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ssilk
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Beitrag von ssilk » Sonntag 1. April 2007, 16:51

Ich hab mir das gerade angehört und muss mir jetzt neue Lautsprecher kaufen, weil die Membranen wurden von der seichten Zeug feucht.

:)

Ehrliche persönliche Meinung: Das ist die Art von Musik, die in Fahrstühlen, Hoteltoiletten oder "Entspannungssaunen" läuft, daher hab ich da schon ein negatives Vorurteil.

[Handwerklich ist die Musik hervorragend, es ist halt immer wieder das selbe: Bass, 16tel-Schlagzeug, Streicherpads- oder sonstige Flächen, irgend eine undefinierbare Melodie und da drauf improvisiert, alles Midi, nix echt. Das ganze in cubase zusammengebaut, vielleicht noch Vogelgezwitscher oder Meer dazu und dann abgemischt - mit viel "Psychofiltern". Fertig.
Ich sag dazu "Industriemusik", egal ob man es nun "Traumreise" nennt oder " Wohlfühl-Musik für eine entspannte Schwangerschaft". So was kann man mit mit Band-in-a-Box auch selber daheim zusammenbauen. Ok, ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber es ist schon so: Wenn man 40 CDs in wenigen Jahren in immer dem gleichen Stil macht (bzw. kaum erkennbare Nuancen Unterschied), dann kann das keine besondere Leistung mehr sein und daher ist mein persönliches Urteil auch ziemlich negativ, weil dann geht's nicht mehr um die Musik, sondern nur noch um die Kohle.]

Ok, wie gesagt meine Meinung. Aber: Wo Musik angebracht ist und wo nicht, darüber lässt sich meiner Meinung nach nicht streiten.

Andreas Weise

Beitrag von Andreas Weise » Sonntag 1. April 2007, 20:29

Hallo,

ich hatte vor Jahren mal eine Kassette von Arnd Stein, weiß allerdings nicht, wo die hingekommen ist. Vielleicht taucht die noch mal irgendwo auf...

@ ssilk: Du hast Recht, dass diese Art Musik immer irgendwie dasselbe ist. Das Problem stelle ich aber auch in anderen Musikrichtungen fest - als DJ und Radiobetreiber (siehe www.musik-train.de) höre und kenne ich überdurchschnittlich viel Musik. Und ob es Techno, Trance, Hip Hop, Rock, Ambient, Hands Up, Latin oder sonst was ist, ist dieses Phänomen festzustellen.
Das liegt an zwei Gründen: Zum einen gibt es zu viel - Arnd Stein macht es hier vor: Über 40 CD's in wenigen Jahren - wer soll das alles kaufen? Das ist dasselbe wie die Marktüberflutung mit immer mehr neuen Modellen auf dem Modellbahnmarkt. Fast jeder noch so exotische und Sound - vom verfremdeten Motorgeräusch bis zur Trillerpfeife ist schon in X Musiktiteln verwendet worden. Dadurch klingt dann irgendwann selbst die beste Musik total austauschbar.
Problem Nr. 2 ist das zunehmende Verschwinden von gescheiten Melodien. Besonders auffällig ist es im House/Techno- Rap- und Rock-Bereich: Die zunehmende Rhythmusbetontheit führt dann zu einem Verlust an Melodien. Das ist ja auch der Grund für die immer extremere Schnelllebigkeit der Musik und der daraus resultierenden immer weiter sinkenden Verkaufszahlen. Bei Arnd Stein sind es nicht die Rhythmen, sondern diese Tracks bestehen fast nur aus Flächen-Sounds, eingängige Melodien fehlen praktisch komplett. Ein Beispiel, wie ich mir gute Ambient & Chill Out Musik vorstelle, ist "Conquest Of Paradise" von Vangelis. Auch bei der Latino-orientierten Entspannungsmusik - als bekanntes Beispiel sei mal die "Café Del Mar" CD-Reihe erwähnt - ist es dasselbe. Gibt es da einen einzigen Titel mit hohen Wiedererkennungswert? Die beste Entspannungsmusik am Mittelmeer ist für mich dann mehr so spanische oder südamerikanische Folklore, also so Songs wie La Chiapaneca - auch so ein Ohrwurm, der in Spanien bereits seit einigen Jahren rauf und runter läuft und erst jetzt bei uns in Deutschland bekannter wird.

