Dieses Thema brennt mir schon lange auf den Nägeln, seit dem durch den veröffentlichen Gleisplan klar war, das es einen sog. "Besuchertunnel" geben würde, bei dem die Besucher direkt in das Gebirge "eintauchen" können und es von innen erleben werden.
Ich habe sofort die Erinerung an die Bergbauausstellung im Deutschen Museum in München gehabt, wo ich als Kind einmal die Bergwerksabteilug besucht habe, wobei der Besucher dabei das Gefühl hat direkt in den Berg zu wandern. Die Wände sind rundrum wie Felsen gestaltet und durch die entsprechende Beleuchtung hat man als Besucher bereits nach kurzer Zeit das Gefühl "unter Tage" zu sein.
Ein ganz ähnliches Erlebnis ist der Besuch der "Gotthard-Tunnel-Sonderschau" im Verkehrshaus in Luzern. Dort fährt man in das Gotthard-Massiv und kann anhand ausgewählter Szenen den Bau des Gotthard (Scheitel-)-Tunnels vor über 100 Jahren nachempfinden.
Ich möchte also nun den Vorschlag machen, den Besuchertunnel auch von innen wie einen gigantischen Tunnel durch die Modell-Alpen zu gestalten!
Das wird Harry besimmt nicht gefallen, aber es wäre die Gelegenheit, die Anlage quasi nahtlos auch innen, im Besuchertunnel fortzusetzen, und somit eine Menge mehr 'Anlagenfläche' (auch wenn diese nicht beim Guinessbuch zählen würde) zu schaffen.
Um ein Gebirge auch von innen darzustellen, sollte man sich selbstververständlich zunächst einmal über die Gegebenheiten informieren, wie man es bei der Planung der überirdischen Landschaften ja auch macht, besonders dann, wenn man plant ein so kompliziertes Gebirge, wie die Zentral-Alpen nachzuempfinden.
Um sich dem Thema vorsichtig anzunähern, schlage ich einen Blick auf die Landkarte vor, um sich die Regionen näher anzuschauen, die tatsächlich auch auf der Anlage dargestellt werden sollen.
Wie man sieht werden wir von der "kleinen" Schweiz nur ganz wenige Ausschnitte zu sehen bekommen, dafür aber die Regionen, die landschaftlich, kulturell, verkehrpolitisch, eisenbahntechnisch und nicht zuletzt touristisch am spannensten sind.
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Kartengrundlage: Swiss-Travel-System Prospekt
Zur Erläuterung der einzelnen Regionen:
1 - Matterhorn und Gornergrat
2 - Brig und Oberwallis
3 - Gotthard (unterirdisch, Porta Alpina)
4 - Tessin, Val Ticino
5 - Chur und Rheintal
6 - Graubünden / Albulatal
7 - Graubünden / Engadin, St. Moritz
8 - Graubünden / Bernina
Nun, das mag erstmal wenig aussehen, so sind aber dennoch die spektaklärsten Berge der Walliser Alpen (Matterhorn), die wichtigsten Transitrouten (Gotthard, Tessin), die spekakulärsten Strecken (GR, Albulatal) und die touristisch bedeutensten Regionen (Matterhorn, Engadin) der Schweiz vorhanden. So gesehen, schon mal ein Riesenwurf, der Plan von Gerhard Dauscher.
Nun, wie verteilen sich diese Regionen auf der Anlage?
Dafür habe ich mal versucht, die Abgrenzungen grob einzuzeichnen, auch wenn die Übergänge zwar später deutlich, aber fliessend sein werden:
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In der selben Karte: Der Besuchertunnel:
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Wenn man nun beide Grafiken übereinanderlegt, sieht man, daß sich der Besuchertunnel, in einer spannenden Region befindet, wo verschiedene Landschaften (und damit auch Gesteine) aufeinandertreffen:
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Um sich über die Beschaffenheit des Untergrundes zu informieren reicht in einer derartig wichtigen Region oft schon der einfache Blick in den Schulatlas:
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Quelle: ALEXANDER Weltatlas, Klett, 1996
Gut zu erkennen ist hier, daß in der für uns wichtigen Region der Zentralalpen Grundgebirgsstöcke aus kristallienem Gestein (Granit und Gneis) bis an die Oberfläche geschoben wurden.
