Zugunglück in Sachsen-Anhalt

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ThomasausBerlin
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von ThomasausBerlin » Mittwoch 2. Februar 2011, 22:04

HJallo Dirk,

ich google gelegentlich mal so durch die Gegend - unter anderem auch in die Gegend in der ich die ersten 5 Jahre meines Lebens verbrachte. Das Örtchen nennt sich "Burg" und ist heute Teil von Herborn. Und Herborn liegt wieder so ziemlich genau in der Mitte zwischen Giessen und Siegen.

Von Burg aus zweigte eine Strecke Richtung Ballerbach-Herbornseelbach ab - die existiert in Teilen heute noch. Von Herborn aus führte eine weitere Strecke nach Burg, weiter nach Uckerdorf bis irgendwann mal hinter Haiger. Die Strecke ist nicht nut tot - sondern sogar abgebaut.

Mittlerweile ist das eigentlich recht beschauliche Herborn beliebter "Erst- und Zweitwohnsitz" derer von Geldadel aus dem Rhein-Main-Gebiet. Industriell wird die Gegend immer noch von Buderus/Haas & Söhne und Vailliant dominiert, ausserdem ist die Gegend mit dem Autokennzeichen LDK -"Land der Könige" ( :lol: ) - nicht nur Heimat der meisten Lottomillionäre Deutschland's, sondern auch Heimat der meisten engstirnigen Freikirchen Deutschlands - also viel potentielles "Verkehrsgut". Meistenteils wir der Verkehr - wenn icht im heimatlichen Schlafzimmer - über die "Sauerlandlinie" abgewickelt. Und das kleine Burg, früher mal gerade so 400 Einwohner, dann in denm siebzigern des letzten Jahrhunderts dank Eingemeindungen sogar "Stadt", hat ganz schön expandiert. Da wo mir mein Grossvater noch den Unterschied zwischen Butterpilzen und Pfifferlingen erklärt hat - ziehen sich heute schmucke Ein- und Zweifamilienhäuser durch die Gegend.... Aber 'nen IC von Herborn nach Frankfurt/Main oder nach Siegen/Köln - suchste vergebens. Also fahren die Pendler - mit dem Auto, weil mit dem Regional"express" mit Umsteigen in Giessen ist das morgends nicht so prickelnd....

Interessanterweise wohnt in Burg ein Pressesprecher der DB AG (hat da zumindestens sein Haus; ob er da noch wohnt - weiss der Geier). Interessanterweise ist dem Pressesprecher Carsten Hänche die prekäre Anbindungssituation anscheinend nocht nicht aufgefallen - liegt wahrscheinlich am Dienstwagen der DB AG und der Sauerlandlinie....

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von günni » Donnerstag 3. Februar 2011, 09:12

Moin,
der Lokführer des Güterzugs schweigt weiter. MDR

ThomasausBerlin
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von ThomasausBerlin » Donnerstag 3. Februar 2011, 14:54

...würde ich an seiner Stelle auch....:

Vorsignal und Hauptsignal wegen Nebel nicht gesehen, dann den HEX gesehen und panisch auf die zweite Lok gesprintet - und Notbremsung war nicht mehr weil's da schon gekracht hatte. Kann man dem Mann jetzt tatsächlich vorwerfen, er hätte auf der ersten Lok bleiben müssen, dort die Notbremsung einleiten müssen und dann halt abwarten müssen ob er den Crash überlebt - oder nicht....? Man vergesse nicht: Hauptschuld hat nach wie vor die DB-Netz, die die Strecke nicht mit der erforderlichen Sicherung ausgerüstet hat. Für die DB-Netz ist es natürliche bequemer, die Verantwortung auf den Lokführer des G-Zuges abzuwälzen....

Falls jemand von Euch das Spendenkonto für die Opfer des Unglückes kennt, schlage ich mal vor dieses hier anzugeben....

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von günni » Donnerstag 3. Februar 2011, 15:38

Moin Thomas,
schaue den Link zum MDR.

ThomasausBerlin
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von ThomasausBerlin » Donnerstag 3. Februar 2011, 16:10

Hi Günni,

sorry - zuspät gesehen....

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Bernd.T » Donnerstag 3. Februar 2011, 17:15

was soll man noch dazu sagen, war der TF auf der ersten oder zweiten Lok, das er kurz vor dem Unfall die Lok gewechselt hat ist für mich unwahrscheinlich. Aber warum sollte er von der zweiten Lok gefahren sein? so hirnrissig kann doch keiner sein, denn die Streckensicht dürfte doch fast null gewesen sein. Ich hatte gelesen das das Stellwerk ihn über Funk noch zugerufen haben soll, das er soll anhalten . Nicht gehört? Funkgerät aus? Erste Lok defekt und keine Möglichkeit diese zu wechseln, Fragen über Fragen die nur der Tf beantworten kann.