Andreas Weise

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Christoph Köhler
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Beitrag von Christoph Köhler » Sonntag 1. April 2007, 21:46

Es sollte nur die Idee sein, das plätschern des Wasserfall mit Musik zu unterstützen. Mehr nicht. Das die Musik auf allen CD's in etwa gleich ist, liegt doch nur an dem Thema des "Künstlers". Von James Last bis zu Dieter Bohlen, alle haben Ihre Musik gemacht und sehr viel Geld damit verdient.

Viele Grüße aus dem bergischen Land

Christoph Köhler

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OFFTOPIC :)

Beitrag von ssilk » Sonntag 1. April 2007, 22:56

Man kann denke ich nicht darüber streiten, dass Musik - wo sie passt - eine tolle Sache ist. Ich hab was gegen Überfrachtung mit Musik. Musik ist etwas besonderes.

Oder sollte was besonderes sein. In Zeiten von iPod und USB-Sticks, und Handy-Klingeltönen, wo ist da noch die Besonderheit?

Ich kann mich noch erinnern, da konnte man die Durchsage der nächsten Busstation beim besten willen nicht erraten, selbst wenn der Fahrer sich bemüht hat, weil der Motor war einfach viel zu laut. Heute kommt das von einer hochdeutschen Stimmen vom Band, aus 30 Lautsprechern direkt über den Köpfen der Fahrgäste, die da leise Schnurren der Elektromotoren locker übertönen.
Heutzutage sitzen die Kids in der Straßenbahn neben mir und sie unterhalten sich nicht mehr miteinander, weil alle haben so ein Ding in den Ohren. Ich kann mich erinnern, dass ich - als ich noch sehr klein war - in der Straßenbahn gesungen hab. Selber gesungen wohlgemerkt! Den Leuten hat das gefallen, wenn ich "Hänschen in der Grube" gesungen hab... mir gefällt ein brüllender Ohrstöpsel der völlig unverständliche englische Texte rappt definitiv nicht.

Wenn man weiter zurückdenkt, dann war Musik etwas, was sich nur die Könige und Kaiser leisten konnten und entsprechend bezahlten sie die Künstler. Heute kann man davon nur leben, wenn man genial ist oder 25 Stunden pro Tag dafür bereit ist zu opfern oder einfach verdammtes Glück hat. Seit es menschliche Kultur gibt konnten die Musiker einfach so aus dem Stand heraus Musik machen, ohne Noten, ohne Verstärker und die Menge hat getobt. Heute muss dazu die Bühne erstmal 6 Stunden lang verkabelt werden und man zahlt mindestens 60 Euro Eintritt.

Musiker hatten es immer gut, freies Essen und Logie war meistens üblich. Aber so gut, dass ich dafür 60 Euro Eintritt zahlen muss?

Wenn ich im Sommer am Lagerfeuer sitze und sage: "Komm, wir singen was." dann sehen mich die Menschen an, als wäre ich von einem anderen Stern. Besonders die jüngeren. Erst wenn ich meine Westerngitarre raushole und tatsächlich loslege und sogar was spiele, was sie kennen, dann singen sie mit. Am Anfang erst ganz leise und dann aber immer lauter... am Ende singen die sogar ohne Gitarre.


Zurück zu Arnd Stein: Ich denke mal, "Industriemusik" ist nicht ganz das richtige Wort. Sagen wir besser "Zweckmusik". Die Musik dient einem einzigen Zweck, nämlich locker und entspannt zu werden. Die Meinung des Komponisten spielt dabei überhaupt keine Rolle, im Gegenteil: Sie stört nur. Daher ist diese Art von Musik völlig neutral und hört sich immer gleich an. Und deswegen mag ich sie nicht. :)

Weil wenn ich Musik mache, dann will ich ein Gefühl widerspiegeln. Eine Meinung. Ein Erlebnis. Oder einfach selbst Spaß haben. Aber das Gefühl ist fast das wichtigste - für mich jedenfalls.

Ich hab mal ein Beispiel aus meinem Fundus online gestellt:
http://www.ssilk.de/SONGS/NEU/TheSweep_V0_5.mp3

Das dient nicht der Entspannung, wie man gemeinhin vermuten könnte, sondern spiegelt wieder, wie man sich fühlt, wenn man bei völliger Erschöpfung (40 Stunden nicht geschlafen oder so) in ein kurzes 10-Minuten-Nickerchen fällt.