Einzelne Reste der Kalkdecken sind gut in Graubünden und im Engadin zu erkennen:
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Quelle: ALEXANDER Weltatlas, Klett, 1996
Die in den Karten eingezeichneten gestrichelten Linien sind zwei N - S - Schnitte durch die entsprechenden Alpenregionen, die uns schon erste Hinweise auf die Gestaltungsmöglichkeiten des Besuchertunnels liefern können:
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Quelle: ALEXANDER Weltatlas, Klett, 1996
Da ja im Wunderland die Porta Alpina im Gotthard-Massiv dargestellt werden wird, ist für uns natürlich in erster Linie der westliche Schnitt von Interesse:
Hier sieht man auch schon sehr schön, daß sich die Alpen hier aus annähernd senkrecht stehenden Schichten von kristallinenem Gestein* verschiedener Beschaffenheit zusammensetzt. (Die Wunderländer und Macko müssten das als Empfänger unserer Gesteinsteinsproben aus dem Gotthardmassiv bestätigen können)
Zum Vergleich einmal ein Schnitt durch den Gotthard entlang des neuen Basistunnels:
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Meine Idee wäre nun, diese Verschienenartigkeit des geologischen Unterbaus der Alpen in dem Besuchertunnel darzustellen, indem man auf der linken Seite (aufwärts) das Gotthard-Massiv mit der Porta-Alpina und v.a. den div. Reduit-Bauten zeigt und auf der anderen, rechten Seite des Gangs einen Kalksteinuntergrung darstellt, wie es Peter Müller ja bereits einmal vorgeschlagen hat.
Auf dieser Seite könnte man dann wunderschön verbogene Gesteinsschichten modellieren, in etwa so wie es die Natur hier beinahe im richtigen Maßstab auf Kreta getan hat:
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Kreta, Südküste, Agios Pavlos
Bei dieser seltenen Laune der Natur, bekommt man quasi die Orogenese (griech. Oros = Berg, Genese = Erschaffung) eines Kalksteingebirges èn Miniature vorgeführt, westhalb hier natürlich auch regelmäßig Geologiestudenten aus aller Welt anzutreffen sind!
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Tatsächlich kann man sich das aber bei den (Kalk-)-Alpen ganz ahnlich, sogar noch extremer vorstellen.
Hier wurden die Gesteinsschichten übereinander geschoben, streckenweise sogar überkippt, so daß jetzt heutzutage die älteren Schichten über den jüngeren liegen.
Nun habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben, daß sich die Landschaften (die es ja treffend auf der Anlage darzustellen gilt) je nach geologischem Untergrund grundsätzlich von einander unterscheiden.
Da wir ja jetzt schon die verschiedenen Landschaften und Regionen und deren Untergrund kennengelernt haben, möchte ich es nicht versäumen, diesen Unterschied auch mit eigenen Fotos zu belegen:
Hier zunächst eine Felsenlandschaft auf Granit am Gotthard-Massiv:
Die berühmte Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt:
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Auf dem extrem harten Granit können kaum Pflanzen wurzeln, durch die regelmäßigen Hochwasser sind die Granitfelsen teilweise rundlich angeschliffen.
Und zum Vergleich eine ganz ähnliche Situation im Albulatal bei Kalkgestein:
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Beide Situationen liegen übrigens auf ca. 1350 bis 1400 Metern, beide Täler entwässern nach Norden. Trotzdem ist das landschaftliche Erscheinungsbild durch den geologischen Untergrung vollkommen verschieden!
Einige Detailaufnahmen aus dem Albulatal können noch mal unterstreichen, was die enormen tektonischen Kräfte aus den extrem harten Dolomit-Kalkstein-Schichten machen:
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Kalksteinformationen verwittern immer entlang der einzelnen Schichtgrenzen, wodurch sich in den Alpen auch für den geologisch unkudigen Betrachter sehr häufig spektakuläre Gesteinsteinsschichtungen, oft auch extrem verbogen, zeigen!
Sowas sollte auf der Anlage doch auch unbedingt zu sehen sein!
Mein Vorschlag wäre nun, die Grenze zwischen diesen gut unterscheidbaren Landschaftsformen auch unterirdisch im Besuchertunnel fortzusetzen und sichtbar zu machen:
Links (aufwärts) die kristallinen Gesteine des Gotthard-Massivs mit Porta Alpina und Reduit.
Rechts (aufwärts) die verbogenen Kalksteinschichten unter dem Albulatal.
Allerdings sollten die schon wieder etwas schräg durch den Berg verlaufen, denn oben drüber wollen wir ja das Matterhorn und den Gornergrat mit dem so typischen schwarz-grünen Gneis sehen:
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Ich hoffe meine Idee ist einigermaßen deutlich geworden und ich setze auf eine rege Beteiligung an der "Schweiz-von-innen-Diskussion", denn die Alternative wäre wohl eine langweile "Anlagenkanten-Diorama-Wand", die keinerlei Bezug zu der Oberfläche hat...
Viel Spaß bei diesem geografisch / geologischen Exkurs in den zuküfigen Untergrund des Wunderlandes wünscht
Flo
*
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