ICE in Köln entgleist

Alles zum Thema Eisenbahn im Maßstab 1:1

Nordexpress
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Beitrag von Nordexpress » Mittwoch 16. Juli 2008, 10:37

Die Prozeduren der Deutschen Bahn kenne ich aus guten Gründen nicht.

Es ist aber so eine deutsche Spezialität das Organisationsverfahren sehr exakt festzulegen in Prozeduren, und ganz viele Deutsche sind ja überzeugt, dass es der richtige Modell ist, und meinen, Fehler können dabei nicht entstehen.

Nur, was passiert wenn die Prozeduren nicht mit der Wirklichkeit stimmen, .....?

Eine andere Organisation hat Freddy über das Miwula beschrieben, innerhalb eines Themas können die Mitarbeiter selbst alle verrückte Ideen beim Aufbah verwirklichen. Daraus ist das tolle Miwula entstanden.

Eine sehr interessante Diskussion ob man sich entweder (nur) an Prozeduren legt oder mit der individuellen menschlichen Kapazität Geschäfte baut.
Tschüss Nord-Express
"Die kleine Welt ist die grösste"
Mega Straßenbahnmuseum Dänemark

Runners High

Beitrag von Runners High » Donnerstag 17. Juli 2008, 21:01

http://www.wdr.de/themen/verkehr/schien ... 0717.jhtml

Ein Zitat:

"Offenbar hat sich die Deutsche Bahn noch zwei Tage nach dem Unfall Auflagen des EBA zur Kontrolle ihrer Züge widersetzt. Aus dem EBA-Erlass vom 11. Juli geht hervor, dass die Bahn noch an jenem Freitag Einspruch dagegen eingelegt hat, dass alle Züge, die mehr als 60.000 Kilometer zurückgelegt hätten, einer Kontrolle unterzogen werden sollten. Der Einspruch hatte aber keinen Erfolg. Zugleich ordnete das EBA in seinem Bescheid "die sofortige Vollziehung dieses Bescheides wegen Gefahr im Verzug als Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse" an. "Ein unveränderter Weiterbetrieb der Triebzüge BR 403/406 ist mit erheblichen Gefahren für Leib und Leben verbunden", heißt es in dem Erlass."

Was soll man nun davon halten? Die BAHN musste tatsächlich dazu gezwungen werden ihre ICE´s einer entsprechenden Untersuchung zu unterziehen?
Das ist man wohl offensichtlich an einer (weiteren) Katastrophe vorbeigekommen und man hätte es nicht für nötig gehalten die restlichen ICe´s zu überprüfen (um wohl Zug- und Geldausfälle zu vermeiden)?

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian » Sonntag 20. Juli 2008, 10:14

Interessant interessant, extrem lesenswert:

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1 ... 49,00.html

Sind die Radansatzwellen zu schwach dimensioniert?

Sebastian
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Erhard
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Beitrag von Erhard » Sonntag 20. Juli 2008, 12:01

Eines ist bei der Diskussion hier überhaupt nicht überlegt worden, nämlich was wäre passiert, wenn bei Tempo 300 die Notbremse ausgelöst wird.

Überlegung dazu: Durch Reibung entsteht Hitze, diese hat vermutlich dazu geführt das die Achse und Rad bei dem Tempo zusammengepresst werden, erst als der Zug in Köln stand konnte sich der Schaden vergrößern und zu der Entgleisung führen.

Die Vorstellung, das bei Tempo 300 durch Notbremsung Druck auf das Rad ausgeübt wird bereitet mir mehr als nur ein Unbehagen in der Magengegend.

Das ging mir als Erstes durch den Kopf als ich von dem Unglück erfuhr.

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Beitrag von Sebastian » Sonntag 20. Juli 2008, 14:31

Die Notbremse wurde aber nicht bei 300 gelöst oder überlegst du jetzt nur was wäre wenn? Wie soll durch Hitze genau Rad und Achse zusammengepresst werden?

Die Experten gehen auch davon aus das irgendwas auf der Strecke die Beschädigung ausgelöst haben könnte.

Na warten wir mal ab
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Runners High

Beitrag von Runners High » Sonntag 20. Juli 2008, 16:26

Erhard hat geschrieben:
1. Eines ist bei der Diskussion hier überhaupt nicht überlegt worden, nämlich was wäre passiert, wenn bei Tempo 300 die Notbremse ausgelöst wird.

2. Überlegung dazu: Durch Reibung entsteht Hitze, diese hat vermutlich dazu geführt das die Achse und Rad bei dem Tempo zusammengepresst werden, ...