Das ist natürlich nicht jedermanns Sache. Viele werden sich von der Musik angegriffen fühlen oder sie einfach nicht verstehen, weil sie selbst noch nie sowas durchgemacht haben. Es gab schon welche, die haben gesagt, da stirbt einer. :)

Die Musik dient wie gesagt keinem echten Zweck. Weil was soll das einem bringen, wenn man sie sich anhört? Vielleicht gibt es einen kleinen Teil an Leuten die schon mal so lange nicht geschlafen haben und sagen werden: Ja, so ungefähr fühlt sich das wirklich an: Schmerzen, Entspannung, Depression, flirrende Träume. Und beim Aufwachen fühlt man sich besser. Aber nicht lange.

Sie steht daher ganz im Gegensatz zu dieser reinen Zweckmusik, die ich aus genau diesem Grund eben nicht mag. Denn wenn ein Therapeut oder was auch immer diese Musik einsetzt, um damit das gewünschte Ergebnis zu erreichen, dann macht er sich damit selbst unnötig. Ein wenig zumindest.


Noch ein Beispiel, was ich meine, diesmal in eine völlig andere Richtung, (weil du meintest er macht keine Melodie):
http://www.ssilk.de/SONGS/NEU/WildeHordeV0_7.mp3
Das eine Komposition, die wartet eigentlich auf ne Band, die das spielen will und einen gescheiten Text dazu macht, weil momentan klingt es halt arg künstlich; weil alles mit Midi und Reason (das Musikprogramm) zusammengebaut ist. Das ist eben einfach so entstanden, wenn man auf der Gitarre rumeiert und versucht das dann auf Midi zu übertragen. Ok, über Melodie kann man sich streiten, aber ich denke man kann sagen, dass der Refrain schon irgendwie eingängig ist. Das würde Arnd Stein nie im Leben so machen, weil dann müsste er sich festlegen. Das will der nicht, weil wenn er sich auf eine Melodie festlegt, dann könnte es Leute geben, die diese nicht mögen könnten, darum macht er nur "Scheinmelodien", das ist etwas was ich nun wirklich nicht mag. Aber gut, darüber kann man sich natürlich auch streiten.

[Ja, Vangelis ist ein Superbeispiel für gute Musik. Meine absolute Lieblings-CD: Mythodea.]

Ich kann sogar noch genauer sagen, was mir an Arndt Steins Musik nicht gefällt: Er macht das wie gesagt nach Schema F. Viel Bass (da nimmt er eine Standard-Orgel), Schlagzeug ebenfalls aus der Orgel, für die Flächen hat er ein extra Gerät. Und dann alle möglichen anderen Synthies für den Rest. Der hat noch nie im Leben einen eigenen Sound gemacht, behaupte ich mal. Der kauft sich die Sound-Libraries einfach zusammen und das wars.
Und das Prinzip gilt eben nicht nur für Arndt Stein, sondern für all die andere Musik: Sie ist so abgegriffen, dass man schon fettige Finger bekommt, wenn man hinschaut.

Das schlimme ist finde ich, dass das Zeug gekauft wird. Nicht weil es gut ist, sondern weil es so klingt, wie man das selbst erwartet. Und weil man den feinen Unterschied zwischen Kunst und Zweck nicht bemerkt.

Das gilt für jede Art von Musik: Techno, House, HipHop usw. Die Musik wird nicht gemacht, weil man Kunst machen will, sondern weil man Musik verkaufen will! Ich wiederhol das: Kunst hat mit der Musik, die man heutzutage zu 80% im Radio hört nichts zu tun, es geht darum die Musik zu verkaufen.
Denn die Musik, die man im Radio hört richtet sich nach den Charts und das ist nunmal die größte Lüge von allen! Die Charts richten sich nach den Verkaufszahlen. Die werden aber manipuliert. Das weiß jeder: Mit genug Geld kann man die eigenen CDs aufkaufen, treibt dadurch die Verkaufszahlen in die Höhe, das Lied kommt in den Charts nach oben, die Radios usw. spielen es und dadurch wird es verkauft.

Erst wenn Musik ehrlich gehandelt werden würde, so wie zum Beispiel auf einer Börse und man die Verbreitung nicht durch merkwürdige Einschränkungen verbietet (z. B. DRM), man also in der Lage wäre zu sagen "Hey, schau mal das hier hört sich gut an..." (ein Konzern also gegen die Mundpropaganda ankämpfen müsste), erst dann wird es wieder gescheite (also künstlerische) Musik geben.

