.
Gruß
Moin Ralf,
ich bin schon wieder fleißig dran, diesmal mit Zeitnahme. Bisher 1h10' reine Werkzeit. (Doku wird nicht mitgezählt)
Der Fräser wird eingesetzt, aber anders. Du wirst sehen.
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Micha W. Muehr, Rösrath
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- Mr. E-Light
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
(Garstig bist Du ja gar nicht, Micha, oder? ^^ )
Salü Micha,
tja, so ist das eben, "gut Ding will Eile haben!" (oder so ähnlich ).
Du machst mich wirklich neugierig, ich bin jetzt erst recht so richtig gespannt.
Aber übereile das nicht, Qualität geht vor Zeitbedarf...
Salü Micha,
tja, so ist das eben, "gut Ding will Eile haben!" (oder so ähnlich ).
Du machst mich wirklich neugierig, ich bin jetzt erst recht so richtig gespannt.
Aber übereile das nicht, Qualität geht vor Zeitbedarf...
Gruß
Ralf
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- writeln
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
In einer Stadt, mit einigen besten Modellbauern muss es ja auch ein paar reine Modellbahnangucker geben...*grins*
- Mr. E-Light
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Passt schon, Sascha! *lol*
- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
So Leutle,
es ist vollbracht.
Vorweg: das mit der Buttermethode hat jetzt nicht geklappt, das muss ich noch mal gesondert angehen.
Und die ausführliche Beschreibung zeige ich dann ein ander mal (ist schon spät).
Aber Anfang und Ende: In meinem Fuhrpark gab es eine Doublette. Diese beiden dunkelblauen Opel Kapitän vom Baujahr 1951 (Wiking). Nach ausgiebiger Behandlung mit Fräser, Glasfaserstift, Lötkolben, Polystyrolkleber + Nadeln, Rostfarbe, Pökelsalz und Airbrush nebst Pinsel sah einer von beiden dann so aus: Und als Betthupferl noch ein Detailbild: Aus den aufgeplatzten Sitzen quillt schon die Füllung. Netto-Bearbeitungszeit ~ 3:00h.
Gruß
es ist vollbracht.
Vorweg: das mit der Buttermethode hat jetzt nicht geklappt, das muss ich noch mal gesondert angehen.
Und die ausführliche Beschreibung zeige ich dann ein ander mal (ist schon spät).
Aber Anfang und Ende: In meinem Fuhrpark gab es eine Doublette. Diese beiden dunkelblauen Opel Kapitän vom Baujahr 1951 (Wiking). Nach ausgiebiger Behandlung mit Fräser, Glasfaserstift, Lötkolben, Polystyrolkleber + Nadeln, Rostfarbe, Pökelsalz und Airbrush nebst Pinsel sah einer von beiden dann so aus: Und als Betthupferl noch ein Detailbild: Aus den aufgeplatzten Sitzen quillt schon die Füllung. Netto-Bearbeitungszeit ~ 3:00h.
Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
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- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
Willkommen zur zweiten Folge meines kleinen Workshops:
Fahrzeuge ver(sch)rotten – aber richtig!
In meinem Fuhrpark findet sich dummerweise eine Doublette:
Der Wiking „Opel Kapitän“ aus dem Baujahr 1951. Dumm jedenfalls für einen von beiden. Denn dieser wird aus dem Verkehr gezogen, weil ihn irgendein wenig umweltbewusster Mensch nach einem Unfall einfach in der Landschaft abgestellt hat, um ihn dort verrotten zu lassen. So stelle ich mir jedenfalls die Zukunft des einen Kapitäns vor. Die Techniken, die beim Bagger „MENCK“ Anwendung fanden, sollen hier noch verfeinert werden.
Erst die Routine: Zerlegen. Jetzt zeigt sich, dass der Unterboden mit zwei Zapfen an der Karosserie verklebt ist, allerdings erst, wenn die Zapfen brechen. OK, da wären wir mit dem Messer eh nicht rangekommen.