3...erst als der Zug in Köln stand konnte sich der Schaden vergrößern und zu der Entgleisung führen.

4. Die Vorstellung, das bei Tempo 300 durch Notbremsung Druck auf das Rad ausgeübt wird bereitet mir mehr als nur ein Unbehagen in der Magengegend.

Das ging mir als Erstes durch den Kopf als ich von dem Unglück erfuhr.
*grübel* Kannst Du das näher beschreiben? Weil, ich verstehe das nicht.

1. Der Zug kommt nach einer gewissen Dauer zum stehen? :wink:

2. Was meinst Du mit ´zusammengepresst`? Und meinst Du (wie geschrieben) HAT geführt oder HÄTTE geführt (bei einer Vollbremsung bei 300 km/h)?

3. Den Zusammenhang zu 2. verstehe ich nicht. Warum konnte sich eventuell der Schaden vergrößern, als der Zug in Köln STAND?

4. Beim Zupacken einer (Rad-)Bremse wird immer Druck auf ein entsprechend drehendes Teil ausgeübt, was ja quasi Sinn einer Bremse ist. Auf welches Problem willst Du hinweisen?
Bereitet Dir das mehr Unbehagen als ein aus den Schienen fliegender Zug (durch ein gebrochenes Teil?

Ich bin verwirrt. Hilf mir. :wink:

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Flashbanger
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Beitrag von Flashbanger » Sonntag 20. Juli 2008, 18:15

Unfälle wird es immer geben. Und wenn alle Autos zwischen Frankfurt und Köln 300km/h schnell fahren würden, dann fahre ich lieber mit der Bahn. Die Bahn hat auch großes Interresse daran, herauszufinden warum es zu der Entgleisung kam. Schließlich kostet ein ICE3 einige Millionen und das was man durch den Imageverlust an Fahrgästen verliehren würde, würde die langfristigen Pläne der Bahn auf den Kopf stellen. Glücklicherweise ist der Unfall nur bei geringer Geschwindigkeit passiert.

Gruß Flashbanger
MfG Flashbanger
______________________
CU+6050 + C-Gleis
Software: TC4.7 oder
MBSS v 0.1 beta

:jump:

Skipper

Beitrag von Skipper » Mittwoch 23. Juli 2008, 20:09

Da ich selbst als Tf. bei der DB beschäftigt bin, möchte ich mich mal kurz zum Thema äussern. Prizipiell ist es schon richtig, das es solche Unfälle immer gegeben hat und wohl auch immer geben wird.
ABER NUR PRINZIPIELL.
Ich persönlich kann nur allen Reisenden dieses Zuges zu dem Glück gratulieren, das sie auch tatsächlich gehabt haben. Jeder stelle sich vor, die Achswelle wäre jenseits der 200 km/h gebrochen.... !
Ich bin nun schon sehr lange in diesem Geschäft, ich habe diesen Beruf von der Pike auf gelernt, aber ich meine, diese Dinge sind schon mehr als bedenklich.
Ich führe keinen ICE, bin also mit lokbespannten Zügen unterwegs, (z.Zt. BR 232 dere ehem. DR, geiles Gerät, halt noch ne richtige Männerlok -grins;;;; :D ),
aber das ist noch solide Technik bei vernünftigen Geschwindigkeiten.
Mei Resümee des ganzen ist ganz einfach: Wenn ich der Ansicht bin, meine Züge müssen genauso schnell sein, wie ein Flieger beim Start, sollte ich tunlichst meinen Laden ausmisten und einen Börsengang so lange verschieben, bis solche Probleme definitiv nicht mehr auftreten. Denn Probleme hat diese ehemalige Vorzeigebahn, das darf ich versichern. Aber so ist das eben, wenn Kaufleute das Regiment übernehmen.

Übrigens, tolles Board hier.
Tschüüüüüüüssssss.

Skipper

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günni
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Beitrag von günni » Mittwoch 23. Juli 2008, 21:24

Moin Skipper,
willkommen an Bord!

Gast

Beitrag von Gast » Mittwoch 23. Juli 2008, 23:21

Die hier aufgezeigten Argumente sind alle nicht von der Hand zu weisen. Allerdings dem Unternehmen DB AG die alleinige Schuld zuzuweisen halte ich für falsch.