Andreas Weise

Beitrag von Andreas Weise » Montag 2. April 2007, 12:29

Hallo,

mir ist auch klar, dass vielfach Musik nur noch als Mittel zum Zweck, Geld zu machen, produziert wird. Aber dein Wunsch hier
Erst wenn Musik ehrlich gehandelt werden würde, so wie zum Beispiel auf einer Börse und man die Verbreitung nicht durch merkwürdige Einschränkungen verbietet (z. B. DRM), man also in der Lage wäre zu sagen "Hey, schau mal das hier hört sich gut an..." (ein Konzern also gegen die Mundpropaganda ankämpfen müsste), erst dann wird es wieder gescheite (also künstlerische) Musik geben.
wird wohl Utopie bleiben. Hier kommen mehrere Probleme zusammen.

Ich bin ja durch meine Tätigkeit als DJ in einer Position, in der man meinen möchte, einen Einfluss darauf zu haben, was das Publikum zu hören bekommt. Dem ist aber nicht so: Wenn man über längere Zeit unbekannte, aber künstlerisch anspruchsvolle Platten spielt, geht das Publikum großteils von der Tanzfläche. Schiebe ich hingegen die Hermes House Band oder DJ Ötzi in den CD-Player, sind alle am Gröhlen.

Problem Nummer 2 ist einfach die völlige Überschwemmung des Marktes, man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Es gibt da auch kein besseres System, auch weil jeder einen anderen Geschmack entwickelt und sich der Markt immer mehr aufsplittet. Es ist hier unmöglich, den Geist wieder zurück in die Flasche zu bekommen. Solange der eine nur Ballermann-Hits hört und der andere ein totaler Jungle-Freak ist, funktioniert das so nicht mehr. Früher gab es nicht so viele unterschiedliche Musikrichtungen, so viele Veröffentlichungen und entsprechende Spezialisierungen. Und wenn es jedes Musikprodukt in hundertfacher Ausführung gibt, hängt einem irgendwann die beste Musik zum Hals raus. Dass es dann hin und wieder doch mal einzelne Titel wie "Dragostea Din Tei" oder "Veo Veo" gibt, die dann absolute Überhits werden und über Jahre hinweg immer wieder gespielt werden, sind eine absolute Ausnahme. Hauptproblem ist aber wie gesagt, dass es viel zu viele gibt, die von dem Kuchen was abhaben wollen. Wenn es (nur mal theoretisch) allein in Hamburg 100 Unternehmer geben würde, die auf einemal anfangen, so eine Modellbahn-Superanlage à la Miwula zu bauen, hätten wir bei Schauanlagen genau dasselbe.

Dass wir es in der Musikindustrie mit Chart-Manipulationen, Radio- und TV-Bestechung und dergleichen zu tun haben, liegt daran, dass die Plattenfirmen irgendwie selektieren MÜSSEN, um überhaupt auf nennenswerte Stückzahlen zu kommen. Schaut euch doch solche Newcomer-Portale wie My Own Music oder Besonic an. Da habt ihr diesen Filter nicht, und ihr seht ja, was bei rauskommt: Einfach noch mehr Müll, noch mehr Überchwemmung.

Die Idee von ssilk, ausschließlich auf die Meinung der Konsumenten und Mund- zu Mund-Propaganda zu setzen, wird nicht klappen. Das Ergebnis würde ein völlig zersplitterter Markt sein mit tausenden von Bands, und KEINE davon würde von sich aus irgendwie weiterkommen. Es gibt zwar hin und wieder einige Phänomene à la Schnappi oder Arctic Monkeys, aber der überregionale und internationale Erfolg kam auch da erst über die Industrie. Die großen Labels sind nämlich die einzigen, die in der Lage sind, eine Platte international richtig erfolgreich zu machen - und es ist ja nicht alles, was von den großen Plattenfirmen kommt, schlecht.

Es wurde ja mal eine Deutsch-Quote fürs Radioprogramm diskutiert. Ich fände es sinnvoller, wenn man eine Mindestquote von Indie-Labels und Selbstverlegern vorschreiben würde. Wenn ein Musikstück richtig gut ist, der Musiker aber kein Label findet, das ihn promotet, kann die Musik noch so gut sein, und es setzt sich nicht durch, weil die Marktmacht der großen Plattenfirmen so groß ist, dass da kein unbekannter Künstler gegen ankämpfen kann. Im Film "Super Size Me" wurde das Problem ja am Beispiel der Fast-Food-Industrie gezeigt. Eine Werbekampagne von einer Gesundheitsorganisation, wo ***blonde Sängerin*** *** SPAM *** fürs Tomaten- und Salat-Essen geworben hat, ging unter, weil Pepsi mit ihrer ***blonde Sängerin***-Reklame einige hundert Mal soviele Dollars für Werbung bezahlt hat. Ist aber auch logisch: Woher soll so eine Gesundheitsorganisation auch das Geld nehmen?

