Moin Löpy,
loepy hat geschrieben:Stefan mit F hat geschrieben:- historische Themen (z.B. der Mauerfall) heute kaum noch aktuelle Vorbilder liefern.
Die Aussage verstehe ich nicht. Kannst Du mir da bitte auf die Sprünge helfen ?
wie viele Orte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze gibt es heute noch, an denen Du morgen mit einer Digicam ein
Bild schießen könntest, den Inhalt des Bildes exakt nachbaust und das Werk im Harz von der Mehrheit der Besucher als Überbleibsel des eisernen Vorhangs gedeutet wird?
Typische Motive, die es 1989/90 noch gab (Straßen die im Nichts endeten, Stacheldraht, Minenfelder, Wachtürme, Grenzkontrollen, unterschiedliche Architektur, Kleidung und Fahrzeuge diesseits und jenseits der Mauer usw. usw.) sind heute nicht mehr vorhanden. Die wenigen Flächen, teilweise Sperrgebiete, sind kaum von normalen Truppenübungsplätzen, stillgelegten Kasernen etc. zu unterscheiden und manche Ruinen kann nur ein Fachmann (vielleicht einer von 1000 Besuchern) von Überresten der ersten beiden Weltkriege oder sogar des späten Mittelalters unterscheiden.
Hier habe ich schöne
Vergleichsbilder gefunden.
Zu Björns Post:
Björn hat geschrieben:Stefan mit F hat geschrieben:Und warum soll es nicht politische Inhalte und Botschaften auf der großen Anlage geben?
Weil es ein schmaler Grad ist, auf dem man sich da bewegt. Die Demo "Rente mit 30" ist witzig, aber nicht wirklich real. Aber, nach deiner obigen Aussage könnte es dann auf der Anlage aber auch folgende Szenen geben:
- eine Pegida-Demonstration und Gegendemonstration
- Wohncontainer mit Flüchtlingen
- eine Wahlkampfverstantaltung einer politischen Partei auf einem Marktplatz (SPD, CDU, CSU, etc.)
- Aufmarsch der linken Szene im Hamburgabschnitt
Ja, ganz schön krasse Bespiele wenn ich deine Aussage wörtlich nehme.
Naja, Du zählst Beispiele auf. Meine Aussage war nicht, dass jede Art von politischen Botschaften auf der Anlage Platz hat. Vielmehr habe ich nur der These widersprochen, Politik hätte in keinem Fall Platz auf der Anlage. Aber ich greife deine Ideen gerne auf:
- Pegida mit Gegendemo:
Diesbezüglich bin ich mir nicht sicher. Ich bin strikt dagegen, Menschen wegen Ängsten zu verurteilen und zu verunglimpfen. Aber inzwischen ist Pegida als Ganzes (nicht jeder einzelne Mitläufer, aber der Gesamt-Tenor) für mich ein kopfloser Verein, der rechtsextremen Führern hinterherläuft. Manche aus Angst, manche aus Protest, Dummheit oder Ignoranz und manche aus tief antidemokratischer und menschenfeindlicher Gesinnung. Wer Galgen durch die Gegend tragen lässt (Mordaufruf) trägt eine Mitschuld an Attentaten wie in Köln. Soweit meine Überzeugung.
Aufgrund dieser Überzeugung würde ich es begrüßen, eine solche Szene losgelöst von Parteiideologien darzustellen. Beispiel: 5 zur Hälfte braun angemalte Preiserlein mit einem Plakat "Wir sind das Volk." und demgegenüber 50 "Gegendemonstranten" mit einem Plakat "Nein, das seid ihr nicht." Vielleicht auch das Gegendemoplakat zusätzlich als Lackierung auf einer Hauswand oder einem Auto (natürlich nicht Grafitti sondern erkennbar "erwünscht"). Auf jeden Fall ohne AFD-Plakate, ohne Antifa, ohne Politiker nachzubilden, selbstverständlich ohne Galgen, einfach nur als Szene zum Nachdenken, wie sich 10.000, 20.000 oder meinetwegen auch 100.000 Menschen einbilden können, "das Volk" zu sein.
- Wohncontainer mit Flüchtlingen:
Warum nicht? Auch hier sehe ich ganz viel Gestaltungspotenzial. Kinder aus dem Flüchtlingscontainer, die in hintereinander zu einer Schule laufen, unterwegs auf 'deutsche' Kinder Kinder stoßen und ab diesem "Schnittpunkt" Hand in Hand in Zweierreihen bis ins Klassenzimmer kommen, wo sie gemeinsam unterrichtet werden. Freddy und Gerrit in einem nahe gelegenen Lagerhaus beim Sortieren von Kleiderspenden. Ein riesiger Edeka-Truck, der Lebensmittel anliefert - vielleicht unter der Prämisse, dass Edeka das dann real in Hamburg auch tut (oder irgendein anderer Lebensmittelgroßhändler). Zig Möglichkeiten...
- eine Wahlkampfverstantaltung einer politischen Partei auf einem Marktplatz (SPD, CDU, CSU, etc.):
Davon halte ich nichts, dafür gibt es die Utopia-Dioramen. Parteipolitik halte ich auf der großen Anlage tatsächlich für fehl am Platz.
- Aufmarsch der linken Szene im Hamburgabschnitt:
Auch das fällt für mich unter einseitige Parteipolitik. Politische Inhalte sind nicht an Parteien gebunden. Wer sich politisch informiert, der wird selbst die richtige zu den persönlichen Überzeugungen passende Partei finden (so es sie gibt).
Ich respektiere den Verzicht auf politische Inhalte auf der großen Anlage, weil man sich damit auf einem schmalen Grat bewegt. Aber ich sehe Möglichkeiten, politisch Stellung zu beziehen und die neuen Realitäten darzustellen, die eine positive Wirkung haben, jenseits von Parteiprogrammen und Hetzparolen.
Björn hat geschrieben:Die Besucher vom Wunderland sollen und wollen für einige Stunden den Alltag vergessen und in eine andere Welt abtauchen und werden dann auf der Anlage eben mit diesen Themen konfrontiert, die sie zuhauf in den Nachrichten sehen und hören.
Ja genau, deshalb wurde ja die Elbphilharmonie gebaut, deshalb gab es Streik bei Bahn und Piloten auf der Anlage (sogar ein
Video dazu) und manch anderes aus den Nachrichten. Feuerwehreinsätze in Knuffingen und den USA, Wasserleiche im Harz, Schießerei in Amerika, Notlandung am Flughafen, Mafia am hinteren Anlagenrand (hinter Knuffingen) und und und.
Das MiWuLa lebt von einem realen Abbild der Wirklichkeit mit fast allen Sonnen- und Schattenseiten, einschließlich Rotlicht.