Die Teileliste ist kurz:
Karosserie; Bodengruppe komplett mit Stoßstangen und Achsen; Inneneinrichtung (ein Stück) und Glaseinsatz. Erster Arbeitsgang: Die Stellen, die Rostfraß erleiden sollen, ausdünnen. Ein winziger Fräser (nicht diamantiert, aber doch aus dem Bestand eines Dentisten) passt in meine Proxxon MicroMot. Damit werden bei mäßiger Drehzahl die Ränder der Kotflügel, die Unterkanten der Türen und ein Bereich am Kofferraumdeckel gedünnt. Zwischendurch immer mal wieder vor eine starke Lampe halten. Wenn Licht durchscheint, ist es genau richtig. Das Material spielt mir einen Streich: Der Kofferraumdeckel ist viel dünner als die Türen seitlich. Hupps, schon durch! Ein sauberes, kreisrundes Bohrloch. OK, das bearbeiten wir später.
Ein Scheinwerfer, bzw. der silberne Lack in der Höhle wird auch gleich mit rausgedremelt. Wir werden noch sehen, warum. Die Sitze werden braun gestrichen, Fußboden und Lenkrad schwarz. Und an ausgesuchten Stellen der Sitzgarnitur bohren wir ein paar Kuhlen. Im Eifer des Gefechtes haben wir leider den Mittelsteg der Windschutzscheibe(n) zerdrückt. Bah, was solls. Muss der nicht sowieso in Chrom sein?
Aber die Scheibe soll auch was abkriegen: Mit dem Skalpell auf der Fahrerseite einen Stern einkratzen. Und dann ringsum Linien, fast wie ein Spinnennetz. Das war noch vor der Krümel-Glas-Ära.
Jetzt alle Lackpartien aufrauen (Glasfaser-Radierer, feines Schmirgelleinen), Stoßstangen nicht vergessen! Jetzt kommt die Nummer mit dem Anlösen des Plastiks. Polystyrol-Kleber in die gefrästen Nuten geben und wirken lassen. Eine dünne Stecknadel, mit der Spitzzange gepackt, sticht nach kurzer Zeit durchs „Blech“. Setzt man die Stiche dicht an dicht, kann ein ganzer Kotflügelrand (fast) abbrechen. Vorsichtig dabei, denn das muss. Das sieht gut aus. Damit die Löcher in den Türen nicht zu gleichförmig geraten, auch mal mit einer dickeren (Pinnwand-)Nadel nachbohren. Oder mit dem Skalpell die Löcher etwas ausleiern. Damit wird auch das Loch im Kofferraum schön unrund geschnitzt. Nach der Perforation der einen Seite lassen wir den Kleber ablüften, um nicht versehentlich noch etwas zu zerdrücken. Denn das „Blech“ ist stellenweise nur noch papierdünn. Kurzer Szenenwechsel: Der Lötkolben wird angeheizt, bei dem stattgehabten Unfall hat es vornehmlich die Fahrerseite erwischt. Mit der heißen Lötspitze (breit) wird der vordere Kotflügel samt Lampengehäuse eingedrückt. Die Fahrertür bekommt eine tiefe Beule. Der hintere Kotflügel hat auch was abgekriegt. Und eine Delle noch in den Kofferraumdeckel.
Ach ja, wo wir schon dabei sind, löten wir direkt noch das linke Vorderrad. Da biste platt!?
Vorsicht bei dieser Technik, mit etwas Zuviel an Temperatur und Zuwenig an Gefühl ist der Kolben sofort durch das Blech. (Vielleicht nehme ich dann nächstes Mal nicht den 80-W-Prügel von Opa.)
Die entstanden Schmelz-Wülste werden noch mit Feile, Messer, Schmirgel versäubert. Dann kann die zweite Seite auch den Rostfraß bekommen. Während hier nun auch der Kleber auslüftet, wenden wir uns nochmals dem Interieur zu. (Das Bild ist leider total fehlfarbig, meine Arbeitsplatzbeleuchtung und meine Handy-Kamera mögen sich irgendwie nicht.) Ein paar winzige Schaumflocken von Modellbäumen, aber wirklich nur die winzigsten Stücke, werden in die vorgebohrten Kuhlen in den Sitzen geklebt. Noch ein Tupfer grau dran und schon quillt die Polsterfüllung aus den zerschlissenen Sitzen. An der wiedererhärteten Karosserie kommt nun letztmalig der Fräser zum Einsatz. Die Kanten der vorderen Kotflügel werden etwas unregelmäßig gezackt, als ob dort der Rost schon abgefallen ist.