Edit: Da zensiert das Forum wohl automatisch ... Brittni Spiers war gemeint... ich hoffe jetzt ist es verständlich :-)

Andreas Weise

Nigel Phineas Bentley
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Beitrag von Nigel Phineas Bentley » Montag 2. April 2007, 13:42

Darf ich die beiden Musikwissenschaftler darauf hinweisen, dass ihr gewaltig offtopic seit???

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genius
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Beitrag von genius » Montag 2. April 2007, 14:25

Ich stehe der Unterhaltungsindustrie und den dahinterstehenden Vermarktungsstrategien auch kritisch gegenüber, allerdings aus Gründen der Ökonomie und Kulturtradition.

Über Musikgeschmack läßt sich streiten, über die Theorie, daß sich alles irgendwie gleich anhört meiner Meinung nach nicht. Wer Roxtette, Queen, Corrs, Rosenstolz, Brain Adams, Celine Dion oder Blackmore's Night, als ähnlich bezeichnet hat nicht zugehört finde ich. Ist alles aus den CD Regalen der großen Konzerne. Für mich hören sich die meisten klassischen Streichorchesterstücke gleich an, warum? Weil ich keine Ahnung habe und sie nicht unterscheiden kann. Dabei gibt es da anscheinend ganz wunderbare Werke mit feinen Details und unterschiedlichsten Taktarten. Ist im Prinzip auch Musik von der Stange gewesen damals, aber anderssein alleine genügt halt nicht um Menschen etwas zu vermitteln. 12 Ton Musik war ein interessantes Experiment, aber daß es nicht wirklich Massenfähig geworden ist liegt meiner Meinung nach nicht nur an der fehlenden Verbreitung: Da gibt es auch historische Wurzeln die Musik unterbewußt ansprechen muß um bei Musikern und Publikum anzukommen.

Musik kann Massen mobilisieren, wenn sie gut ist auch ohne große Werbung dahinter. Hans Söllner ist sicher kein Star der maßlos beworben wird, hat aber jede Menge Besucher auf seinen Konzerten. Macht er nur seichte Musik? Musikalisch gesehen sicher. Er ist aber auch beileibe nicht der einzige Künstler (Musiker) der Musik und Kabarettistische Einlagen kombiniert. Musik kann Botschaften transportieren, durch Text genauso wie durch Klangmuster. Beide haben ihre Berechtigung, Musikstücke die Massen begeistern sind, auch wenn das so manchem Musiker sauer aufstößt, Kulturgut und können unglaublich Euphorische Stimmung erzeugen. Ich bin auch Lagerfeuermusiker und es gibt mir eine ganz besondere innere Befriedigung wenn ich sonst musikalisch eher desintereessierte Menschen zum Mitsingen bringe. Und wie oft hab ich den Wunsch schon gehört, "spiel etwas das wir kennen, damit wir mitsingen können". Musik machen ist mehr als nur Kreatives erfinden im stillen Kämmerlein. Gebraucht werden irgendwie alle, die Kreativen abgehobenen genauso wie die Interpreten die es mit seichtem vermischt an die Massen bringen. Und dazwischen gibt's jede Abstufung. Für Mangelnden Publikumserfolg die Plattenindustrie verantwortlich machen ist mir jedenfalls zu seicht.


@Nigel

hast schon recht, aber Spaß macht's trotzdem. Und da will ich doch nicht zurückstehen :D

genius

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Beitrag von Björn » Montag 2. April 2007, 18:58

Moin,

die Diskussion gleitet wirklich ein wenig ab. Ich bin auch mal auf die von Christoph Köhlers Link gegangen. So richtig begeistert war ich auch nicht, wobei ich auf "Enstpannungsmusik" oder auch chillige Sachen stehe.
Ich würde bei der Entspannungsecke vorerst auf Musik (jeglicher Art) verzichten. Vielleicht können die Forumanen die heute vor Ort sind morgen einen kleinen Erfahrungsbericht abgeben wie es wirkt, vorausgesetzt der 2. Stock ist z.T. für die Besucher in dieser Woche schon freigegeben.

