Liebe Skandinavier-Versteher,
ich bin fest überzeugt, dass die Polarkreistaufe eine alte Tradition für Menschen aus fernen Ländern (Touristen, Autotester) ist, die dort hinkommen und bewusst diesen Breitenkreis überqueren, die Einheimischen waren sich seit ewigen Zeiten sicher nicht bewusst, dass sie da jetzt über eine solch wichtige Linie fahren - erst seit die Schilder aufgestellt wurden - und eine praktische Bedeutung hats ja auch nicht, weil ja nicht, wie so mancher sich vorstellt, nördlich des Polarkreises ein halbes Jahr durchgehend Nacht ist und ein paar Meter weiter südlich Winterwetter wie in Deutschland. Und wie Michael mit dem Auto aus Volksburg ja schon gesagt hat: auch weit nördlich des Polarkreises hat man im Winter etwas Helligkeit durch Dämmerung, und zur Tag-und-Nachtgleiche (ca. 21. März) ist die Sonne schon wieder genausolang (12 Stunden) über dem Horizont wir in Deutschland (und überall auf der Welt an dem Tag) und durch die deutlich längeren Dämmerungsphasen ist das Tageslicht schon dann länger als in D. Aber sei's drum, für eine nette Szene auf der Modellanlage ist eine Polarkreistaufe allemal gut.
RhB-Bahn hat geschrieben: aber die Menschen sind wunderbar, viele sprechen auch deutsch besonders die älteren, obwohl sie es nicht immer gerne zugeben, denke das hat auch was mit der Geschichte zutun.
Gruß Eugen
Jetzt muss ich aber noch was zum Sprachverständnis sagen:
Nicht immer sollten wir Deutsche uns denken, dass die mittlerweile gut 60-jährige Geschichte wie eine dunkle Wolke über uns hängt, die haben (fast) alle anderen schon seit langem in den Bereich des 'es war einmal' verabschiedet.
Der Grund für zögerliches Deutsch kann auch viel profaner sein. Genau wie oder mehr noch als in Deutschland kommt im Norden unwahrscheinlich viel Stoff im Fernsehen aus Amerika oder England, allerdings im Original mit Untertitel nicht synchronisiert. Die Leute hören also ständig Englisch, und das Deutsche wie alle anderen Sprachen werden dadurch 'platt gemacht'. Gibt man einem Bewohner nordischer Länder aber Bier (Öl) - geben im Sinne von ausgeben - dann ist das ein weit wertvolleres und somit 'freundschaftsstiftendes' Geschenk als sich unsereiner so vorstellt, denn Alkohol ist teuer 'dank' des staatlichen Monopolhandels und hoher Steuern (Ich vermute, dass die Skandinavier das so handhaben wie Isländer: Auf eine Party bringt jeder seinen Trunk selber mit, sonst muss der Gastgeber Konkurs anmelden). Also nach fünf Bier, die ja auch etwas die Zunge und v.a. die Schüchternheit/Zurückhaltung lösen, hat noch fast jeder Skandinavier wenigstens etwas Deutsch verstanden, die meisten lernen ja sowieso etwas in der Schule und müssen's nur aktivieren.
Das mich da jetzt keiner falsch versteht, die Leute sind stolz und mit Alkohol nicht zu kaufen, ich wollte nur die Hemmungen so mancher erklären, Deutsch zu sprechen, und wie sich diese Hemmungen bisweilen lösen.