Aber es ist sein gutes Recht zu den Vorwürfen zu schweigen.
Bernd grüßt alle aus der Freien und Hansestadt Hamburg,
und ich schreibe nach der Reform, wie ich es gelernt habe.

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von ThomasausBerlin » Donnerstag 3. Februar 2011, 17:41

Auf offener, eingleisiger Strecke ist das -hmmm- ein wenig schwer die Lok umzuspannen.... is' ja keine Modellbahn....

Ansonsten - wäre 'ne Möglichkeit: Auf der ersten Lok funktioniert "was" nicht, deswegen zur zweiten Lok wechseln um dann möglichst beim nächsten Kreuzungsbahnhof mit der Steuerung der zweiten Lok den ganzen Zug abzubremsen und die Fehlerlok hinter der funktionsfähigen Lok einzureihen...

Bleibt das Problem der Streckensicht - der Lokführer muss den Kopf schon weit aus dem Fenster lehnen, um von zweiter Position aus überhaupt noch was von der Strecke zu sehen... Dabei hat er noch "Glück"; beide Loks sind MAK mit Mittelführerhaus. Man stelle sich sowas mal bei einer BR 218 vor... (gut, bauartbedingt kann man da auch nicht während der Fahrt die Lok wechseln...).

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Bernd.T » Donnerstag 3. Februar 2011, 18:39

ich weiß nicht was die Fahrdienstvorschrift sagt, aber ich vermute bei Mehrfachbespannung ist der vordere Führerstand zu besetzen.
Wenn es so ist das die vordere Lok defekt war, dann gibt es keine Alternative, umsetzen, abstellen oder neue Lok anfordern. So gehts nach meinem Ermessen nicht. Das wäre im Prinzip doch daselbe wenn ein LKW Fahrer die Frontscheibe zumacht und nur aus dem Seitenfenster die Fahrbahn beachtet. Mag übertrieben sein aber so ähnlich wird es sein.

Warten wir ab ob sich der TF äußert.
Bernd grüßt alle aus der Freien und Hansestadt Hamburg,
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von günni » Donnerstag 3. Februar 2011, 18:51

Moin,
...und in Lok2 den Funk aus. Somit den Haltebefehl nicht mitbekommen...
Wir spekulieren hier nur, jedoch wird die Wahrheit noch ans Licht kommen.

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Kai Eichstädt » Donnerstag 3. Februar 2011, 21:14

Moin,
günni hat geschrieben:Wir spekulieren hier nur, ...
eben, also mache ich es auch mal:
Also, der Lokführer erkennt, den Fehler/erhält den Haltebefehl und löst die Schnellbremsung aus, so daß der Güterzug kurz hinter der Weiche zum Stehen kommt. Danach duckt er sich und überlebt so leicht verletzt den Unfall, klettert aus der Lok und begibt sich in die zweite, um *wasauchimmer* zu tun. Dort wird er von den Rettungskräften aufgefunden...

Gruß
Kai

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Bernd W. » Donnerstag 3. Februar 2011, 23:57

Nun wenn er eine Notbremsung ausgelößt hat, hat er ja noch ein paar Sekunden bis zu einer Minute von vorne nach hinten zu sprinten und sich in der 2. Lok in die Kabine zu kauern.
Wie Loks aussehen sieht man an diversen Bildern. Somit sind die Überlebenschancen in der 2. Lok höher.
Menschen in Panik vollbringen Leistungen die man selber nicht für möglich hällt.
Es gibt auch Menschen, die überleben einen schweren Autounfall auf einer Brücke, steigen aus, klettern übers Geländer und stürzen in den Tod, oder laufen über die Autobahn und werden überfahren.

Da es sich aber um eine Privatbahn Gesellschaft handelt, gehe ich davon aus, das alle Fakten auf den Tisch kommen. Auch technische Probleme, die es vielleicht gegeben hat, werden schonungslos aufgeklärt. Wenn es Loks der DB AG Töchter gewesen wären, werden gerne mal gewisse Nuancen weg gelassen :wink:

Ich kann mir nicht vorstellen das ein Lokführer freiwillig einen 2700t Zug aus der 2. Lok steuert, wenn er dort vor allem bei der Suppe ( Nebel ) eh schon fast nix sieht.
Aber warten wir das Untersuchungsergebnis ab.