Viele Grüße

Björn, der am liebsten handwerklich gute Musik hört

(Er hört Phil Collins, damit in Verbindung Genesis, 80er, Oldies - praktisch querbeet)
10 Jahre Forumane hier im Forum (2003 - 2013) und begeisterter MiWuLa-Fan

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Christoph Köhler
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Beitrag von Christoph Köhler » Montag 2. April 2007, 20:37

Da habe ich ja eine Diskusion ausgelöst. Noch einmal. Ich höre die Entspannungsmusik auch nicht Privat, aber in vielen anderen Situationen hat diese Musik schon kranken, gestressten und unausgeglichenen Personen sehr geholfen. Auf einer medizinischen Fachmesse war der Stand von A. Stein so sehr belagert, von meist jungen Menschen, das man kaum an die CD's heran kam. Und glaubt mir bitte, ich nutze die Musik, als Masseur, nicht ohne andere von mir ausgeführte Therapien. Die Erfolge sind sehr interessant und wirken auf jeden vollkommen anders.
Vangelis ist natürlich etwas vollkommen anderes, habe ich schon oft gehört und wird sich auch bald in meinem Besitz befinden.

So Ihr Musikfreunde (ehrlich gemeint), lasst das Thema mal Ruhen. Wir unterhalten uns lieber mehr über andere Miwula Themen.

Viele Grüße aus dem bergischen Land

Christoph Köhler

fab74

Beitrag von fab74 » Dienstag 3. April 2007, 11:36

ssilk hat geschrieben:...
[Handwerklich ist die Musik hervorragend, es ist halt immer wieder das selbe: Bass, 16tel-Schlagzeug, Streicherpads- oder sonstige Flächen, irgend eine undefinierbare Melodie und da drauf improvisiert, alles Midi, nix echt. ...

das ist ja mal schwer off topic hier. es ist aber interessant wie sich eine diskussion entwickeln kann.

aber ich muss doch was los werde:

was ist bitte ein 16tel-Schlagzeug????

ich habe viele jahre selbst dieses instrument gespielt, aber sowas hab ich noch nie gehört.

ist das ein besonders kleines schlagzeug, also 1/16 eines "normalen" schlagzeuges? oder ist doch eher wie vermutet damit ein rhytmus gemeinte der sich auf 16tel aufbaut? wobei rhytmus und schlagzeug ja mal 2 grund verschiedene dinge sind ;-) also mal schluss mit meinem 16tel-posting... :-)

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Yankee-Mike
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Beitrag von Yankee-Mike » Dienstag 3. April 2007, 18:51

Ironie an
Natürlich ist damit ein Schlagzeug im Maßstab 1:16 gemeint. Was denn sonst?
Ironie aus

Mal im Ernst: schon mal ein Schlagzeug erlebt, dass die Melodie spielt? Der Rhythmus ist doch vom Beat des Drummers vorgegeben.

*** OFF-TOPIC ENDE ***
ILST 15 - BRE/PHX

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Noch mehr offtopic :)

Beitrag von ssilk » Dienstag 3. April 2007, 21:59

fab74 hat geschrieben: was ist bitte ein 16tel-Schlagzeug????
Ich meinte einen 16tel-Beat. :)
Andreas Weise hat geschrieben:Wenn man über längere Zeit unbekannte, aber künstlerisch anspruchsvolle Platten spielt, geht das Publikum großteils von der Tanzfläche. Schiebe ich hingegen die Hermes House Band oder DJ Ötzi in den CD-Player, sind alle am Gröhlen.
Na klar, du kannst ja die Sachen, die man inner Disko spielt nicht mit Musik vergleichen. :) Nein im Ernst: Je nachdem wo ich hingehe will ich entweder Abtanzen oder Zuhörn. Beispielsweise gibt es hier ne Disko, die machen einmal im Monat Elektro. Das macht jede Disko. Aber der DJ spielt da eben eine interessante Mischung aus neuen und alten und ganz alten Sachen. Das ganze in einem kleinen Unterclub in der Disko, alles recht privat, man kennt sich. Und es ist voll! Man definiert sich also (nicht ausschließlich natürlich) durch die Musik, die man hört.

So, und was folgt daraus? Der Massenmusikmarkt wird weiter schrumpfen, da sich damit nicht mehr die Gewinne erwirtschaften lassen. Dagegen wird die Individualmusik (so nenn ich das mal) zulegen, denn nichts kann Individualismus durch Masse ersetzen.

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