***Fortsetzung folgt***
Fahrzeuge ver(sch)rotten – aber richtig!
In meinem Fuhrpark findet sich dummerweise eine Doublette:
Der Wiking „Opel Kapitän“ aus dem Baujahr 1951. Dumm jedenfalls für einen von beiden. Denn dieser wird aus dem Verkehr gezogen, weil ihn irgendein wenig umweltbewusster Mensch nach einem Unfall einfach in der Landschaft abgestellt hat, um ihn dort verrotten zu lassen. So stelle ich mir jedenfalls die Zukunft des einen Kapitäns vor. Die Techniken, die beim Bagger „MENCK“ Anwendung fanden, sollen hier noch verfeinert werden.
Erst die Routine: Zerlegen. Jetzt zeigt sich, dass der Unterboden mit zwei Zapfen an der Karosserie verklebt ist, allerdings erst, wenn die Zapfen brechen. OK, da wären wir mit dem Messer eh nicht rangekommen.
Die Teileliste ist kurz:
Karosserie; Bodengruppe komplett mit Stoßstangen und Achsen; Inneneinrichtung (ein Stück) und Glaseinsatz. Erster Arbeitsgang: Die Stellen, die Rostfraß erleiden sollen, ausdünnen. Ein winziger Fräser (nicht diamantiert, aber doch aus dem Bestand eines Dentisten) passt in meine Proxxon MicroMot. Damit werden bei mäßiger Drehzahl die Ränder der Kotflügel, die Unterkanten der Türen und ein Bereich am Kofferraumdeckel gedünnt. Zwischendurch immer mal wieder vor eine starke Lampe halten. Wenn Licht durchscheint, ist es genau richtig. Das Material spielt mir einen Streich: Der Kofferraumdeckel ist viel dünner als die Türen seitlich. Hupps, schon durch! Ein sauberes, kreisrundes Bohrloch. OK, das bearbeiten wir später.
Ein Scheinwerfer, bzw. der silberne Lack in der Höhle wird auch gleich mit rausgedremelt. Wir werden noch sehen, warum. Die Sitze werden braun gestrichen, Fußboden und Lenkrad schwarz. Und an ausgesuchten Stellen der Sitzgarnitur bohren wir ein paar Kuhlen. Im Eifer des Gefechtes haben wir leider den Mittelsteg der Windschutzscheibe(n) zerdrückt. Bah, was solls. Muss der nicht sowieso in Chrom sein?
Aber die Scheibe soll auch was abkriegen: Mit dem Skalpell auf der Fahrerseite einen Stern einkratzen. Und dann ringsum Linien, fast wie ein Spinnennetz. Das war noch vor der Krümel-Glas-Ära.
Jetzt alle Lackpartien aufrauen (Glasfaser-Radierer, feines Schmirgelleinen), Stoßstangen nicht vergessen! Jetzt kommt die Nummer mit dem Anlösen des Plastiks. Polystyrol-Kleber in die gefrästen Nuten geben und wirken lassen. Eine dünne Stecknadel, mit der Spitzzange gepackt, sticht nach kurzer Zeit durchs „Blech“. Setzt man die Stiche dicht an dicht, kann ein ganzer Kotflügelrand (fast) abbrechen. Vorsichtig dabei, denn das muss. Das sieht gut aus. Damit die Löcher in den Türen nicht zu gleichförmig geraten, auch mal mit einer dickeren (Pinnwand-)Nadel nachbohren. Oder mit dem Skalpell die Löcher etwas ausleiern. Damit wird auch das Loch im Kofferraum schön unrund geschnitzt. Nach der Perforation der einen Seite lassen wir den Kleber ablüften, um nicht versehentlich noch etwas zu zerdrücken. Denn das „Blech“ ist stellenweise nur noch papierdünn. Kurzer Szenenwechsel: Der Lötkolben wird angeheizt, bei dem stattgehabten Unfall hat es vornehmlich die Fahrerseite erwischt. Mit der heißen Lötspitze (breit) wird der vordere Kotflügel samt Lampengehäuse eingedrückt. Die Fahrertür bekommt eine tiefe Beule. Der hintere Kotflügel hat auch was abgekriegt. Und eine Delle noch in den Kofferraumdeckel.
