Stephan Hertz hat geschrieben:Hmmm, überlege gerade, ob ich mich, wenn ich in der Lüneburger Heide nach Pilzen suche und einen Nadelwald passiere, dann auch schon im Hochgebirge bin. Die Bäume dürften da "ja gar nicht sein"....
Ganz genau so ist es!
Obwohl das die weiter oben geschiderte Vegetationsdiskrepanz augenscheinlich erstmal wenig zu tangieren scheint, so gibt es doch bemerkenswerte Zusammenhänge zu entdecken, die in der Sache durchaus von Belang sind.
Aber genehmigen wir uns doch vor dem nordischen Pilzgericht ein Schlückchen südliche Sonne:
Wein wächst ja bekanntlich in klimatisch begünstigten Gegenden, wie Dir, Stephan, als ausgewiesenem Rebensaftkenner, ja durchaus bekannt sein dürfte.
Und wahrscheinlich machst auch Du es Dir lieber mit einem "
Desfayes-Crettenand Humagne blanc de Leytron" aus dem Wallis unter einem Aprikosenbaum gemütlich, als mit einem Uelzener Hochmoor-Säuerling im nassen Sand unter einer verrupften Fichte zu kauern, stimmts?
Siehste... - dem Wein gehts genauso!
Nun ist es natürlich nicht so, daß die ein oder andere Lüneburger Fichte nicht auch ganz gerne mal im Wallis wachsen würde, tut sie ja auch, aber eben nicht dort, wo es die Umweltbedingungen der Bevölkerung erlauben, deutlich wertvollere Produkte anzubauen, wie z. B. Obst!
Und dort, wo sich offensichtlich in unmittelbarer Nähe selbst
nur noch der Nadelwald spärlich etablieren kann, ist es halt relativ unwahrscheinich ganz unvermittelt in einem üppigen Weinberg zu stehen, was Du sicherlich von Deinen Ausflügen in die Höhenluft der Lüneburger Heide kennst.
Apropos Hochgebirge:
Im Grunde genommen ist Dein eingangs geäußerter Eindruck wie gesagt vollkommen korrekt, wenn man es mal aus der Perspektive des
Heida aus Visperterminen betrachtet:
Nach der bereits genannten Faustregel "1000 Meter in der Höhe entsprechen 1000 Kilometer nach Norden" müssten die beiden Naturräume klimatisch eigentlich in er gleichen Liga spielen!
Der klare Klassenunterschied diesbezüglich macht deutlich, wie groß die Begünstigung einerseits im Wallis ist und wie benachteiligt eine ganze Region sein kann, wenn man nur über Böden verfügen kann, die entweder sandig oder morastig sind.
In so fern ist deine Beobachtung völlig zutreffend:
Die Nadelbäume haben da eigentlich nichts zu suchen!
Und wenn sie nicht von einem kurzsichtigen, profitorientierten, zweibeinigen Säugetier in den letzten Jahrhunderten systematisch aus dem Norden eingeschleppt und verbreitet worden wären, dann gäbe es jetzt dort auch keinen Staatsforst, der sich alle paar Jahre vollautomatisch abernten lässt!
Und was lernen wir jetzt daraus?
Wein und Fichten sind keine guten Nachbarn!
Macht ja auch nix, denn üblicherweise trennen sie immer mind. 500 Km, bzw. 500 Höhenmeter mit teils üppigem Laubwald.
Und wenn es denn auf der Anlage am Ende vielleicht 50 cm werden, dann wäre das wahrscheinlich schon völlig ausreichend um einen schlüssigen Gesamteindruck beim Übergang der Vegetation zu erzeugen... - denke ich mal so ...
Also Stephan, es würde mich jedenfalls freuen, wenn ich etwas zur Bereicherung Deiner Hochgebirgskenntnisse beitragen konnte und wünsche viel Erfolg, wenn die nächste Seilschaft aufbricht, um die begehrten Waldgewächse an den Steilhängen des
Wilseder Berges ausfindig zu machen.
Aber Vorsicht: Nicht alle sind in dieser dünnen Luft auch bekömmlich!
Also: Petri Heil, wie wir Bergsteiger so sagen...
Flo
... oder waren das jetzt doch die Jäger...?