entenhorn hat geschrieben:250€ für ein Fahrgeschäft, eine Feuerwehrwache oder sonstwas, damit ich bei 1000 verkauften meinen Einsatz inklusive Form wieder drin hab. Die 1000 schaffe ich bei dem Preis auch gerade so. Man hat also alles richtig gemacht. Wenn ich aber für 100€ knapp 3500 Stück verkaufe hab ich es wohl ein wenig besser gemacht. Von Produktlebenszyklus und entsprechender Preisgestaltung hat da scheinbar noch nie jemand was gehört.
Das Problem ist, dass es nahezu unmöglich sein dürfte, mehr als 1000 Stück von dieser Feuerwache abzusetzen. Historische Altstädte - und nur dazu passt dieses Modell - werden eigentlich immer auf verhältnismäßig kleiner Fläche umgesetzt. Dafür ist diese Wache viel zu groß.
Diese Kirmesmodelle hatten - vom Riesenrad abgesehen - allesamt Probleme, vernünftig ans Laufen gebracht zu werden. Insider, Musik-Express und Rainbow sind bei mir jedenfalls Standmodelle. So könnte ich mir vorstellen, dass viele Modellbahner sich vom Thema Kirmes abgewandt haben. So lassen sich die Modelle nur noch an einige Freaks verkaufen, welche über die feinmechanischen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, um diese Modelle richtig herzurichten. In den USA denkt man einfacher: Auf dem amerikanischen Markt bekommt man nicht-angietriebene Karussells für unter 30 Euro. Eine andere Alternative wäre m. E. (gewesen), solche Karussells als Fertigmodelle mit Innenleben aus Messing und starken Motoren für vielleicht 100 Euro anzubieten; genau wie Loks auch. Der amerikanische Hersteller Mr. Christmas hat schon sowas in die Richtung im Programm -
click - und das Miwula hat sich von denen auch schon einen Autoscooter auf die Anlage gestellt, die Modelle sind ja annähernd im H0-Maßstab. Wenn man Modelle in dieser Verarbeitung von "neutralen" Fahrgeschäften (also nicht dieser Weihnachtkitsch) in Großserie über Modellbaugechäfte für max. 100 € anbieten würde (die Spieluhr kann ja auch raus), könnte ich mir da wirklich einen Markt vorstellen. Die Faller-Modelle, so wie sie angeboten werden, sind Schwachsinn: Wer sie als Standmodell baut, kauft unnötig viel Zeug mit, das er nicht braucht, und der versiertere Modellbauer rüstet eh mit Messing nach.
Z.B. beim Zoo, da muss ein vernünftiger Einführungspreis für die Serie her um sie im Markt zu platzieren. Produkte und Preise sind hier frei zu ersetzen. Passten nur gerade zu den Neuheiten.
Ein Zoo ist ein sehr exotisches Thema, vor allem weil er viel Platz braucht.
Der Markt für vernünftige Bausätze zu einem fairen Preis ist da. Es traut sich nur keiner den ersten Schritt zu machen. Statt dessen puscht mich sich lieber gegenseitig nach oben und macht die Modellbahn so langsam aber sicher zu einem der edelsten und teuersten Hobbys der Welt. Ein Kilo Kaviar ist bald billiger wie 1m² vernünftig gestaltetet Modellbahn.
Wenn das Vorbild immer vielfältiger und differenzierter wird, lassen sich von den einzelnen Modellserien nicht mehr so viele Stück absetzen. Und wie ich schon schrieb, kommt man heute übers Internet viel einfacher an ausländisches Zeug ran. Und immer mehr Anbieter nutzen diese neuen Vertriebswege, und drängen auf diesen Markt. Dadurch teilt sich das immer weiter auf.
Parallelen dazu findet man auch bei anderen Bereichen wie Musik: Sicher mögen Raubkopien usw. auch eine Rolle spielen. Aber ein wichtiger Grund ist auch da die immer weitere Zersplittung. Heute kommt man mit etwas Suchen an japanische Drum & Bass Produktionen oder an brasilianische Enredo-Platten. Das war vor 20 Jahren völlig undenkbar. Klar, dass sich der Markt dadurch immer weiter aufteilt, und es verwundert kaum noch, dass Robbie Williams dadurch ein paar Platten weniger verkauft. Er ist halt nur noch einer unter vielen.
Andreas Weise