Ach ja, wo wir schon dabei sind, löten wir direkt noch das linke Vorderrad. Da biste platt!?
Vorsicht bei dieser Technik, mit etwas Zuviel an Temperatur und Zuwenig an Gefühl ist der Kolben sofort durch das Blech. (Vielleicht nehme ich dann nächstes Mal nicht den 80-W-Prügel von Opa.)
Die entstanden Schmelz-Wülste werden noch mit Feile, Messer, Schmirgel versäubert. Dann kann die zweite Seite auch den Rostfraß bekommen. Während hier nun auch der Kleber auslüftet, wenden wir uns nochmals dem Interieur zu. (Das Bild ist leider total fehlfarbig, meine Arbeitsplatzbeleuchtung und meine Handy-Kamera mögen sich irgendwie nicht.) Ein paar winzige Schaumflocken von Modellbäumen, aber wirklich nur die winzigsten Stücke, werden in die vorgebohrten Kuhlen in den Sitzen geklebt. Noch ein Tupfer grau dran und schon quillt die Polsterfüllung aus den zerschlissenen Sitzen. An der wiedererhärteten Karosserie kommt nun letztmalig der Fräser zum Einsatz. Die Kanten der vorderen Kotflügel werden etwas unregelmäßig gezackt, als ob dort der Rost schon abgefallen ist.
***Fortsetzung folgt***
Micha W. Muehr, Rösrath
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- HahNullMuehr
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
+++Fortsetzung+++
Jetzt der Grundanstrich. Faustregel: Je tiefer desto dunkel. Also, die zerfressenen Stellen mit mehr schwarz, die Flächen auf Haube und Dach dürfen etwas heller sein. Stoßstangen nicht vergessen!
Jetzt wird gesalzen. Mit dem Finger hier und da etwas Wasser aufstreichen und SPARSAM! Einsalzen. Nur an den völlig durchgerosteten Rändern darf es etwas (!) mehr sein. Auf Dach und Haube nur einzelne Körnchen aufbringen. Und? Richtig: Stoßstangen nicht vergessen! Es zeigt sich übrigens, dass alleine durch das Handhaben des Modells bei der Arbeit etliche Körnchen schon wieder abfallen. Wer es also ganz genau machen will, muss nachsalzen oder direkt etwas mehr aufbringen. Das lehrt uns dann die Erfahrung.
Zweiter Farbauftrag: Wir mischen uns für die Karosserie ein bleiches Blau, das mit der Airbrush aufgetragen wird. Aber vorher werden die Stoßstangen mit Silberlack gestrichen. Bei der Gelegenheit malen wir auch gleich einen neuen Steg auf die Vordere Scheibe. Vorsicht beim Pinseln, da fallen wieder etliche Salzkörner ab. Alles gut trockenen lassen. Spülgang: Mit klarem Wasser aus der Airbrush und erhöhtem Druck das Salz abspülen. Bei der Lackfarbe an den Chromteilen geht es nicht so gut, Offenbar kann der Lack die Salzkörner einkapsleln und macht sie so unempfindlich gegen Wasser. Aber Nadel und Skalpell können die Burschen dann doch nicht widerstehen. Nachdem wir alle Teile mit der Airbrush dann trocken gepustet haben, kann das Wrack wieder zusammen gesetzt werden. (Stoßstangen nicht vergessen!)
Letzte Verfeinerung. Mit Nadelscharfem Pinsel und dem o. a. Silberlack ergänzen wir noch ein paar Chromteile: Türgriffe, Kühlerfigur, Kühlergrill und den zulackierten rechten Scheinwerfer. Ein bisschen Grünalgen schaden auch nicht. Diessmal probieren wir Revelles Nr. 65 (Bronzegrün). Das geht so eine Stich ins olivfarbene, Die Flecke etwas verwischen, so an den Rändern immer dünner werdend. Den Pinsel wischen wir dann zum Schluss an der Heckscheibe aus.