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Mehdornsbaggerfahrer No.1 » Sonntag 6. Februar 2011, 09:37

Hallo zusammen,
wie heißt die einfachste Art die laut EBO den Zugverkehr ermöglicht :?:
Die auch vom EBA abgesegnet ist :!:

MFG
Thomas
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von günni » Samstag 26. Februar 2011, 00:41

Moin,
der Lokführer befand sich auf der ersten Lok. Welt online

Zehnjährige Amalia nicht mehr auf Intensivstation. Hamburger Abendblatt

Strecke wird aufgerüstet. Focus online

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Mehdornsbaggerfahrer No.1 » Mittwoch 12. Oktober 2011, 09:01

Hallo zusammen,
das EBA hat den Unfallbericht ins Netz gestellt.

MFG
Thomas
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von David » Mittwoch 12. Oktober 2011, 20:27

Hier der direkte Link zum Dokument.

Ich würde vermuten, der Lokführer ist eingeschlafen o.ä. und hat die Signale nicht gesehen, daher hat er auch so spät auf den Nohaltbefehl reagiert.
Aber eigentlich ist es müßig, sich darüber Gedanken zu machen.


Gruß,
David

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von günni » Mittwoch 12. Oktober 2011, 20:35

David hat geschrieben:Hier der direkte Link zum Dokument.
Moin,
danke David.

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Bernie-Bärchen » Samstag 15. Oktober 2011, 22:06

Gepennt hat der Lokführer auf keinen Fall, sonst hätte die Sifa den Zug abgebremst. Der Unfall hat sich deshalb ereignet weil der Güterzug mit einer Verspätung von ca 2 Stunden unterwegs war. Wäre er im Zeitfenster gefahren dann hätte er:

1. Durchfahrt durch die Überleitstelle Hordorf gehabt
2. wäre der Regionalzug gar nicht entgegen gekommen

Zitat des EBA-Bericht:
"Der Güterzug DGS 69192 kam aus Richtung Halberstadt, nach Angaben der DB Netz AG mit einer ca. zweistündigen Verspätung. Gemäß Buchfahrplan wird der Güterzug DGS 69192 planmäßig ohne Halt von der zweigleisigen Strecke auf den eingleisigen Streckenabschnitt in Richtung Oschersleben übergeleitet."

Der Lokführer dieses Güterzuges ist einfach davon ausgegangen dass er beim Passieren der Überleitstelle wie immer Durchfahrt hat. Er hat gar nicht auf die Signalisierung geachtet.
Deshalb ist ja auch die Weiche 1 aufgefahren worden.

Das ist der eigentliche Grund des Unfalls. Ich möchte nicht in der Haut des Lokführers stecken.

BB

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von Maik Costard » Samstag 15. Oktober 2011, 23:38

Dazu kam noch die schlechte Sicht, im falschen Moment zur Seite geschaut und schon ist das Signal vorbei. Vielleicht hat er auch noch einmal in den Fahrplan oder in die LA geschaut. Das war die berühmte Verkettung unglücklicher Zufälle, die tragisch geendet hat. Der Mensch kann vieles besser machen als die Technik, leider kann er aber auch Fehler machen. Ist es schon Mal jemanden passiert, das er bei Rot über die Ampel gefahren ist oder jemanden die Vorfahrt genommen hat? Ist wahrscheinlich gerade noch mal gut gegangen. Hätte aber bei ungünstigen Umständen auch böse enden können. In diesem Fall war das Ende leider böse. Ich möchte den Lokführer nicht freisprechen, aber jetzt mit der großen Keule zuzuschlagen ist auch nicht richtig. Einmal nicht richtig aufgepasst und schon kann es jeden passieren. Wir alle sollten diesen Vorfall als Ansporn nehmen, in Zukunft noch besser aufzupassen und solche Situationen zu verhindern.
Schönen Gruß
Maik
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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von HaNull » Sonntag 16. Oktober 2011, 07:06

Maik Costard hat geschrieben:Dazu kam noch die schlechte Sicht, im falschen Moment zur Seite geschaut und schon ist das Signal vorbei.
Am Vorsignal nicht gebremst, am Hauptsignal nicht gebremst - also waren es mindestens zwei falsche Momemte. Und das Vorsignal wird mit drei Baken angekündigt, also hat der erste falsche "Moment" recht lange gedauert.

So viel zur Theorie. Wir waren nicht dabei und können uns kein Urteil erlauben.
████████   Gruß aus NRW
████████   Thomas
████████   Multi-MISTler: 1. Siegburg (RSK) - 2. Köln rrh. - 3. Rheinbreitbach

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Re: Zugunglück in Sachsen-Anhalt

Beitrag von David » Sonntag 16. Oktober 2011, 07:47

Hallo BB,

meine Vermutung deshalb (vielleicht war er auch nur sehr unaufmerksam), da der Zug ca. 8 Kilometer vorher zwansgebremst wurde. Ich vermute, das war der auslösende SiFa ...


Gruß,
David

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