Wenn eine neue Triebzug-Generation auf die Schienen gestellt wird ist es ja nicht so dass das Hersteller-Konsortium diese ICE zusammenbaut, ihnen den Abnahmestempel aufdrückt und dann dem EVU übergibt, die dann diese Züge über die Strecken jagt.
Bevor neue Lokomotiven und Triebzüge auf Strecken der DB Netz AG fahren dürfen werden diese Fahrzeuge umfangreichen Prüfungen unterzogen. Es werden alle möglichen Teile der Fahrzeuge geprüft und getestet, es werden die so genannten Zulassungsprüfungen durchgeführt. Erst wenn DB-Systemtechnik ( das ehemalige Eisenbahnbundesamt) die Freigabe erteilt wird das Triebfahrzeug in den Regeleinsatz überführt.
Auch das Eisenbahnbundesamt ist hier mit im Boot.

Wir wissen doch alle dass es immer ein Restrisiko beim Betrieb von Fahrzeugen gibt, ob Fahrrad oder ICE, nichts ist 100%ig sicher.

Ich will hier nichts beschönigen oder ein Unternehmen verteidigen aber warten wir doch erst einmal das Ergebnis der Untersuchungen ab, es kann ja auch „nur“ ein Materialfehler sein, schlimm genug, aber auch der Hersteller der Radsatzwellen ist nicht in der Lage 100%ige Fehlerfreiheit zu garantieren.

Dass das EVU sich dann auch noch störrisch wie ein Esel zeigt und die Inspektionsintervalle der Untersuchungen erst nach massiver Intervention des EBA verkürzt hat ist für mich nicht zu verstehen.

Das EBA wird, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind, einen Abschlussbericht veröffentlichen. In den Medien wird dieser Bericht wahrscheinlich nur ein kurzer 3-Zeiler am Rand werden weil dieser Bericht keine Leser- Quote mehr bringt.


Bernd

H0-Holger
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Beitrag von H0-Holger » Donnerstag 24. Juli 2008, 12:21

Anonymous hat geschrieben:In den Medien wird dieser Bericht wahrscheinlich nur ein kurzer 3-Zeiler am Rand werden weil dieser Bericht keine Leser- Quote mehr bringt.

Bernd
Tja, das ist leider anzunehmen, denn gerade die von den meisten Lesern konsumierten Blätter vermeiden es ganz gerne, ihre Leser mit Fakten zu verwirren. Und die Fachpresse wird nur von einer vergleichsweise kleinen Klientel gelesen...
Gruß
Holger
Geburtstagskind, MdDC und Forenfossil

Skipper

Beitrag von Skipper » Donnerstag 24. Juli 2008, 18:22

günni hat geschrieben:Moin Skipper,
willkommen an Bord!
Hallo Günni,

danke Dir.

Skipper.

xxxStream

Beitrag von xxxStream » Dienstag 29. Juli 2008, 15:05

Bin gerade in Baden-Baden auf der B3 neu am Bahnhof vorbeigefahren. Den letzten Bahnsteig kann man von dort aus einsehen, der ist zur Straße hin offen. Dort stand ein ICE 1 halb im Bahnhof, vor dem Triebkopf, der auf halber höhe des Bahnsteigs stand liefen mehrere Personen herum, unter anderem einer vermutlich von der DB (hatte eine orange-rote-Warnweste an). Die andren sahen mehr nach Fahrgästen aus, wobei der restliche Bahnsteig lehr wirkte, als ob der ICE am abfahren war. Polizei oder so war nicht zu sehen...

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian » Samstag 13. September 2008, 13:36

Das alte Thema nochmal aufgewärmt:
http://www.bahninfo.de/archiv/meldung.p ... kelID=7649
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kiruna
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Beitrag von kiruna » Sonntag 14. September 2008, 20:14

Egal, wie wir uns drehen oder wenden: Ein Restrisiko wird immer bestehen. Ob Auto, Bahn, Flugzeug oder Space Shuttle. Je aufwendiger und größer die Technik ist, umso eher besteht die Möglichkeit, dass sich unvorhergesehene 'Kleinigkeiten' zu großen Katastrophen ausweiten können.

Vorausgesetzt, dass das eingesetzte Material vernünftig gepflegt und gewartet wird, kann das Restrisiko auf ein Minimum herabgesetzt werden.

Wie sich in der Vergangenheit leider gezeigt hat, müssen solche Unglücke erst passieren, um 'wirtschaftlich' begründete Einsparungen wieder zu korrigieren. Solange die Firmen und Konzerne das Geld lieber in die eigene Tasche stecken, als dieses in den Unterhalt der Fahrzeuge zu investieren, sollten die Fahrgäste an Stelle des Fahrplans lieber die Bibel mit auf die Reise nehmen.

Gruß, Thomas
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