***Fortsetzung folgt***
Jetzt der Grundanstrich. Faustregel: Je tiefer desto dunkel. Also, die zerfressenen Stellen mit mehr schwarz, die Flächen auf Haube und Dach dürfen etwas heller sein. Stoßstangen nicht vergessen!
Jetzt wird gesalzen. Mit dem Finger hier und da etwas Wasser aufstreichen und SPARSAM! Einsalzen. Nur an den völlig durchgerosteten Rändern darf es etwas (!) mehr sein. Auf Dach und Haube nur einzelne Körnchen aufbringen. Und? Richtig: Stoßstangen nicht vergessen! Es zeigt sich übrigens, dass alleine durch das Handhaben des Modells bei der Arbeit etliche Körnchen schon wieder abfallen. Wer es also ganz genau machen will, muss nachsalzen oder direkt etwas mehr aufbringen. Das lehrt uns dann die Erfahrung.
Zweiter Farbauftrag: Wir mischen uns für die Karosserie ein bleiches Blau, das mit der Airbrush aufgetragen wird. Aber vorher werden die Stoßstangen mit Silberlack gestrichen. Bei der Gelegenheit malen wir auch gleich einen neuen Steg auf die Vordere Scheibe. Vorsicht beim Pinseln, da fallen wieder etliche Salzkörner ab. Alles gut trockenen lassen. Spülgang: Mit klarem Wasser aus der Airbrush und erhöhtem Druck das Salz abspülen. Bei der Lackfarbe an den Chromteilen geht es nicht so gut, Offenbar kann der Lack die Salzkörner einkapsleln und macht sie so unempfindlich gegen Wasser. Aber Nadel und Skalpell können die Burschen dann doch nicht widerstehen. Nachdem wir alle Teile mit der Airbrush dann trocken gepustet haben, kann das Wrack wieder zusammen gesetzt werden. (Stoßstangen nicht vergessen!)
Letzte Verfeinerung. Mit Nadelscharfem Pinsel und dem o. a. Silberlack ergänzen wir noch ein paar Chromteile: Türgriffe, Kühlerfigur, Kühlergrill und den zulackierten rechten Scheinwerfer. Ein bisschen Grünalgen schaden auch nicht. Diessmal probieren wir Revelles Nr. 65 (Bronzegrün). Das geht so eine Stich ins olivfarbene, Die Flecke etwas verwischen, so an den Rändern immer dünner werdend. Den Pinsel wischen wir dann zum Schluss an der Heckscheibe aus.
***Fortsetzung folgt***
Micha W. Muehr, Rösrath
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Re: Modelle altern und rosten - eine chemische Methode
+++Fortsetzung+++
Jetzt müssen wir nur immer dran denken, dass beim Fototermin der Plattfuß auch wirklich unten ist.
Es muss ja nicht immer ein teures Wiking-Modell sein, das man dieser Behandlung unterzieht. Es gibt unheimlich viele Dinge, die in ihrem Leben Rost ansetzen und damit auch im Modell um so realistischer wirken, als da wären:
Gruß
Jetzt müssen wir nur immer dran denken, dass beim Fototermin der Plattfuß auch wirklich unten ist.
Es muss ja nicht immer ein teures Wiking-Modell sein, das man dieser Behandlung unterzieht. Es gibt unheimlich viele Dinge, die in ihrem Leben Rost ansetzen und damit auch im Modell um so realistischer wirken, als da wären:
- - Trägerwerke von Brücken und Kranen
- Absetzmulden (Schrottcontainer)
- alte Ölfässer
- allerlei Eisenteile an Fabriken und Industrieanlagen
- Geländer
- Leitplanken
- Rohrleitungen
- Schrottloks im BW
- Zäune und Tore
- Blechtüren an Gebäuden
- …
Gruß
Micha W. Muehr, Rösrath
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